Das derzeitige Zinsniveau in der Eurozone ist schlichtweg zu niedrig

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 30.11.2011
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Aktionärsbrief

Es kompensiert nicht einmal annähernd Bonitäts- und Inflationsrisiken, die derzeit herrschen. Deswegen ist es auch unrealistisch, zu erwarten, dass neues Kapital in die europäischen Anleihenmärkte zurückkehrt, um zu investieren. Zu den derzeitigen Konditionen gibt es kein Geld. Das ist aber die Grundvoraussetzung für die Stabilisierung der Märkte.


 

Seit dreißig Jahren fallen in den Industriestaaten die Zinsen. Seit 1981/82 haben sich die Renditen fast geviertelt. Entsprechend stark sind die Anleihenkurse gestiegen, Zinsen gefallen und die Verschuldung explodiert. Dafür gab es aber auch Wachstum. So positiv das auch ist, so sehr haben sich die Anleihenmärkte faktisch in eine Blase hineinmanövriert, die erst in den USA und dann in Europa platzte. Mit den Schuldenkrisen beginnt die Trendwende der Kapitalmärkte. Somit stellt sich nun die Frage:

Wie hoch müssen die Renditen europäischer Staatsanleihen derzeit sein, um neues Geld anzulocken? Vermutlich wesentlich höher als das derzeitige Niveau. Selbst 8 % in Italien werden noch nicht hoch genug sein, um Kapital für künftige Anleihenemissionen anzulocken. Vielleicht müssen Renditen kurzfristig auch auf 10 oder 11 % steigen, um dies zu bewirken. Was wären die Folgen?

Hohe Zinsen sind kurzfristig kein Beinbruch, wenn eine Refinanzierung damit möglich ist. Das ist das erste Ziel aller Eurostaaten, die derzeit vom Kapitalmarkt abgeschnitten sind. In dem Moment, wo Kapital in diese Märkte zurückfließt, werden die Kapitalmarktzinsen dann wieder sinken. So entsteht eine normale Zinstendenz. Je schneller das jetzt geht, desto besser. Am schönsten wäre ein Crash am Anleihenmarkt, der die Zinsen explodieren lässt, aber eine neue Ausgangslage schafft, um neues Kapital anzuziehen. Anders:

Der Versuch, die Zinsen künstlich zu drücken, ist falsch. Selbst wenn die EZB als unbegrenzter Käufer auftreten würde, würde sie im Moment nur den Prozess hinauszögern. Sie würde zwar den Markt liquide halten, aber neues Kapital würde trotzdem nicht in die europäischen Anleihen fließen. Vor 6 bis 8 Wochen sah das noch anders aus. Heute wäre ein Versprechen der EZB weitestgehend wirkungslos.

Vor steigenden Kapitalmarktzinsen muss man keine Angst haben. Je schneller ein Markt aus der Überbewertung herauskommt, desto schneller ist er bereinigt. Das ist dann zwar spektakulär, schafft aber schnell neue Fakten. Kein Staat geht übrigens deswegen sofort pleite, denn die höheren Zinsen verteuern nur über eine sehr lange Laufzeit die Bedienung der Staatsverschuldung, und auch nur, wenn die Zinsen auf diesem Niveau bleiben. Im Moment werden die Eurostaaten sehr teuer für ihre Refinanzierung bezahlen müssen. Das ist aber die Sache wert.

Fazit: Wie geht der Aktienmarkt mit steigenden Zinsen um? Normalerweise üben steigende Kapitalmarktzinsen eine Bremswirkung aus. Aus der heutigen Situation heraus ist das unwahrscheinlich. Wenn die Eurokrise damit entschärft wird und die Eurostaaten ihre Haushaltspolitik wie vor zwei Wochen skizziert drastisch ändert, wird der Aktienmarkt daraus nur Positives ziehen. 

 

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