An den Börsen beginnt eine neue Zeitrechnung
Veröffentlicht von
Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
am
26.01.2010
Präsident Obama hat letzten Mittwoch festgelegt, wie die künftige Struktur der Banken aussehen wird. Die Marschroute ist somit klar, und die Bankenwelt wird daran nicht mehr viel ändern können. Die Folgen sind aber für die Märkte sehr weitreichend und schon sichtbar.
Die „Volcker-Regel“ sieht die Aufteilung des bisherigen Geschäftsmodells der Banken vor. Das bedeutet Trennung des Eigenhandels vom klassischen Bankgeschäft. Gravierender ist die Beschränkung oder sogar Untersagung der Zusammenarbeit mit Private Equity-Gesellschaften und Hedge-Fonds. Darin liegt die wirkliche Brisanz für die Märkte, denn die ganze Mechanik, die die Kapitalmarkt- Tendenzen der letzten 8 Jahre bestimmten, wird damit gebrochen. Denn: Ohne Private Equity-Gesellschaften oder Hedge-Fonds an den Märkten wäre in den letzten 10 Jahren an den Kapitalmärkten nichts gelaufen. Sie waren und sind bis heute die bestimmenden Akteure der Märkte. Gefüttert durch die Zuflüsse der Banken, die Kundengelder in diesen Vehikeln anlegten und bis zur Krise 2008 zusätzlich mit Kredit finanzierten. Dieser Mechanismus wird nun unterbrochen bzw. geschmälert.
Die Kapitalmärkte waren auf eine solche Grundsatzentscheidung nicht vorbereitet. Sie läßt auch - abgesehen von kleinen Adjustierungen - in der Umsetzung wenig Spielraum für einen alternativen Ansatz. Sie trifft zudem den Kern der Problematik und wird infolgedessen auch im wesentlichen von allen Seiten begrüsst. Jede Spekulation ist damit erst mal ausgesetzt; ganz gleich, ob die fundamentalen Daten sie rechtfertigen oder nicht. Kommt es zu der oben genannten Trennung, läßt sich ein Großteil der Spekulationen in der bisherigen Form nicht mehr umsetzen. Die Banken werden auch nicht warten, bis dies in Gesetzesform steht, sondern sich bereits jetzt intern darauf vorbereiten. Dieser Prozeß läuft gerade und überschattet jegliche Meldung aus Konjunktur oder den jeweiligen Unternehmen. Hinzu kommt: Je größer der Einfluß dieser Investoren auf bestimmte Märkte war, desto stärker kommen sie nun unter Druck. Davon ist Europa, und insbesondere Deutschland, stark betroffen, aber auch die Tendenzen an den Rohstoffmärkten und sogar die asiatischen Märkte wird das tangieren. Im Herbst 2008 konnte man den Effekt vom Deleveraging (Kreditabbau) an den Märkten sehen. Nun kommt die zweite Welle. Im Umkehrschluß:
Fazit: Alle machen erst mal Kasse und sichern sich Gewinne. Das bedeutet fallende Kurse und gleichzeitig auch eine Repatriierung internationaler Gelder in den Dollarraum. Das erklärt auch die abrupte Aufwertung der US-Devise in den vergangenen Tagen. Die begonnene Konsolidierung ist damit noch nicht beendet. Das zeigen auch die Umsätze, welche derzeit etwa dem Doppelten der Volumina im Aufwärtstrend entsprechen. Das Ausmaß der begonnenen Korrektur wird sich an diesen neue Fakten orientieren.