Anleihen – spannend wie ein Krimi

Weimer Media Group GmbH
Veröffentlicht von Weimer Media Group GmbH am 24.02.2012
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Vorurteile gilt es zu widerlegen. Eines der Vorurteile, das immer noch häufig zu hören ist, lautet: Anleihen sind langweilig, Anleihen sind sicher, mit Anleihen lässt sich kaum etwas verdienen. Doch stimmt das?


 

Nach der Definition sind Anleihen nichts anderes als ein schuldrechtlicher Anspruch auf Zahlung eines zeitabhängigen Entgelts, damit sind die Zinsen gemeint, und Rückzahlung des überlassenen Kapitalbetrages nach Ablauf der Laufzeit zum Nennwert. Dabei ist völlig egal, wer Schuldner ist. Es gibt Staatsanleihen, Kommunalobligationen, Unternehmensanleihen und viele Variationen hinsichtlich der Zinsfestschreibung und der Rückzahlungsmodalitäten. Mündelsicher sind Anleihen auch, sofern es Staatsanleihen sind. Das gilt zumindest noch für Staatsanleihen der Bundesrepublik Deutschland. Die Regel ist ganz einfach: Je besser die Bonität, desto weniger muss an Zinsen bezahlt werden. Jedenfalls in der Theorie gilt das. Die Wirklichkeit sieht angesichts der Verwerfungen an den Finanzmärkten völlig anders aus. So müssen selbst die völlig überschuldeten Vereinigten Staaten von Amerika weniger Zinsen bezahlen als Italien.

Kapital zum Investieren

Anleihen haben eine wichtige Aufgabe in der Finanzwelt. Sie verbriefen eine Schuld, sind handelund übertragbar und helfen beiden Seiten. Derjenige, der eine Anleihe begibt, bekommt Kapital an die Hand und kann investieren. Die Gegenseite profitiert durch die regelmäßigen Zinszahlungen. Am Ende der vereinbarten Laufzeit sollte sich das Geschäft für beide Seiten gerechnet haben. Derjenige, der Kapital zum Investieren erhalten hat, verspricht sich höhere Erlöse und höhere Gewinne. Der Geldgeber, der Gläubiger, setzt eben auf regelmäßige Zinszahlungen. Anleihen dienen der Vermögensbildung.

Rating bestimmt Höhe der Zinsen

Derzeit lässt sich sehr schön beobachten, welchen Einfluss das so genannte Rating eines Schuldners auf die Zinsen hat. Je niedriger die Sicherheit, desto höher die Zinsen. Im vergangenen August musste zum Beispiel das Euroraum-Mitglied Italien mehr als 413 Basispunkte mehr für eine zehnjährige Anleihe bieten als Deutschland. Ein recht hoher und ungewöhnlicher Spread. In den USA ist dagegen die Konsequenz eines niedrigeren Ratings außer Kraft gesetzt. Obwohl das Land einen übermäßig hohen Schuldenberg vor sich herschiebt, liegt die Rendite für 30-jährige Staatsanleihen, so genannte Treasury Bonds, lediglich bei etwas über 3,1%.

Laufzeiten bestimmen die Zinsen – meistens

Auf die Zinsfestlegung hat zudem die Laufzeit der Anleihe einen Einfluss. Generell gilt: Je länger das Geld zur Verfügung gestellt wird, desto höher ist der Zinssatz. Doch wie so oft bestätigen Ausnahmen auch hier die Regeln. Beim Phänomen der inversen Zinsstruktur werden auf einmal für so genannte Kurzläufer mehr Zinsen gezahlt als für Langläufer. In Deutschland war dies zuletzt Ende der 80er Jahre, Anfang der 90er Jahre zu beobachten. Aber im Regelfall werden bei kürzeren Laufzeiten auch niedrigere Zinsen fällig. Das ist leicht zu erklären, erhöht sich doch mit der Laufzeit einer Anleihe auch das Ausfallrisiko für den Gläubiger. Die Standard-Laufzeit für eine Staatsanleihe in Deutschland beträgt zehn Jahre. Dabei emittiert die Bundesrepublik auch immer wieder Anleihen mit einer Laufzeit von 30 Jahren. Das ist vor allem in Zeiten mit niedrigen Zinsen zu beobachten und kann oft als Zeichen verstanden werden, dass der Tiefpunkt beim Zins erreicht ist. Bei Unternehmensanleihen sind auch 100-jährige oder noch längere Laufzeiten zu beobachten. Anfang der 90er Jahre hatte der US-Medienkonzern Walt Disney die Tradition derart langer Laufzeiten wieder zum Leben erweckt. In den USA wurde im vergangenen Jahr ernsthaft über die Emission einer 100-jährigen Staatsanleihe nachgedacht. Die beiden Investmenthäuser Goldman Sachs und JP Morgan, die offenbar am Markt vorfühlen sollten, ob eine solche Staatsanleihe erfolgreich platziert werden könnte, berichteten seinerzeit von einer großen Nachfrage.

Staatsund Unternehmenspleiten

Damit wurde wieder einmal gezeigt, dass Staatsanleihen immer noch als sichere Geldanlage gelten, obwohl die Geschichte von einigen Staatspleiten weiß. Mitte der 70er Jahre zeichnete sich zum Beispiel in Südamerika eine große Pleitewelle ab. Mexiko musste schließlich im Jahr 1982 den Schuldendienst einstellen. Die Einnahmen des Staates reichten nicht einmal mehr aus, um die Zinsen der Auslandsschulden zu bedienen. Doch es war nicht nur Mexiko betroffen. Der gesamte südamerikanische Kontinent war sozusagen Pleite. Als Folge von Umschuldungsprogrammen emittierten die betroffenen Länder so genannte BradyBonds. Die Auslandsschulden wurden in handelbare Nullkupon-Anleihen konvertiert, die Rückzahlung des Kapitals wurde so zumindest garantiert. Gleichzeitig waren die Papiere mit einer hohen Effektivverzinsung ausgestattet, so dass es kein Problem war, die neu geschaffenen Anleihen an den Märkten zu platzieren. Argentinien erlitt 2001/02 Schiffbruch. Der Schuldendienst musste eingestellt werden. Auch hier gelang es, eine Lösung zu finden. Die nach wie vor drohende Staatspleite Griechenlands wäre also nur eine Staatspleite unter vielen, die vorher zu beobachten waren.

Unternehmensanleihen als Alternative

Während es kaum Staaten gibt, die positive Erträge, also Gewinne erwirtschaften, ist dies bei Unternehmen wohl der Regelfall. Folglich gibt es einen großen Markt für Unternehmensanleihen. Dabei gilt auch in diesem Segment der Grundsatz, je besser das Rating, desto geringer die Zinsen. Doch zur Bewertung von Unternehmensanleihen kommen noch andere Punkte hinzu. Ein wesentlicher Gesichtspunkt ist die Gewinnentwicklung. Je besser sich die Unternehmensgewinne entwickeln, desto weniger wird ein Unternehmen für seine verbrieften Schulden an Anleger zahlen müssen. Außerdem sind auch an den Kapitalmärkten so etwas wie Modetrends zu beobachten. Für einen Solarzellenhersteller ist es zurzeit kaum oder nur gegen ein immens hohes Zinsversprechen möglich, eine Anleihe zu platzieren. Vor einigen Jahren war das noch anders. Da galt die deutsche Solarindustrie noch als krisensicherer Wachstumsmarkt mit entsprechenden Vorschusslorbeeren. Es gab etliche Unternehmen, die ihre Anleihen in Eigenregie platzieren konnten. Wichtig ist bei Unternehmensanleihen also, wie nachhaltig das Geschäftsmodell ist. Zudem sollte ein Blick in die Bilanz vor einer Investition zum Pflichtprogramm eines Anlegers gehören.

Nie ohne Limit

Für deutsche Staatsanleihen ist der Markt recht liquide, das heißt, die Chance auf faire Preise ist recht hoch. Anders sieht es bei Unternehmensanleihen, vor allem bei ausländischen Unternehmensanleihen, aus. Hier sollte man als Anleger nie ohne Limit einen Kaufauftrag platzieren. In den Krisenjahren 2008/2009 wollte übrigens niemand Unternehmensanleihen im Depot haben. Es erschien ein zu hohes Risiko zu sein. Daher wurden die Papiere mit hohen Abschlägen zum Nennwert gehandelt. Wer damals Anleihen gesunder Unternehmen kaufte, kann heute auf ein ordentliches Vermögen blicken. Wie so oft ist Timing ein entscheidendes Kriterium. Auch bei Anleihen gilt dieser Grundsatz. 

 

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