Bijou Brigitte: Wird der einstige Highflyer wieder interessant?

Performaxx-Anlegermedien GmbH
Veröffentlicht von Performaxx-Anlegermedien GmbH am 29.03.2009
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Der Performaxx Anlegerbrief

Langjährigen Lesern des Performaxx-Anlegerbriefs dürfte der Name „Bijou Brigitte“ immer noch in wohliger Erinnerung sein. Wer 2002 und 2003 unserer Aufnahme der Aktie ins Langfristdepot gefolgt ist, konnte in den nächsten fünf Jahren sage und schreibe 1.003 % Gewinn einstreichen. 2007 nahmen wir den Titel dann zu Durchschnittskursen um 140 Euro aus dem Depot – im Nachhinein ebenfalls eine richtige Entscheidung, denn seitdem hat sich der Wert fast halbiert.


Wachstumsknick

Den Wendepunkt in der Kursentwicklung markierte das Jahr 2007, als das Unternehmen bei den flächenbereinigten Umsätzen – also den Erlösen der mindestens ein Jahr bestehenden Läden – erstmals nach vielen Jahren des Wachstums wieder ein deutliches Minus ausweisen musste. Ursächlich dafür waren strukturelle Gründe, die den Hamburger Konzern auch in den kommenden Jahren begleiten werden. Einerseits kam es zu einem generellen Abflachen des bis 2006 vorherrschenden, mehrjährigen Modeschmuckbooms. Derartige Zyklen liegen in der Natur des kurzlebigen Modeschmuckmarktes und müssen einfach hingenommen werden.

Verschärfte Konkurrenz

Darüber hinaus kam es aber vor allem zu einer Verdichtung der Konkurrenz, die sich – angelockt durch hohe Margen –  anschickte, ebenfalls größere Stücke vom Modeschmuckkuchen abzuschneiden. Zu nennen sind hier insbesondere große Trendmodeketten wie H&M,  Zara oder Mango. Zudem wuchs mit der (nicht gelisteten) Kölner Modeschmuckkette Beeline GmbH ein ernstzunehmender Konkurrent heran, der mittlerweile unter den Marken „Six“ und „I am“ über 200 Filialen in ganz Europa (davon 50 in  Deutschland) sowie mehrere tausend Verkaufsstellen in Warenhäusern betreibt. Hingegen ist die US-Kette Claires, obwohl umsatzmäßig etwa fünfmal so groß wie Bijou, nach wie vor kein wesentlicher Konkurrent, da sie ihren Filialschwerpunkt vor allem in den USA sowie in Großbritannien hat, wo Bijou bislang nur ein paar Testfilialen betreibt.

Status Quo

Aller zunehmenden Konkurrenz zum Trotz befindet sich Bijou Brigitte aber zumindest derzeit noch in einer alles andere als besorgniserregenden Situation. Zwar gab der flächenbereinigte Umsatz auch 2008 um 3,8 % nach, unterm Strich blieb jedoch erneut ein leichtes Erlösplus von 2,4 % auf 375,5 Mio. Euro stehen. Dafür war einmal mehr die starke Expansion des Filialnetzes verantwortlich, das 2008 um weitere 80 auf nunmehr 1.085 Läden ausgebaut wurde. Mittlerweile ist Bijou neben Deutschland in 14 Ländern aktiv und betreibt rd. zwei Drittel der Filialen im Ausland; zuletzt erfolgte der Markteintritt in Schweden und Finnland. Auch das Konzernergebnis legte 2008 (begünstigt durch gesetzliche Steuererleichterungen) um 2,8 % auf den neuen Rekordwert von 82,6 Mio. Euro zu. Das entspricht einer klotzigen Nettomarge von 22 % und zeigt, dass Bijou noch reichlich Reserven hat, um in einem widriger werdenden Wettbewerbs- und Konjunkturumfeld bestehen zu können.

Branchenkonsolidierung...

Und diese Markteintrübung ist vor dem Hintergrund der aktuellen Konjunkturkrise wohl unausweichlich. Vorsichtshalber gab das Unternehmen mit den Jahreszahlen schon mal bekannt, dass für das erste Quartal 2009 ein Einbruch der flächenbereinigten Umsätze um gleich 7 % erwartet wird – wofür neben der Konsumkrise allerdings auch der extreme Verfall der osteuropäischen Währungen verantwortlich sei. Wie lange der rückläufige Trend anhalten wird, traut sich selbst der Vorstand nicht vorherzusagen und verweist darauf, dass es Mitte der 90er Jahre schon einmal eine Phase verschärften Wettbewerbs und anschließender Marktbereinigung gab. Daraus ging das Hamburger Unternehmen übrigens gestärkt hervor und ließ zehn Rekordjahre folgen.

...als Chance

In diesem Sinne ergreift das Bijou-Management auch in der aktuellen Krise die Flucht nach vorne und will den rückläufigen flächenbereinigten Umsätzen mit weiterer Filialexpansion entgegenwirken. Zumindest die weißen Flecken auf der Landkarte werden dabei so schnell nicht ausgehen. Zwar wurde die US-Expansion mit Blick auf die dortige Wirtschaftskrise vernünftigerweise auf Eis gelegt, aber allein in Europa sieht der Bijou-Vorstand noch weiteres Potenzial für 2.000 Läden. Dessen Erschließung wird sicher nicht an mangelnder Finanzkraft scheitern, denn Bijou ist frei von Bankschulden, hat ein Cashpolster von über 150 Mio. Euro und sieht sich weiterhin in der Lage, die gesamte Expansion aus dem Cashflow zu finanzieren. Ganz im Gegensatz zu Claires übrigens, die so hoch verschuldet ist, dass in Zeiten der Finanzkrise die beabsichtigte weitere Expansion nach Europa bezweifelt werden darf. Bijou hingegen ist durchaus in der Lage, in fremden Gefilden zu wildern. Seit September 2008 etwa ist der Modeschmuckfilialist mit eigenen Warenträgern auf Kommissionsbasis in 80 Karstadt- und Kaufhof-Häusern präsent, die zuvor von Beeline ausgestattet wurden.

Bewertungsmodell zur Orientierung

Die entscheidende Frage für die kommenden Jahre wird sein, ob und inwieweit es Bijou gelingt, die zu erwartenden flächenbereinigten Erlösrückgänge durch die weitere Expansion zu kompensieren. Diese Frage können weder der Bijou-Vorstand noch wir derzeit seriös beantworten. Wir können Ihnen aber eine Bewertungsindikation an die Hand geben, mit der sich abschätzen lässt, bei welcher Geschäftsentwicklung sich Kurspotenzial ergibt und bei welcher nicht. Dazu unterstellen wir in einem Ertragswertmodell einen plausiblen Geschäftsverlauf, bei dem sich in etwa das aktuelle Kursniveau einstellt. Ein derartiger Geschäftsverlauf könnte so aussehen, dass Bijou durch die weitere Expansion die Umsätze in den nächsten Jahren real konstant halten kann (also nominal + 2% p.a.). Dann dürfte die Nettomarge dauerhaft von derzeit 22 % auf 15 % respektive der Gewinn auf durchschnittlich etwa 60 Mio. Euro sinken, um das aktuelle Kursniveau zu rechtfertigen.

Ein darunter liegende Geschäftsentwicklung impliziert aus unserer Sicht, dass Bijou nachhaltig Marktanteile verlieren oder anderweitig (z.B. Preiskampf) an Profitabilität einbüßen müsste. Eine günstigere Geschäftsentwicklung würde typischerweise beinhalten, dass Bijou nach einer „Durststrecke“ wieder auf einen Pfad höherer Margen und zumindest moderaten Umsatzwachstums zurückkehren kann. Letzterem Szenario geben wir aufgrund der starken Marktposition und Finanzausstattung von Bijou derzeit leicht den Vorzug – wie offenbar auch das Unternehmen selbst, das in den letzten 12 Monaten für 16 Mio. Euro Aktien zurückgekauft hat.

Fazit

Beobachten Sie die weitere Entwicklung der „schönen Brigitte“ genau. Sollte sich das Unternehmen auf oder oberhalb des oben gezeichneten Pfades bewegen, böte sich weiteres Kurspotenzial. Die alten Hochs um 250 Euro wären zwar nicht mehr realistisch, wohl aber dreistellige Kurse. Dividendenjägern mag der Einstieg bei einer aktuellen Rendite von fast 8 % auch jetzt schon lukrativ erscheinen.

Für den Inhalt dieses Artikels ist die Redaktion des Performaxx-Anlegerbriefs verantwortlich. Der Performaxx-Anlegerbrief zählt mit einer Musterdepotperformance von über 601 % seit 1.1.2001 zu Deutschlands erfolgreichsten Börsenbriefen.

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