Cisco und Akami können nicht Schritt halten

Stephan Heibel
Veröffentlicht von Stephan Heibel am 11.02.2011
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Heibel-Ticker Börsenbrief

CISCO: NOKIA, ALCATEL/LUCENT, MOTOROLA, .... CISCO? Ihr Autor ist schon ein besonders wohlmeinender Mensch. Nachdem Cisco CEO John Chambers das erste Mal enttäuschende Zahlen vorgelegt hatte, wollte ich es nicht wahr- haben und hielt dem Unternehmen die Stange. Doch nach dem zweiten enttäuschenden Quartalsergebnis forderte ich Sie zum Verkauf auf, und rechtzeitig vor der Veröffentlichung des folgenden Quartalsergebnis habe ich Sie nochmals mehrfach zum Verkaufen aufgefordert - auch wenn der Verlust weh tat.


Gestern hat Cisco nun erneut Quartalszahlen vorgelegt, der Kurs ist erneut eingebrochen. Die Gewinnmarge schmilzt weiter dahin, die bereits zweimalig reduzierte Prognose wurde ein drittes Mal zurückgenommen. Das Unternehmen hat irgendeinen Trend verschlafen und läuft nun der Konkurrenz hinterher. Die Produkte werden billigst verscherbelt, nur um die Marktanteile zu behalten. Chambers spricht bereits von der neuen Produktgeneration, die besser und günstiger sein soll als alles, was die Konkurrenz zur Zeit hat. Er gesteht damit ein, dass Cisco derzeit nicht wettbewerbsfähig ist. Hier die Zahlen: Der Umsatz wuchs um 6% an (Juniper +21%), der Gewinn je Aktie betrug 0,27 USD (erwartet wurden 0,35 USD). Während der Umsatz sogar leicht über den Erwartungen lag, schmolz die Gewinnmarge um 2% auf 19% dahin. Dadurch konnte Cisco zwar Marktanteile halten, verdient aber weniger. Bei Juniper machen neue Produkte aus Wachstumsmärkten rund 45% des Umsatzes aus, bei Cisco nur 15%. Der Kurs von Cisco ist gestern nochmals um 10% eingebrochen. Ich würde Cisco nun abschreiben, wenn das Unternehmen nicht 40 Mrd. USD auf der hohen Kante hätte. Doch auch Microsoft schiebt seit langem riesige Barbestände vor sich her, findet aber keinen neuen Wachstumsmarkt mehr. Heute schloss Microsoft nun endlich die Kooperation mit Nokia, die beiden wollen nun mit dem Rücken zur Wand gegen Apple antreten. Wie wär's mit einer Sonderdividende für die Cisco-Aktionäre? Oder wird Cisco irgendwann mit Alcatel fusionieren? Es bleibt also bei meiner Einschätzung, die ich vor drei Monaten beschrieb: Auf absehbare Zeit sollte man die Aktien von Cisco nun nicht mehr anfassen. Die attraktiven Bereiche werden von anderen Unternehmen besetzt. Auch Nokia hielt man für unantastbar, bis Apple das iPhone herausbrachte. Ein ähnliches Schicksal erlitten Lucent, Altcatel (inzwischen fusioniert) und Motorola (inzwischen aufgespalten). AKAMAI: INVESTITION IN PRODUKTAUSBAU BINDET RESOURCEN Im vergangenen Oktober haben wir Akamai von 32 bis auf 38 Euro geritten, ein Plus von 18,8% in nur drei Wochen. Gestern hat Akamai seine Quartalszahlen veröffentlicht, der Kurs ist um 20% auf 30 Euro eingebrochen. Haben wir hier eine neue Spekulationsgelegenheit oder neigt sich die Erfolgsstory von Akamai dem Ende? Um es kurz zu machen: Hmmm, das ist nicht so leicht zu beantworten :-( Investoren sind verwöhnt von Salesforce.com. Das Unternehmen hat das beste Angebot im Bereich Cloud Computing und investiert derzeit überwiegend in die Abteilung ≥Vertragsunterzeichnung Neukunden„ ˆ bildlich gesprochen. Soll heißen,  dass Salesforce.com zufrieden ist mit dem eigenen Angebot und derzeit nur den Zulauf an Neukunden strukturieren muss. Akamai hingegen kümmert sich derzeit überwiegend um die bestehenden Kunden. Dort wird investiert, um den Kunden ≥Mehrwert„ anbieten zu können. So zumindest klang es in der Pressekonferenz durch. Böswillig könnte ich nun behaupten, dass Akamai investieren muss, um seine bestehenden Kunden zufrieden zu stellen. Dies deckt sich mit meiner Beobachtung vom vergangenen Dezember, als Wikileaks-Sympathisanten die Webseite von Visa lahm- legten, Visa ist Kunde von Akamai. Gleichzeitig haben jegliche ≥Angriffe„ auf Amazon keinen Erfolg gehabt, Amazon kümmert sich selbst um seine Webseite. Akamai steht weniger im Wettbewerb zu anderen Web-Performance- Optimierern, als vielmehr im Wettbewerb zu den jeweiligen hauseigenen EDV-Abteilungen. Bei Wachstumsspitzen mag die EDV- Abteilung zeitweilig überfordert sein, doch nach wenigen Jahren wird jegliches neues Datenvolumen zur Gewohnheit, die passende Infrastruktur lässt sich günstig nachbauen. So ist Akamai überwiegen für Wachstumsunternehmen ein guter Partner. Wenn das Geschäft sich stabilisiert, kann die interne EDV-Abteilung aufholen und den Dienst vermutlich günstiger anbieten. Das ist der Gedanke, oder die Befürchtung, die hinter dem Ausverkauf von gestern steht. Sind die Anforderungen an die Infrastruktur nachhaltig so komplex, dass sie ausgelagert werden müssen? Wenn nein, dann kann die interne EDV-Abteilung irgendwann das Ruder wieder übernehmen. Wenn ja, lassen sich dann die kritischen Datenströme nicht viel günstiger über Salesforce.com dirigieren? Im abgelaufenen Quartal hat Akamai 0,40 USD je Aktie verdient (erwartet wurden 0,38 USD), 31% mehr als vor einem Jahr. Der Umsatz stieg um 19% auf 284 Mio. USD, eine Mio. USD höher als erwartet. Worauf die Analystin von Jeffries in der Pressekonferenz herumgeritten ist, war die Ziffer 45: Akamai hat im abgelaufenen Quartal nur 45 Neukunden gewonnen, in den Vorquartalen waren es stets deutlich mehr. Aus dieser Ziffer wurde abgeleitet, dass Akamai nicht mehr attraktiv für Neukunden sein könnte und eben bei den Bestandskunden investieren müsse, um sie zufrieden zu stellen. So war die Aussage des CEOs Paul Sagan, in den beiden Folgequartalen unterproportional zu wachsen, sondern erst gegen Ende des Jahres wieder ordentliche Zuwachsraten zu verzeichnen, Salz auf die Wunde: Ist das aktuelle Angebot von Akamai wirklich noch attraktiv oder steht das Unternehmen mit dem Rücken zur Wand und muss investieren? Irgendwie erinnert mich das an Cisco vor zwei Quartalen. Ja, Akamai muss investieren, und das ist immer schlecht für die Gewinnmarge und beinhaltet das Risiko, dass sich die Investition nicht auszahlt. Die Chancen sind, wie bei Cisco, groß, denn die Millionen Kleinstgeräte, die in den nächsten Jahren auf die Märkte strömen (Smartphones, Touchpads, ...), werden verstärkt Video-Streaming ermöglichen und den Datenverkehr exorbitant in die Höhe schrauben. Doch wird es Akamai sein, das dafür die richtige Hard- und Softwarekombination zur Verfügung stellt? Oder gibt es andere Unternehmen, die das besser können? Wir befinden uns im Jahr 2011, die zügellose Rallye der breiten Börse ist beendet, und wir müssen uns unsere Kandidaten genau aussuchen. Die Börse kann inzwischen sehr gut unterscheiden zwischen Branchentrends und Unternehmensentwicklungen. Nicht umsonst sind Juniper, Alcatel-Lucent und sogar Ciena, einst chancenlose Wettbewerber von Cisco, gestern angestiegen. Und nicht umsonst sind Slaesforce.com und F5 Networks vor dem Hintergrund des Quartalsergebnisses von Akamai gestern ebenfalls angestiegen. 2011 trennt sich die Spreu vom Weizen. Cisco ist im Kröpfchen, Akamai ... meine Hand kreist noch zwischen Töpfchen und Kröpfchen hin und her. Für einen Trade eignet sich Akamai jedoch vorerst nicht mehr. Übrigens: Diese Einschätzung werden Sie nirgends finden, ich habe mir Pressekonferenz sowie die anschließende Fragerunde intensiv durchgearbeitet und gehe davon aus, dass die teilnehmenden Analysten in den nächsten Tagen erst entsprechende Einschätzungen veröffentlichen werden ˆ wenn sie gut sind ;-) Wenn sie schlecht sind, könnte es noch drei Monate dauern.
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