BASF SE - Der Weltgrößte Chemiekonzern

Stephan Heibel
Veröffentlicht von Stephan Heibel am 23.10.2014
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Heibel-Ticker Börsenbrief

Im Zuge des Zusammenschlusses des sharewise Börsenbriefs mit dem Heibel-Ticker Börsenbrief werde ich Ihnen zukünftig an dieser Stelle alle zwei Wochen eine Aktie vorstellen, die nach dem Prinzip der „Weisheit der Vielen" von sharewise-Nutzern ausgesucht wird. Wir greifen dafür auf die Aktien zu, die von den erfolgreichsten sharewise-Kunden empfohlen werden. Dabei handelt es sich heute um die Aktie des deutschen Chemiekonzerns BASF SE.


KLEINES UNTERNEHMENSPROFIL

Die BASF SE (früher: Badische Anilin und Soda Fabriken) ist sowohl nach Umsatz als auch nach Marktkapitalisierung der größte Chemiekonzern der Welt. Das Produktportfolio des Ludwigshafener Unternehmens reicht dabei von Chemikalien und Feinchemikalien über Gas, Kunststoffe, Öl und Pflanzenschutzmittel bis hin zu Veredelungsprodukten. Der Konzern verfügt dabei über mehr als 380 Fabriken und bedient so Kunden in der ganzen Welt. Dabei untergliedert die Gesellschaft ihr operatives Geschäft in die fünf Kern-Segmente „Agricultural Solutions", „Chemicals", „Functional Materials & Solutions" „Oil & Gas" sowie „Performance Products" und richtet sein Handeln am Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung aus. Ferner ist man über die Tochtergesellschaft Wintershall in der Förderung, dem Transport sowie dem Vertrieb von Gas und Öl tätig. Schon Anfang des Jahres 2008 firmierte der Konzern mit seinen weltweit mehr als 110.000 Mitarbeitern in eine europäische Aktiengesellschaft (SE) um. Die größten Konkurrenten der BASF SE sind dabei die beiden deutschen Chemie-Konzerne Bayer und Lanxess sowie international Dow Chemical und Du Pont.


KLEINE UNTERNEHMENSGESCHICHTE

Hervorgegangen ist die heutige BASF SE aus der bereits am 6. April 1865 in Mannheim-Jungbusch gegründeten Badischen Anilin- und Sodafabrik. Diese wurde von Friedrich Engelhorn als Aktiengesellschaft mit einem Grundkapital in Höhe von 1,4 Mio. Gulden gegründet und ging auf die bereits seit 1848 in Mannheim bestehende Badische Gesellschaft für Gasbeleuchtung zurück, deren Besitzer ebenfalls Engelhorn war.

Engelhorn wollte seinerzeit den bei der Leuchtgasgewinnung durch Verkokung entstehenden Steinkohleteer nutzen und begann deshalb Farbstoffe auf Anilinbasis sowie Teerfarbstoffe für die Textilindustrie zu produzieren, was zur Geburtsstunde von BASF wurde. Nur eine Woche nach der Gründung zog das Unternehmen bereits auf die andere Rheinseite um, in das zu dieser Zeit zur bayerischen Rheinpfalz gehörende Ludwigshafen. Grund für diesen Umzug war die damalige Subventionierung der Ansiedlung von Industrieunternehmen durch den bayerischen König Maximilian II, dank derer Engelhorn 1,5 Mio. Gulden erhielt.

1880 startete man dann die internationale Expansion durch die Gründung von Niederlassungen in Frankreich, Russland und den USA. Im Zuge des Ersten Weltkriegs wurde die Gesellschaft dann in die deutsche Kriegswirtschaft integriert und die Fabriken nach der Niederlage Deutschlands von den Alliierten weitestgehend demontiert. Der folgenden Hyperinflation entging der Konzern durch Einführung des sogenannten „Anilindollar" zur Bezahlung seiner Mitarbeiter.

Aufgrund des zunehmenden Konkurrenzdrucks, insbesondere durch die US-amerikanische Du Pont, hatten die großen deutschen Chemiekonzerne bereits 1923 Fusionsverhandlungen aufgenommen. Diese gipfelten schließlich in den Jahren 1924 und 1925 in einer Umfirmierung der BASF in die I.G. Farbenindustrie AG, in der Ende 1925 neben BASF auch die Farbwerke Hoechst AG, die beiden Chemiefabriken Cassella und Kalle & Co. AG sowie Agfa, Bayer, Griesheim Elektron und Weiler-ter-Meer aufgingen. Diese I.G. Farben wurde wiederum in die deutsche Kriegswirtschaft integriert und ist bis heute in erster Linie deshalb so bekannt, weil deren 42,5%ige Tochter Degesch das berühmt-berüchtigte Zyklon B, das in den Konzentrationslagern eingesetzte Todesgas, produzierte. Nach Ende des Krieges wurde die I.G. Farben von den Alliierten wieder zerschlagen, woraus die elf Unternehmen Agfa, BASF, Bayer AG, Cassella GmbH, Chemische Werke Hüls AG, Duisburger Kupferhütte AG, Dynamit AG, Hoechst AG, Kalle & Co. AG, Mainkur AG sowie Wasag Chemie AG entstanden.

Kurz nach Kriegsende wurde dann unter französischer Kontrolle die Produktion im Ludwigshafener Werk wieder aufgenommen. So wurde bereits im Jahr 1965 schon wieder ein Umsatz in Höhe von 4,05 Mrd. DM erwirtschaftet. Im Jahr 1969 erfolgte dann die Akquisition der Kasseler Wintershall AG, im Zuge derer es schließlich auch zur Gründung der Kali und Salz GmbH (heute: K+S AG) kam. 1972 wurde dann aus der Badischen Anilin- und Soda Fabriken Aktiengesellschaft die BASF AG.


UMSATZ- UND ERGEBNISENTWICKLUNG ZULETZT

Warum haben wir diese Unternehmensgeschichte nun so ausführlich besprochen? Nun, ganz einfach, weil ausgerechnet die 1969 übernommene Wintershall AG in den letzten Jahren zum „Star" innerhalb des Konzerns avancierte. Lag nämlich der Ölpreis noch Ende der 1990er Jahre mit Preisen von unter 10 USD/Barrel völlig am Boden, stieg dieser bis zum Jahr 2008 auf knapp 150 USD/Barrel an. Während jedoch die Konkurrenz unter diesem stark gestiegenen Ölpreis litt, konnte BASF über die Wintershall AG hiervon sogar massiv profitieren. Zwar brach der Ölpreis im Zuge der damaligen Finanzkrise kurzzeitig sehr stark ein, anschließend erholte er sich jedoch wieder auf weit über 100 USD/Barrel, was BASF bzw. Wintershall gute Geschäfte sicherte. Dies zeigte sich dann natürlich auch in der Umsatz- und Gewinnentwicklung des Konzerns, wie wir jetzt sehen werden.

Erzielte BASF im Jahr 2010 noch einen Umsatz von 63,9 Mrd. Euro (+26%), waren es 2011 schon 73,5 Mrd. Euro (+15%). 2012 waren es dann 78,7 Mrd. Euro (+7%), ehe dieser 2013 leicht auf 74,0 Mrd. Euro (-6%) sank. Der Gewinn je Aktie stieg hingegen von 5,73 Euro in 2010 auf 6,25 Euro (+9%) 2011 an, ehe er dann 2012 auf 5,71 Euro (-8,6%) sowie 2013 auf 5,37 Euro (-6%) jeweils leicht zurückging. Trotzdem stieg die Dividende je Aktie von 2,20 Euro im Jahr 2010 über 2,50 Euro (+13,6%) 2011 und 2,60 Euro (+4%) im Jahr 2012 auf 2,70 Euro (+3,8%) 2013.

Für das laufende Geschäftsjahr erwartet das Unternehmen weiterhin einen leicht rückläufigen Umsatz in Höhe von rund 73,5 Mrd. Euro. Grund hierfür ist der Verkauf des Gashandels- und Gasspeicher-Geschäfts an die russische Gazprom. Der Gewinn soll dagegen weiterhin leicht steigen. Analysten rechnen im Mittel mit einem Gewinn je Aktie in Höhe von 5,66 Euro (+5,4%).

Die unternehmenseigenen Prognosen für 2015e, die bis dato einen Jahresumsatz in Höhe von 80,0 Mrd. Euro sowie ein EBITDA in Höhe von 14 Mrd. Euro vorsahen, nahm das Unternehmen jedoch just heute Morgen zurück. So dürfte der Umsatz im Geschäftsjahr 2015e nunmehr unter 76,0 Mrd. Euro liegen und das EBITDA nur noch zwischen 11 und 12 Mrd. Euro hereinkommen. Somit sollte unter dem Strich auch nur noch ein Gewinn je Aktie in Höhe zwischen 5,00 und 5,20 Euro stehen. Eine Senkung der Dividende ist jedoch nicht zu erwarten, allerdings eben auch keine weitere Anhebung.

Erwähnt werden muss an dieser Stelle sicherlich noch, dass dies meine persönlichen vorläufigen Umsatz- und Ergebnisschätzungen sind, da sich der Konzern selbst erst am 27. Februar 2015 im Rahmen seiner Bilanz-Pressekonferenz zu seinen Geschäftszielen für 2015 und darüber hinaus äußern möchte.


AKTUELLE BEWERTUNG: FUNDAMENTAL ZU TEUER

Bei einem Jahresumsatz in Höhe von 73,5 Mrd. Euro sowie einem Gewinn je Aktie in Höhe von 5,66 Euro in 2014e weist die Aktie ein KUV von 0,85 sowie ein KGV von gut 12 auf. Dabei sinkt das KUV auf Basis meiner Umsatzschätzungen für 2015e auf 0,83, wohingegen das KGV auf etwa 13,6 steigt. Die Bewertung der Aktie ist somit, angesichts eines Gewinnrückgangs von -10% von 2014e auf 2015e, mit Sicherheit nicht mehr günstig. Zumal dies nicht der erste Gewinnrückgang in den letzten Jahren ist. Vielmehr schrumpfte der Gewinn je Aktie seit 2011 inzwischen um -18,4%.

Selbst unter der Annahme, dass BASF ab sofort wieder auf ihren ursprünglichen Wachstumskurs zurückkehren und in den kommenden Jahren den Gewinn um jeweils 5-6% steigern kann, wäre höchstens ein KGV von maximal 12 angebracht (was dem doppelten des durchschnittlichen Gewinnwachstums von optimistischen +6% p.a. entsprechen würde). Daran ändert auch die hohe Dividendenrendite von knapp 4% p.a, die als nachhaltig gesichert angesehen werden kann, erst einmal nichts.

Dies gilt umso mehr, da kein neuer Wachstumstreiber für das Unternehmen zu erkennen ist. So dürfte zwar der zuletzt deutlich rückläufige Ölpreis das alte Kerngeschäft Chemie beflügeln. Andererseits bremst der Ölpreis zugleich die Geschäfte bei der Tochter Wintershall. Der deutlich gefallene Wechselkurs des Euros gegenüber dem US-Dollar wiederum sollte zwar einerseits den Absatz beflügeln, andererseits dürfte auch dies wiederum den Gewinn belasten. So ist wenig verwunderlich, dass der heute angekündigte Gewinnrückgang nahezu 1:1 durch die Entwicklung des EUR/USD-Wechselkurses zuletzt erklärbar scheint.


FUNDAMENTAL FAIRER WERT, UNSER KURSZIEL

Den Gewinn je Aktie für 2015e schätze ich nach der heutigen Umsatz- und Gewinnwarnung auf 5,00 - 5,20 Euro, im Mittel also auf 5,10 Euro. Im Geschäftsjahr 2016e kalkuliere ich dann mit einem Jahresumsatz in Höhe von 78,5 Mrd. Euro sowie einem Gewinn je Aktie in Höhe von 5,50 - 5,60 Euro, im Mittel also 5,55 Euro (+8,8%). Damit läge das Gewinnwachstum zwar etwas über den eigentlich anvisierten durchschnittlich +6%, dies ist jedoch dem unerwartet starken Einbruch im kommenden Jahr 2015 geschuldet, der einen entsprechenden kurzfristigen Rebound ermöglicht. Daher bleibt es auch dabei, dass das KGV nicht höher als 12 liegen sollte.

Mit einem KGV von 12 und unter der Annahme eines Gewinns je Aktie in Höhe von 5,55 Euro für 2016e, errechnet sich somit ein fundamental fairer Wert für die Aktie mit: 12x 5,55 Euro = 66,60 Euro. Aktuell notiert der Titel mit 68,45 Euro leicht darüber. Alles in allem kann man die Aktie daher, mit viel gutem Willen, bestenfalls als Halteposition einstufen. Dies jedoch auch nur deshalb, weil selbst bei stagnierenden Kursen die hohe Dividendenrendite von fast 4% p.a. als nachhaltig gesichert angesehen werden darf. Und wo gibt es aktuell noch 4% Zinsen für Ihr Geld?


Risikohinweise

Die Aktie der BASF SE ist spätestens nach der heutigen Umsatz- und Gewinnwarnung mit Sicherheit kein Schnäppchen mehr. Die Börse hat die heutige Warnung jedoch bereits weitestgehend vorweg genommen, sodass sie nahezu auf ihrem fundamental fairen Wert notiert. Außer dem fallenden Ölpreis, der einerseits unterstützend wirkt und andererseits belastet, sowie dem EUR/USD-Wechselkurs, gibt es kurzfristig leider keine besonderen Wachstumstreiber für den Konzern. Allerdings ist aufgrund des kurzfristigen Geschäftseinbruchs schon 2016 wieder mit einem zumindest kleinen Rebound zu rechnen. Anschließend sollte der Konzern dann mit +5-6% jährlich beim Gewinn wachsen können.

Alles in allem ist die Aktie der BASF daher zur Zeit kein Topfavorit mehr im DAX. Auf der anderen Seite kann man mit der Aktie eine schöne und recht sichere Dividende von knapp 4% p.a. einfahren und die weiteren Abwärtsrisiken sind inzwischen auch verhältnismäßig gering. Insofern würden wir die Aktie der BASF SE zur Zeit als Halteposition bewerten. Einsteigen respektive nachkaufen sollte man die Aktie erst, wenn sie – ggf. im Zuge eines nochmaligen Rücksetzers am Gesamtmarkt – unter 65,00 Euro zu haben wäre. Das Kursziel auf Sicht der nächsten 12 bis 18 Monate liegt jedenfalls mit knapp 67,00 Euro sogar leicht unter dem aktuellen Kursniveau. Wer bereits in der Aktie investiert ist, sollte zudem unbedingt einen Stoppkurs knapp unterhalb der Marke von 60,00 Euro platzieren.
 
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In diesem Artikel erwähnt:

DE000BASF111 BAS

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