An der deutschen Börse beginnt eine neue Ära
Veröffentlicht von
Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
am
07.07.2010
Vor 2 Wochen hatten wir Sie darauf schon vorbereitet und die Ergänzung in der AB-Daily nebst einer Grafik vorgetragen. Es geht schneller als gedacht, denn die nächste Neuemission steht bereits für den 15. Juli an, also kommende Woche.
Wir geben auch unsere bisherige Zurückhaltung gegenüber den bisherigen Neuemissionen auf. Denn: 1. Es gibt direkte Emissionen zur Beschaffung von Kapital. Das ist der Idealfall einer Neuemission, weil das Emissionsgeld in der Kasse bleibt. 2. Es gibt Emissionen aus Verkauf ganzer Firmen oder der größeren Teile, wenn Konzerne sich von Tochterfirmen trennen. Beispiele dafür sind HOCHTIEF CONCESSIONS oder die Technologie bei THYSSENKRUPP etc. 3. Es gibt schließlich Emissionen, die dem Exit von Finanzinvestoren dienen und der kritische Punkt in der Mittelverwendung liegt.
Jedenfalls: Den Umfang der bevorstehenden Neuemissionen hatten wir Ihnen in der AB 25/10 schon gezeigt. Wird er einigermaßten realisiert, so schafft dies ein neues Aktienklima in Deutschland. Dem folgt sodann eine wesentlich andere Haltung von Banken, Versicherungen und sonstigen Investoren gegenüber den Aktien. Mal sehen, ob die Versicherungen ihre bisherigen sehr niedrigen Aktienquoten beibehalten. Dazu gehört auch: Die Bilanz der Neuemissionen der letzten Jahre fällt überaus positiv aus. Wir nennen lediglich die wichtigsten MDAX-Titel wie BAUER, DEMAG CRANES, GERRESHEIMER, KLÖCKNER & CO, MTU, SYMRISE und TOGNUM. In allen diesen Fällen zogen sich die Finanzinvestoren zügig zurück. Unsere Kriterien für die Einschätzung dieser Neuemission halten wir schon vorab fest, um klarzustellen, wonach wir urteilen wollen und werden, aber mit Sicherheit ist davon auszugehen, dass ein großer Teil der Neuemissionen von uns im Grundsatz positiv begleitet wird.
Darauf ist zu achten: 1. Die Qualität der Firma. Sie ist das Kernstück der Beurteilung jeder Neuemission: Branche, Produktportfolio, Finanzlage. 2. Der Ausgabekurs wird das zweite Kriterium, worin eine einigermaßen sichere Bewertung liegt, die aber auch ein ausreichend interessantes Potenzial nach dem Börsengang zulässt. An diesem Punkt scheiden sich die Geister und die Interessen. Die Verkäufer möchten einen hohen Kurs, die Investoren einen möglichst günstigen Kurs. Wo liegt der reale Kurs? 3. Wo bleibt das Geld aus der Neuemission? Bleibt es in der Kasse, so ist dies ein großer Vorteil für den Ausbau der Firma. Geht es teilweise an die Altaktionäre, so ist dies sehr kritisch zu würdigen. Schließlich: 4. Welche Expansionspläne hat der Neuzugang, qualitativ im Bereich der Produkte und quantitativ in der Finanzierung? STRÖER kommt als Außenwerber zu einem Preis zwischen 17 und 24 €. Der Finanzinvestor CERBERUS will aussteigen. Der Streubesitz soll nach Börsengang 45 % betragen. STRÖER will die Schulden von 495 Mio € um 150 Mio € reduzieren, sagt aber nicht, an wen diese gehen. Emissionserlös max. 412 Mio €, davon 275 Mio € als KE und 70 bis 100 Mio € aus dem Bestand von CERBERUS. Vorläufiges Ergebnis: Bei Preisen zwischen 17 und 20 € starten wir mit. Preise über 20 € bedürfen noch der Überprüfung, siehe dazu die AB-Daily.