Chancenreiche Nachahmerpräparate

Weimer Media Group GmbH
Veröffentlicht von Weimer Media Group GmbH am 27.07.2010
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Die Menschen in den Industriestaaten werden immer älter, und die Ausgaben für das Gesundheitswesen steigen weltweit. Medikamente zählen dabei zu den größten Kostentreibern. Doch es gibt eine Alternative, nämlich den verstärkten Einsatz von Nachahmerpräparaten. Experten sagen der Generika-Branche deshalb eine glänzende Zukunft voraus. Außerdem versprechen Biosimilars mittelfristig enorme Zuwachsraten.


Praktisch unbeeindruckt von Wirtschaftszyklen oder Finanzkrisen expandiert der Absatz von Gesundheitsdienstleistungen weltweit. Zu den wichtigsten Wachstumsträgern zählen Medikamente. Allein die gesetzlichen Krankenversicherungen in Deutschland haben 2009 mehr als 32 Mrd. Euro dafür ausgegeben, ein Plus von 5% gegenüber dem Vorjahr. Mit Sparmaßnahmen will Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler den Anstieg künftig dämpfen. Bisher verpufften ähnliche Versuche relativ schnell. Nach anfänglichen Erfolgen legten die Kosten in der Folge umso schneller zu. Die Gründe sind vielfältig: Angesichts der Gewinne in Milliardenhöhe für patentgeschützte Arzneimittel setzen Branchenlobbyisten Himmel und Hölle in Bewegung, um die negativen Folgen für die Pharmafirmen zu begrenzen. Allerdings wollen auch die Versicherten eine möglichst gute Versorgung. Hinzu kommt eine Zunahme von Volksleiden wie Diabetes oder Bluthochdruck. Dank der intensiven Behandlung dieser Krankheiten werden die Menschen im Durchschnitt immer älter. Die Vergreisung lässt die Ausgaben nur noch mehr steigen. Prozentual zweistellige Umsatzsteigerungen Als Ausweg aus der Kostenfalle gelten preiswerte Nachahmerpräparate. Sobald der Patentschutz einer Wirkstoffkombination ausgelaufen ist, können Unternehmen die Generika erheblich günstiger als die Originalmedikamente anbieten. Schließlich müssen sie nicht die extrem teure Forschung und Entwicklung eines neuen Wirkstoffs refinanzieren. Mittlerweile hat sich die einstige Nische im Pharmasektor gemausert: In Deutschland entfallen auf Generika rund ein Fünftel der gesamten Ausgaben für Medikamente. Und der Markt wächst um 10% pro Jahr, laufen doch regelmäßig die Patente umsatzstarker Medikamente ab. In den kommenden zehn Jahren soll sich der Weltmarkt auf dann rund 240 Mrd. US-Dollar verdreifachen. Hierzulande gibt es nach einer Übernahmewelle noch einen unabhängigen Global Player unter den Generikaherstellern: STADA. Hexal verleibte sich die Novartis-Tochter Sandoz 2005 für 5,65 Mrd. Euro ein. Ratiopharm ging erst vor ein paar Monaten für 3,5 Mrd. Euro an das israelische Unternehmen Teva Pharmaceutical. Der Generikagigant setzt wie kaum ein anderer Konzern auf Wachstum durch Akquisitionen. Seit 2003 gab Teva mehr als 18 Mrd. US-Dollar für Firmen mit zusammen gut 5 Mrd. USDollar Umsatz aus. Bis 2015 sollen sich die Erlöse des Konzerns auf 31,2 Mrd. US-Dollar mehr als verdoppeln. Mit einem Börsenwert von fast 38 Mrd. Euro ist der Weltmarktführer prominent in den Portefeuilles institutioneller Investoren vertreten. Auf die Generika-Branche spezialisierte Fonds gibt es in Deutschland allerdings nur wenige. Der Lacuna Adamant Global Generika ist erst seit Ende Mai 2010 zum Vertrieb zugelassen. Es handelt sich um einen Spiegelfonds, der den Schweizer Adamant Global Generika eins zu eins abbildet. Der ursprüngliche Fonds wurde im März 2008 aufgelegt und schaffte seither eine Performance von 3,3% per annum. Auf den ersten Blick wenig, doch der DAX verlor im gleichen Zeitraum ein paar 100 Punkte. Besser schnitt der Pictet Generics ab, der bereits 2006 auf den Markt gekommen war. Trotz der ambitionierten Verwaltungsgebühren von bis zu 2,4% jährlich hängte Fondsmanager Michael Sjöstrom (verantwortlich seit 15.12.2008) den MSCI World Health Care zuletzt klar ab: 2009 um 28%, 2010 bis Ende Juni um weitere 3,8%. Der Vergleichsindex wird allerdings von Pharmakonzernen dominiert, die in den vergangenen Jahren eher schwächer tendierten. Das ist auch das größte Manko der meisten Pharmafonds, die zwar ebenfalls Generikahersteller im Portefeuille haben. Zu den größten Positionen im Depot gehören aber in der Regel die schwerfälligen Pharmagiganten. Mit denen hat Sjöstrom nichts am Hut. Er setzt ausschließlich auf die Hersteller von Nachahmerpräparaten, insbesondere mittelgroße Unternehmen wie Sawai oder Towa aus Japan. Aber natürlich kommt Sjöstrom an den Boliden der Branche, Teva (6% des Fondsvermögens) oder Mylan (5%), nicht vorbei. Viel Fantasie bieten Gesellschaften aus Schwellenländern wie Hikma (Jordanien, notiert in London), Dr. Reddy Laboratories (Indien) oder Aspen Pharmacare (Südafrika). Denn mit den verfügbaren Einkommen nehmen auch in den Emerging Markets die Ansprüche an die Gesundheitsversorgung zu. Teure Markenarzneien sind jedoch oft unerschwinglich. Biotecharzneien kommen in die Jahre Um günstigere Preise geht es auch bei den Biosimilars, den Biotechpräparaten ähnlichen Nachahmerprodukten. Die Kostensenkung fällt allerdings erheblich geringer aus, weil die Herstellung wesentlich komplexer und damit aufwändiger ist. Trotzdem bemühen sich die Firmen intensiv um diesen Markt, der als nächster Wachstumstreiber der Generikaindustrie gilt. Schließlich fallen 2012 die ersten Biotechprodukte aus dem in der Regel für 30 Jahre geltenden Patentschutz: Genentech entwickelte synthetisches Insulin, das der US-Pharmariese Eli Lilly ab 1982 unter dem Namen Humulin vertrieb. Laut einer Analyse der Marktforschungsgesellschaft IMS Health entfällt auf Biotechmedikamente bereits ein Sechstel des globalen Pharmaumsatzes. Jährliches Wachstum: 18%. Den Generikakonzernen steht also eine glänzende Zukunft bevor. Deshalb dürften die Aktienkurse in den kommenden Jahren weiter zulegen. Vor RückschlaÅNgen ist die Branche dennoch nicht gefeit: Die Politiker wollen nämlich nicht nur die Preise patentgeschützter Medikamente, sondern auch jene der Generika drücken. Investoren sollten deshalb einen langfristigen Anlagehorizont mitbringen. Es dauert ohnehin einige Zeit, bis der Ausgabeaufschlag (maximal 5%) durch Wertsteigerungen wieder verdient wurde. Fazit: Generikahersteller werden wegen des Kostensenkungsdrucks im Gesundheitswesen und den Biosimilars in den kommenden Jahren rasant wachsen. Die Aktienkurse könnten zusätzlich durch Übernahmekämpfe beflügelt werden. Die wenigen zugelassenen Fonds sind aber recht teuer. Deshalb sollten Anleger nur auf längere Sicht investieren.
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