Branchenporträt - Edelmetalle

Veröffentlicht am 06.04.2009

Seit einigen Jahren ein gewichtiges Thema sind die Edelmetalle. An erster Stelle natürlich Gold. Gold ist für den Menschen der Inbegriff von Reichtum, Wertstabilität und Schönheit. Es wird bereits seit Jahrtausenden von Menschenhand verarbeitet, was zum einen an seiner goldglänzenden Farbe liegt, und zum anderen kommt es als Element gediegen in der Natur vor und muss nicht erst durch chemische Verfahren nutzbar gemacht werden.


Ferner weist es eine leichte Legierbarkeit mit anderen Metallen sowie eine moderate Schmelztemperatur auf, kein Wunder also, dass es im Laufe der Zeit zu einem unverzichtbaren Industrie-Werkstoff sowie zum beliebtesten Rohmaterial für Schmuck avancierte. Gold dient in Form von Goldmünzen und Barrengold ferner als internationales Zahlungsmittel und wird von vielen Zentralbanken der Welt eingelagert, obgleich heute Währungen in der Regel nicht mehr durch Goldreserven gedeckt sind. Bislang wurden insgesamt rund 150.000 Tonnen Gold gefördert. Die bedeutendste Goldfördernation ist derzeit Südafrika, gefolgt von den USA, Australien und Russland. Zurzeit gehören rund 18% des geförderten Goldes Zentralbanken und anderen Institutionen. Die Vorkommen sind weltweit verstreut. Circa 40% des heute bergmännisch geförderten Goldes kommen aus den USA, Südafrika, Australien und Russland. Die jährliche Förderung beträgt heute etwa 2.600 Tonnen. Durch Fortschritte in der Gewinnung und aufgrund des aktuell hohen Marktpreises lohnt sich inzwischen sogar der Abbau von Gestein, das nur ein Gramm Gold pro Tonne Gestein enthält. Selbst alte Abraumhalden werden heutzutage aufs Neue zur Produktion herangezogen. Doch auch in der „Investmentbranche“ hat sich Gold einen festen Platz erobert. So hat es für Anleger eine wichtige Bedeutung, da es als krisensicheres Investment und als Inflationsschutz gilt, als so genannter „sicherer Hafen“ in turbulenten Zeiten. Augenblicklich ist es vor allem wegen der Unwägbarkeiten im weltweiten Finanzgefüge gefragt.


Silber

Sehr beliebt unter Spekulanten ist auch Silber. Es wird von Menschen seit etwa 7.000 Jahren verarbeitet. Zeitweise war es wertvoller als Gold. Da nach 1870 vorwiegend Gold als Währungsmetall verwendet wurde, verlor das Silber seine wirtschaftliche Bedeutung nach und nach. Wurde Silber Ende des 20. Jahrhunderts stark in der Photoindustrie nachgefragt, ging dieser Trend in den 90er Jahren aufgrund des Siegeszugs der digitalen Abbildungstechnik zurück. Silber weist die größte elektrische Leitfähigkeit aller Metalle und die beste thermische Leitfähigkeit aller Elemente auf, nur Supraflüssigkeiten und Diamanten haben hier bessere Werte. Gemeinsam mit seiner ausgeprägten optischen Reflexionsfähigkeit ist es daher auch für den Einsatz in Elektrik, Elektronik und Optik geradezu prädestiniert. Silberlegierungen (u.a. mit Kupfer, Zink, Zinn, Nickel, etc.) werden in der Elektrotechnik als Lotlegierungen, Kontaktmaterialien und Leitmaterial genutzt. Als Lebensmittelfarbstoff kommt Silber sogar bei der Nahrungsmittelherstellung zum Einsatz. Laut einer Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung, des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung sowie der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe beträgt die Reichweite der Silber-Ressourcen nur noch 28 Jahre. Somit ist mit einer Verknappung von Silber in den nächsten Jahrzehnten zu rechnen. Hinzu kommt ein ständig erweitertes Anwendungsspektrum bei Silber, so wurden jüngst Werkstoffe oder Beschichtungsverfahren entwickelt, die sich die antibakterielle Wirkung von Silber zunutze machen (Desinfektion, Medizintechnik, Küchenausstattung etc.). Interessant ist auch die verstärkte Nachfrage aus dem Bereich regenerativer Energien. So stieg die Nachfrage nach Silber für Solarpanels von 2001 bis 2007 um mehr als das Doppelte auf nunmehr knapp 1.000 Tonnen. Gleiches gilt bei der Wasserreinigung. Da der Solarenergie von der Verfügbarkeit her noch ein hohes Wachstumspotenzial zuzutrauen ist und die Wasserreinigung aufgrund der zunehmenden Umweltverschmutzung, des Klimawandels und des Bevölkerungswachstums immer wichtiger wird, könnte Silber langfristig profitieren.


Platin

Mit Preisen von über 2.000 Dollar pro Feinunze war Platin lange Zeit mit Abstand das teuerste der vier Edelmetalle. Zum einen sind die Vorkommen weltweit recht begrenzt und werden nur in wenigen Stätten gefördert, vorwiegend in Ländern mit einem gewissen infrastrukturellen Risiko. So wird Platin hauptsächlich in Südafrika gefördert, ansonsten fällt es als Nebenprodukt bei der Buntmetallförderung an. Als wichtigste Fördernationen belegt Südafrika Rang eins, gefolgt von Russland und Kanada. Ferner ist der Gewinnungsprozess von Platin recht aufwändig. Um eine Unze Platin mit standardisiert 95% Reinheitsgehalt zu erhalten, braucht man zehn Tonnen Erz und einen fünfmonatigen Veredelungsprozess. Die Nachfrage nach Platin übertraf über Jahre hinweg die Fördermenge und konnte eine ganze Weile nur durch den verstärkten Abbau russischer Lager befriedigt werden. Platin ist sehr korrosionsbeständig und wird zur Herstellung von Schmuckwaren, Fahrzeugkatalysatoren (40% der jährlichen Fördermenge), Laborgeräten, Zahnimplantaten und Kontaktwerkstoffen sowie Elektroden (z.B. in Zündkerzen) verwendet. Aufgrund seiner Verfügbarkeit und seiner speziellen Eigenschaften gibt es für Platin und Platinlegierungen zahlreiche unterschiedliche industrielle Einsatzgebiete. Die Preisentwicklung von Platin ist recht bemerkenswert, galt es doch früher als lästiges Begleitmaterial bei der Goldexploration bzw. als „unreifes“ Gold. Über Jahrhunderte hinweg wurde es als lästiges Nebenprodukt wieder zurück in die Flüsse geworfen. Diese Zeiten sind lange vorüber, der weltweite Wirtschaftsboom verschaffte Platin bis Anfang 2008 eine stetige Nachfrage. Zu allererst war hier der steigende Automobilabsatz in den aufstrebenden Schwellenländern wie Indien und China zu erwähnen. Die weltweite Rezession hat allerdings auch den Platinpreis unter Druck gesetzt. Doch sobald sich die Wirtschaft wieder erholen wird und der nächste Aufwärtszyklus bevorsteht, sollte Platin erneut zu den Börsenstars am Rohstoffhimmel zählen.


Palladium

Ist ein seltenes, silberweißes Übergangsmetall der Platingruppe und dem Platin im chemischen Verhalten sehr ähnlich. Daher wird Palladium gern auch als „das billigere Platin“ bezeichnet, da beide Edelmetalle gerade bezüglich ihrer chemischen Eigenschaften große Ähnlichkeiten zeigen. Es gehört zu den seltensten Platinmetallen, denn der Anteil Palladiums an der der Erdkruste liegt bei nur 0,0000001 Gewichtsprozent. Palladium ist das leichteste Element der Platingruppe, von den Elementen dieser Gruppe hat es daher den niedrigsten Schmelzpunkt. Es ist ein verformbares und bei Hitze gut schmiedbares Metall, das an der Luft sehr beständig ist. Von den Platinmetallen gilt Palladium als das unedelste und ist recht reaktionsfreudig. Bemerkenswert ist seine Eigenschaft der Wasserstoffabsorption: Es kann mehr als das 1.000fache seines eigenen Volumens an Wasserstoffgas aufnehmen, ein Umstand, den sich vor allem die Katalysatorenindustrie zunutze macht. Ohne Widerstand kann Wasserstoff durch erhitztes Palladiumblech diffundieren, wodurch man es von anderen Gasen scheiden kann. Palladium besitzt die höchste Absorptionsfähigkeit aller Elemente für Wasserstoff. Bei Raumtemperatur kann es das 900fache, Palladiummohr das 1.200fache und kolloidale Palladiumlösungen das 3.000fache des eigenen Volumens binden. Hauptabnehmer von Palladium ist die Automobilindustrie mit einem Anteil von mehr als 50%. Mit den stets neuen Abgasnormen müssen die Abgase bei sehr hohen Temperaturen verbrannt werden. An dieser Stelle wird Palladium für die Industrie interessant, denn es kann bei Temperaturen bis 950°C eingesetzt werden – Platin nur bis 650°C, was die Nachfrage im Vergleich zu Platin sukzessive anwachsen lassen sollte. Ferner wird Palladium auch als Elektrodenmaterial in Brennstoffzellen verbaut und könnte möglicherweise als Wasserstoff-Speichermaterial im zukünftigen Wasserstoffauto eingesetzt werden, sollte sich die Wasserstofftechnologie durchsetzen können. Der Bedarf an Palladium als Substitut (Ersatzmaterial für Platin) steigt verstärkt bei Platin-Knappheit oder wenn Platin sehr hochpreisig ist. Anleger, die in Platin investiert sind, können eine geringe Beimischung von Palladium zur Diversifikation durchaus erwägen.


Fazit

Wenn man es ganz pragmatisch betrachtet, stellt sich die Lage so dar, dass die weltweite Staatsverschuldung und Diskussionen um Vermögensblasen den grundlegenden Bedarf an Schutz vor Geldentwertung grundsätzlich verstärken werden. Die Inflation wird in den nächsten Jahren vermutlich verstärkt in den Fokus der Investoren treten und könnte dafür sorgen, dass Gold auch jenseits der Marke von 1.000 US-Dollar gute Performance- Chancen genießt. Für die anderen Edelmetalle gilt dies in gewissem Rahmen ebenso. Kein Wunder also, dass sich Edelmetalle auch in der Krise einer gewissen Beliebtheit erfreuen. Diesen Trend haben die Retail-Banken natürlich erkannt. Entsprechend groß und vielfältig ist die Produktpalette an verbrieften Derivaten auf diverse Edelmetalle. Für Privatanleger kommen diesbezüglich auch Produkte auf Rohstoffbaskets oder Rohstoff-Indizes infrage. Anleger können hier also aus dem Vollen schöpfen. Doch es hilft alles nichts, wenn man zur


Unser Tipp daher:

Rohstoffe haben im Verlauf der aktuellen Weltwirtschafts- und Finanzkrise extrem im Preis nachgegeben. Wer jetzt einsteigt, sollte auf lange Sicht gute Gewinnchancen haben. Ob wir jetzt aber bereits den Tiefpunkt des aktuellen Down-Zyklus gesehen haben, kann letztlich noch nicht gesagt werden. Daher gilt: Es ist jetzt zwar ein guter Einstiegszeitpunkt, jedoch sollten Anleger zum einen lieber akkumulierend Markttiefs zum langfristigen Positionsaufbau nutzen, anstatt Einmalinvestments zu tätigen und zum anderen verbriefte Derivate mit Knockout entweder vermeiden oder Knockout-Schwellen wählen, die sehr weit vom aktuellen Preisniveau entfernt liegen und entsprechend Spielraum lassen für den einen oder anderen Marktabschwung, den wir vielleicht doch noch erleben werden.

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