Chinas Aktienmärkte öffnen sich für ausländische Anleger

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 17.09.2014
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Aktionärsbrief

Bisher konnten die meisten Nicht- Chinesen ausschließlich die in Hongkong gehandelten Aktien von chinesischen Unternehmen, die sogenannten H-Aktien, erwerben. Die in Shanghai gehandelten „A-Aktien“ sind bisher fast ausschließlich chinesischen Staatsbürgern vorbehalten. Der Zugang von ausländischen Anlegern zu A-Aktien ist streng reglementiert. Er ist nur autorisierten Asset-Managern möglich, die im Rahmen des Qualified-Foreign-Institutional-Investors- (QFII) oder des Renmimbi-Qualified-Foreign- Institutional-Investors-Programms (RQFII) zu handeln. Die einzelnen Vermögensverwalter werden nach strengen Kriterien ausgewählt und erhalten dann Quoten zugeteilt, mit der sie dann an der Börse Shanghai investieren können. Ab Oktober wollen die chinesischen Regulierungsbehörden die bisher streng voneinander abgeschotteten Märkte in Hongkong und Shanghai öffnen und grenzüberschreitende Aktiengeschäfte erlauben. Dieses „Shanghai-Hongkong-StockConnect- Programm“ ist allerdings auf ein tägliches Volumen von 23,5 Mrd. Yuan (ca. 2,8 Mrd. €) begrenzt. Ist dieses tägliche Limit erschöpft, werden nachfolgende Aufträge nicht mehr ausgeführt. Anders als bei den bisherigen Programmen gibt es aber keine festen Quoten für einzelne Anleger. Neben dem täglichen Limit gibt es eine Gesamtquote von 550 Mrd. Yuan (ca. 67 Mrd. €), die nicht überschritten werden darf. Das neue Programm ist also ein erster Schritt, um die chinesischen Märkte peu á peu vollständig zu öffnen.


Das Shanghai-Hongkong-Stock-Connect-Programm wird also zwei der weltgrößten Aktienmärkte miteinander verbinden. Die Hong Kong Stock Exchange ist mit einer Marktkapitalisierung von rund 3,3 Billionen $ die weltweit sechstgrößte Börse, während die Shanghai Stock Exchange mit 2 Billionen $ auf dem siebten Platz rangiert. Das Programm besteht aus zwei Teilen. Über den „Northbound“-Teil können insgesamt 300 Mrd. Yuan von Hongkong nach Schanghai fließen. Im Rahmen des entgegengesetzten Southbound-Teils können insgesamt 250 Mrd. Yuan vom chinesischen Festland in Hongkong investiert werden. Während der Northbound-Teil grundsätzlich allen offensteht, ist der Southbound-Teil zunächst auf institutionelle Investoren sowie sehr vermögende Privatkunden begrenzt. Es ist aber damit zu rechnen, dass auch dieser Teil des Programms mit der Zeit weiter geöffnet wird.

Die Öffnung ist sowohl für institutionelle als auch für private Anleger attraktiv. Institutionelle Anleger können nun viele neue Produkte auflegen, mit denen man am chinesischen Wirtschaftswachstum partizipieren kann. Auch wenn das BIP im Reich der Mitte nicht mehr ganz so überschäumend wächst wie in den vergangenen Jahren, spielt doch ein für 2014 erwarteter BIP-Anstieg von 7,5 % weltweit immer noch ganz vorne mit. Zudem herrscht bei vielen Anlegern in den USA und Europa wegen der rekordtiefen Zinsen und Renditen akuter Anlagenotstand, weshalb neue Investmentmöglichkeiten in China sicherlich mit offenen Armen empfangen werden.

Die beiden Aktienmärkte in China werden bisher von völlig unterschiedlichen Anlegergruppen dominiert. Am Festlandmarkt in Schanghai tummeln sich vor allen Dingen Privatanleger, die vor allem auf Momentum-Werte setzen. 80 % der Investitionen in A-Aktien werden von Privatanlegern getätigt. Hongkong hingegen ist mit einem Anteil von 60 % eher die Spielwiese von institutionellen Anlegern, die zudem zur Hälfte aus dem Ausland kommen. Bei den Profis stehen eher nüchterne Rahmendaten wie KGV oder andere Kennzahlen im Vordergrund. In Schanghai hat man dagegen den Eindruck, dass die hier dominierenden Privatanleger dem bekannten chinesischen Spieltrieb folgen und eher zocken als ernsthaft zu investieren. Demzufolge ist die Volatilität in Shanghai deutlich größer als in Hongkong. Ein Grund dafür mag aber auch sein, dass in Shanghai gelistete Unternehmen niedrigere Standards erfüllen müssen als in Hongkong, was sich langfristig auch in der Qualität der Unternehmensführung und somit auch in der Kursentwicklung niederschlägt. Wegen der bisherigen Abschottung gibt es bisher Preisdifferenzen von Unternehmen, die gleichzeitig an beiden Märkten gehandelt werden. Das neue Programm wird diese Preisdifferenzen einengen, da durch die Öffnung nun auch Arbitrage zwischen beiden Börsen möglich sein wird. Durch das Stock-Connect-Programm steht Schanghai mit den A-Aktien ab Oktober grundsätzlich jedem Anleger zur Verfügung. Durch die täglichen Limits und die Gesamtbegrenzung gibt es allerdings keine Garantie, dass jeder Anleger, der investieren möchte, auch tatsächlich zum Zuge kommt.

Ein gangbarer Weg für deutsche Privatanleger, um in China zu investieren, bleiben weiterhin Investmentfonds und ETFs. Das Angebot entsprechender Produkte wird bald deutlich ansteigen. Das Problem bei den neuen Produkten wird aber sein, dass keine historischen Daten zur Verfügung stehen, um deren Performance und Risiko einschätzen zu können. Warum also nicht Produkte auswählen, die bereits in der Vergangenheit ansprechende Leistungen gezeigt haben.

Unter den sechs verfügbaren Indexfonds stechen z. B. der DB XTrackers FTSE China 25 UCITS-ETF heraus, der in diesem Jahr bisher eine Performance von rund 13 % gezeigt hat. Besonders interessant dürften aber Produkte sein, die vor allem in Festlandaktien (A-Shares) investieren und zudem aktiv gemanagt sind. In der Vergangenheit hat sich herausgestellt, dass diese Produkte den passiv gemanagten Indexfonds performancemäßig überlegen sind. Besonders zu erwähnen sind hier der „Threadneedle China Opportunities Retail Net Euro“, der „UBS China Opportunity (Dollar) P-acc“ sowie der „Standard Life Investments Global SICAV China Equities Z“. Alle drei hervorgehobenen Produkte haben in den vergangenen drei Jahren eine Rendite von über 20 % p. a. erwirtschaftet, wobei sich das Risiko mit 16 % bis 18,5 % im mittleren Bereich bewegte. Wir werden die Investmentstory China in den kommenden Monaten aber auch selektiv mit der Empfehlung von Einzelwerten abrunden.
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