Boom und Bust mit Hayek und Keynes

Stephan Heibel
Veröffentlicht von Stephan Heibel am 27.05.2011
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Heibel-Ticker Börsenbrief

„Es wird schon werden“, sagen die Keynesianer und „das hätte so niemals passieren dürfen“ sagen die Anhänger von Hayek. Lassen Sie mich ein wenig auf diese unterschiedlichen volkswirtschaftlichen Glaubensrichtungen eingehen um Ihnen zu veranschaulichen, wie konzeptlos die Politik derzeit agiert.


Friedrich Hayek, Österreicher, und John Maynard Keynes, Engländer, gehörten zur Zeit der Weltwirtschaftskrise 1929 bis

1932 zu den einflussreichsten Volkswirten. Allerdings vertraten sie diametral unterschiedliche Theorien. Während Hayek stets auf der Suche nach dem perfekten Wirtschaftssystem war, auch während der Krise, und auf dem Weg dorthin Einschränkungen in Kauf nahm, akzeptierte Keynes die Unzulänglichkeiten des bestehenden Systems und suchte die Lösung der Probleme in Ausgabenstimuli, die zu Wirtschaftswachstum führen sollten, was anschließend helfen sollte, die ursprünglichen Kredite zurückzuzahlen.

Es wäre natürlich zu einfach, die heutigen volkswirtschaftlichen Diskussionen auf diese beiden unterschiedlichen Ansätze zu reduzieren. Und doch habe ich täglich den Eindruck, dass genau diese unterschiedlichen Betrachtungsweisen bei den internationalen Akteuren immer wieder aufeinanderprallen. Die einen wollen Griechenland um jeden Preis retten, die anderen beharren darauf, dass dies gegen die Konzeption des Euros verstößt.

Dabei muss sich jeder, der für 10 Pfennig nachdenken kann, bewusst sein, dass man in Krisenzeiten den Geldhahn nicht einfach zudrehen kann (Hayek), denn dies führte letztlich zur Weltwirtschaftskrise 1929 bis 1932. Auf der anderen Seite darf man nicht immer neue Liquiditätsspritzen in das System geben, man kann die Hypothekenkredite nicht von den Häuslebauern in die Verantwortung der Banken schieben, um sie dann in die Verantwortung des Staatssäckels zu verschieben und dann neue Staatsanleihen von der Notenbank aufkaufen zu lassen. Die Amerikaner nennen das „to kick the can down the street“, die Dose immer weiter die Straße hinunterkicken. Irgendwann muss das Problem gelöst werden, irgendwann kann man es nicht weiter verschieben.

Politiker mit Legislaturperiodendenken sind leider nicht in der Lage, das Problem zu lösen. Im Gegenteil, sie sind für jeden beherzten Kick dankbar, der ihnen wieder ein wenig (wenn auch zeitlich befristet) finanziellen Spielraum verschafft.

Der IWF, in der kurzen Zeit zwischen den politisch ambitionierten Strauss-Kahn und Lagarde, hat nun kurzfristig die Möglichkeit, auf Nachhaltigkeit zu pochen. Und siehe da, der IWF stellte gestern klar, dass weitere Auszahlungen an Griechenland gefährdet seien, da die Finanzierung der nächsten

12 Monaten nicht gesichert ist. Ein Aufschrei geht durch die

Politik: Wie kann sich der IWF weigern, beherzt nach der Dose zu treten?

Wenn ich Keynes einmal als Pragmatiker bezeichne und Hayek als Idealist dann haben wir in Europa derzeit das Problem, dass sich die Defizitländer nicht mit den Geberländern auf ein idealistisches Ziel einigen können. Für uns in Deutschland ist es klar, dass wir gerne ein gesundes System wie von Hayek vorgeschlagen implementieren würden. Doch für die Defizitländer ist der Vorteil einer solchen Selbstbeschränkung nicht offensichtlich oder vielleicht auch einfach der Bevölkerung nicht vermittelbar.

So verfängt sich die Tagespolitik im Pragmatismus ohne ein gemeinsames Ziel vor Augen zu haben. Das kann noch eine gute Weile so weitergehen, ist aber auf Dauer sehr gefährlich.

Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Heibel-Ticker Börsenbrief

Lettertest Newsletter

Gratis Probeabos, Rabatt Couponaktionen
Newsletter Umschlag