Boehringer Ingelheim: Regional verwurzelt – global erfolgreich

Weimer Media Group GmbH
Veröffentlicht von Weimer Media Group GmbH am 08.01.2012
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BÖRSE am Sonntag

Eine Börsennotierung gehört bei den meisten großen deutschen Unternehmen zum guten ton. Nicht so beim Pharmakonzern Boehringer Ingelheim. Das zweitgrößte forschende deutsche Pharmaunternehmen beweist seit Jahrzehnten, dass ein erfolgreicher Global Player nicht unbedingt auf die Börse angewiesen ist.


 

Gerade im Pharmabereich ist langer Atem gefragt. Von der Entwick- lung bis zur Markteinführung eines Medikaments vergehen viele Jahre. Bis dahin ist es oft ein holperiger Weg mit zahlreichen Rück- schlägen. Die hektischen Finanzmärkte bringen die dafür nötige Ge- duld aber selten auf. Fehlschläge in den Testphasen neuer Präparate werden mit Kurseinbrüchen bestraft und zwingen die Unternehmen oft zu drastischen Sparprogrammen, um den Gewinnerwartungen der Kapitalmärkte gerecht zu werden.

Derartige Sorgen braucht sich Boehringer nicht zu machen. Das Un- ternehmen verzichtet nämlich nicht nur auf eine Börsennotierung, sondern auch auf eine komplexe Eigentümerstruktur. Der über 120 Jahre alte Pharmahersteller befindet sich noch immer ausschließlich im Familienbesitz. Während die operative Leitung in den Händen familienfremder Manager liegt, entscheidet die Inhaberfamilie über die strategische Ausrichtung des Unternehmens.

Wie viele Familienunternehmen ist Boehringer regional fest verwur- zelt. Trotz weltweiter Geschäftstätigkeit bekennt sich der Pharmaher- steller zum deutschen Standort und der Unternehmenszentrale in der Rheinstadt Ingelheim. Hier war es auch, wo Albert Boehringer 1885 eine kleine Weinsteinfabrik erwarb und zunächst Salze der Weinsäu- re für Apotheken und Färbereien produzierte. Der Durchbruch kam wenige Jahre später mit der Entdeckung, dass Milchsäure in großen Mengen mithilfe von Bakterien hergestellt werden kann. Dank der großen Nachfrage aus der Leder-, Textil- und Lebensmittelindustrie begann 1895 die Herstellung von Milchsäure in industriellem Um- fang. Im selben Jahr gelang noch eine weitere wichtige Entdeckung: Die Firma meldete das erste Patent für ein neues Verfahren zur Her- stellung von Backpulver auf Milchsäurebasis an.

Ab den Zwanzigerjahren gewann der Pharmabereich mit der Entwick- lung von Herz-Kreislauf- sowie Hustenpräparaten zunehmend an Bedeu- tung. In den nachfolgenden Jahrzehnten brachte Boehringer zahlreiche neue Medikamente auf den Markt, darunter das immer noch eingesetzte Schmerzmittel Thomapyrin, das schon 1946 eingeführt wurde.

Heute liegt der Schwerpunkt auf verschreibungspflichtigen Me- dikamenten, die 2010 mit 77% den Löwenanteil der weltweiten Umsätze von 12,5 Mrd. Euro ausmachten. Die Präparate dienen zur Behandlung so unterschiedlicher Krankheiten wie Blut- hochdruck, HIV, Parkinson, Schlaganfall und Atemwegserkrankungen. Auch auf dem immer wichtiger werdenden Feld der Biotechnologie ist Boehringer eindrucks- voll vertreten. Bereits 1986 wurde das Bio- technikum in Biberach, die größte Pro- duktionsanlage für Biopharmazeutika aus Zellkulturen, in Betrieb genommen. Zweites Standbein sind rezeptfreie Medi- kamente. Mit Mitteln wie etwa Silomat gegen Husten und dem Venenpräparat Antistax haben die Ingelheimer 2010 ei- nen Umsatz von 1,3 Mrd. Euro erzielt und waren damit in Deutschland der führen- de Hersteller auf diesem Gebiet. Daneben ist Boehringer im Bereich der Tiermedi- zin aktiv. Neben Produkten für landwirt- schaftliche Nutztiere sind dabei Medi- kamente für Hunde, Katzen und Pferde immer wichtiger geworden. 

Die langfristige Orientierung, die Famili- enunternehmen oft auszeichnet, zeigen ein- drucksvoll die Investitionen für Forschung und Entwicklung. Die Ausgaben hierfür stiegen 2010 um 11% gegenüber dem Vor- jahr, obwohl das Betriebsergebnis um 15% zurückging. Nicht kurzfristige Gewinnstei- gerungen stehen damit im Vordergrund, sondern der künftige Erfolg. Das kommt auch in der Unternehmensvision zum Aus- druck: „Value through innovation – Werte schaffen durch Innovation“. 

 

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