Augusta - Führungsmannschaft unter Druck

Stephan Heibel
Veröffentlicht von Stephan Heibel am 22.04.2010
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Heibel-Ticker Börsenbrief

Es ist Ende April, die meisten Quartalsergebnisse sind inzwischen bekannt, die Berichtssaison nimmt einen Gang raus. Soll heißen: Wir haben nun zwei Wochen hinter uns, in denen an jedem Tag Quartalszahlen vermeldet wurden, die entweder die Erwartungen erfüllt oder meistens sogar übertroffen haben. Einige Male wurden die Erwartungen um ein Vielfaches übertroffen (siehe Banken & US-Broker!). Die positiven Überraschungen sind auf dem Tisch. Intel hat die gesamte Technologiebranche mit sich nach oben gerissen. Ab dem Tag des Intel-Ergebnisses musste ein Technologieunternehmen schon das Erwartete übertreffen, um seinen Aktienkurs am folgenden Tag ins Schwarze zu pressen. Für Amazon und Microsoft war dies gestern Abend nicht mehr möglich. Sie vermeldeten Zahlen, die den Erwartungen entsprachen und hielten in ihrem Ausblick an den bisherigen Prognosen fest. Das Resultat: Amazon notiert heute mit 5%, Microsoft mit 3% im Minus. Oh wie schrecklich ;-)


Nein, irgendwann ist es auch mal gut. Und nach der Rallye der vergangenen Wochen steuern wir nun auf den Mai zu, auf eine Phase mit eher wenigen Unternehmensmeldungen und gegebenenfalls übereifriger politischer Aktivität. Da ist es nur sinnvoll, auch einmal Gewinne mitzunehmen. Zumal das Gewittergrollen am Horizont immer näher kommt: Griechenland hat heute Vormittag nun doch um IWF- und EU-Hilfen gebeten. Gleichzeitig formiert sich in der FDP ein Widerstand gegen die von Merkel und Schäuble zugesagten Hilfen oder zumindest deren Automatisierung in einem Eu-Rettungsfonds EMF. Sie kennen meine Meinung zum Thema: Wir haben in Deutschland ein kollektives Gedächtnis und dieses hat bereits zwei vollständige Währungsreformen mitgemacht (1923 und 1944). Die D-Mark war eine feste Währung und ohne das Versprechen der anderen EU-Länder, auch den Euro zu einer solchen festen Währung zu machen, hätte es den Euro nicht gegeben. Nun wird Deutschland 8 Mrd. Euro nach Griechenland überweisen, weil Griechenland zehn Jahre lang ausschweifend gelebt hat. Ich möchte hier nicht diskutieren, ob das fair ist oder nicht. Aber ich weiß, dass dieser Weg geeignet ist, den Deutschen beizubringen, eben doch nicht so restriktiv mit dem eigenen Bundeshaushalt ins Gericht zu gehen ... und zusätzlich dazu, dass für die anderen hochverschuldeten Länder hier ein falsches Signal gesetzt wird, erwarte ich auch von den übrigen Ländern künftig weniger Haushaltsdisziplin. Kaufen Sie Gold. Das Gewittergrollen am Finanzmarkthorizont der USA kommt ebenfalls näher und wird lauter: Die SEC hat mit ihrem Vorwurf gegen Goldman Sachs erreicht, dass der US-Amerikaner nun weiß, dass die Broker selbst ihre institutionellen Kunden über den Tisch ziehen. Die gesamte Finanzbranche steht nun in einem schlechten Licht da. Und das zu einem Zeitpunkt, da Goldman Sachs, Citigroup, J.P. Morgan, die Bank of America, Wells Fargo, etc. Rekordgewinne melden. Der Neid der US-Amerikaner könnte zu keinem besseren Augenblick geschürt werden. Und in diese Situation hinein macht Präsident Obama seine Finanzmarktreform zum Top-Thema. Er hielt gestern eine Ansprache an der Wallstreet, in der er unmissverständlich den Vergleich zwischen Wallstreet und Mainstreet zog (Wallstreet steht für die Finanzmärkte, Mainstreet für das Volk). Er teilte den Bankern mit, dass die Finanzkrise noch nicht ausgestanden sei, solange die Arbeitslosigkeit auf Rekordniveau notiere. Und in einem Punkt bin ich mir sicher: Obama wird einen Weg finden, um einen Großteil der Gewinne in den Staatssäckel umzuleiten. Ach so, klingt als hätte ich Mitleid mit den Banken – aber das ist nicht so. Ich muss hier im Börsenbrief natürlich stets die Aktien der Unternehmen daraufhin durchleuchten, ob sie steigen werden oder nicht. Und die Aktien der Finanzbranche werden einen Dämpfer bekommen. Grundsätzlich halte ich strengere Regeln für die Finanzmärkte für überfällig. Und bei den erzielten Gewinnen habe ich so meine moralischen Bedenken. Doch obwohl ich sicherlich kein Freund der Banken bin (im Gegenteil, sonst hätte ich diesen Dienst nicht ins Leben gerufen), habe ich die eine oder andere Bank / Broker in unserer Beobachtungsliste. Ich erwarte, dass deren Kurs langfristig kräftig ansteigt. Ein drittes Gewittergrollen ist zu hören: Nachdem die Flieger wieder fliegen, geht nun das Hauen und Stechen darüber los, wer welche Kosten zu tragen hat. Fluglinien, Rückversicherungen und Regierungen schieben sich nun gegenseitig den schwarzen Peter zu. Für meinen Geschmack ist dies ein Zeichen dafür, dass sich die Fluglinien gegen diese Umweltkatastrophe unzureichend versichert haben. Die Rückversicherer (Münchener Rück, Hannover Rück, Swiss Re) dürften schon bald neue Versicherungsverträge abschließen. Gestern hat Nokia ein schwaches Quartalsergebnis vermeldet. Insbesondere im Smartphonegeschäft scheint Nokia Probleme zu haben. Die Aktie ist gestern um 13% eingebrochen. Auch der Mobilfunk-Netzwerkausstatter Ericsson hat heute früh ein schlechtes Quartalsergebnis vermeldet. Aber für die nächsten fünf Jahre geht Ericsson von einer jährlichen Verdopplung der Datenmengen im Mobilfunknetz aus. An anderer Stelle ist der Engpass schon offensichtlich und Investitionen fließen. F5 Networks, JDS Uniphase und Cisco können sich kaum vor Aufträgen retten. Mit verantwortlich für diese Investitionen ist natürlich die steigende Übertragung von Videos über das Internet. Netflix hat sein Geschäftsmodell frühzeitig auf diese neue Technologie umgestellt und freut sich nun über eine sprunghaft ansteigende Nachfrage. Die Anzahl der Abonnenten von Netflix ist um 35% angestiegen, was bei der beliebigen Skalierbarkeit der Video- Downloads zu einem Gewinnsprung von 50% führte. Die hohe Arbeitslosigkeit scheint Netflix nicht zu stören. Nun, so langsam gewinnen die politischen Vorgänge die Oberhand, denn trotz der herausragenden Quartalsergebnisse vieler Unternehmen sind die Indizes in dieser Woche unter Druck geraten.
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