ALCATEL-LUCENT - fulminantes Comeback mit Verdopplungspotenzial oder nur ein Strohfeuer?

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 06.11.2013
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Aktionärsbrief

In der europäischen Telekom-Ausrüstung steht eine Konsolidierungswelle bevor. Sie hat mit der Konsolidierung der Telekom-Konzerne nichts zu tun. Auslöser ist der Rückzug von Nokia aus dem Smartphone-Geschäft. Wo steht Alcatel- Lucent in diesem Zusammenhang?


Negative Vergangenheit. Mit Ausnahme in 2011 hat das Unternehmen in den letzten fünf Jahren rote Zahlen geschrieben. Der Telekommunikationsausrüster wurde in den letzten Jahren von der asiatischen Konkurrenz, aber auch durch einen falschen Produktmix hart getroffen. Zeitweise ging das bis an die Gefährdung der Existenz mit entsprechenden Auswirkungen für den Kurs. 2006 notierte die Aktie noch bei 13,50 € im Top. Ein Zwischenhoch gab es dann noch einmal im April 2011 bei 4,50 €. Danach ging es im Tief sogar unter die Marke von 1 €. Zwischen 2007 und 2010 häufte das Unternehmen Verluste von 9,5 Mrd. € an. Seit Jahresbeginn erholt sich der Kurs jedoch deutlich. Der Rücksetzer zu Beginn der Woche ist im Zusammenhang mit der Kapitalerhöhung zu sehen.

Mit dem sog. „Shift Plan“ hat sich das Unternehmen jetzt in wachstumsstarken Bereichen wie dem IP- und Cloud Networking sowie im Ultra-Breitband-Geschäft neu aufgestellt. Dazu kommen Kostenreduzierungen von 1 Mrd. € bis 2015. Im Zuge des Umbaus und eines Sparkurses sollen zudem 10.000 Stellen wegfallen, das wäre fast jeder siebente Arbeitsplatz im Konzern. Gleichzeitig wird die Bilanz über eine Kapitalerhöhung (knapp 1 Mrd. €), einem Schuldenabbau von 2 Mrd. € bis 2015 sowie einer Verlängerung des Fälligkeitenprofils gesäubert. Hinzu kommt:

Trotz seines schlechten Rufes ist Alcatel-Lucent eines der innovativsten Unternehmen der Branche. 15.000 Patentanmeldungen sowie 30.000 bestehende Patente suchen in diesem Sektor ihresgleichen. Technologisch hat man beste Voraussetzungen, den Turn-around bis 2015 zu schaffen.

In den letzten Monaten hat der Markt dies teilweise schon vorweggenommen. Die Aktie hat sich mehr als verdoppelt. Gleichwohl glauben wir, dass auf dem aktuellen Bewertungsniveau die Aktie immer noch weit unterschätzt wird.

Neuer Chef und neues Geschäftsmodell zeigen bereits Wirkung. Unter dem Strich stand im abgelaufenen Vierteljahr zwar ein Verlust von 200 Mio. €, der Umsatz stieg aber um 2 % auf 3,7 Mrd. €. Bereinigt um Währungseffekte wären es sogar 7 % mehr gewesen. Im operativen Geschäft verdiente der Konzern mit 95 Mio. € sogar deutlich mehr als im zweiten Quartal. Das neue Geschäftsmodell zeigt somit erste Erfolge. Michael Combes hat im April diesen Jahres das Ruder übernommen und will die Firma auf Hochgeschwindigkeitsangebote im Mobilfunk- und Festnetzgeschäft konzentrieren. Künftig sollen die USA eine zentrale Rolle spielen. Im abgelaufenen Quartal stieg der Umsatz dort prozentual zweistellig.

Kluger Schachzug. Der Fokus auf das US-Geschäft hat Sinn und Verstand. Durch den harten Wettbewerb, angefacht durch die chinesische Konkurrenz wie Huwai und ZTE, herrscht Preisdruck am Markt. Marktführer Ericsson sowie die fi nnische Nokia-Tochter NSN hatten zuletzt Probleme. Durch den harten Wettbewerb ist der Umsatz unter Druck geraten. Huwai und ZTE werden aber in den USA wegen Sicherheitsbedenken von den Telekomkonzernen weitgehend verschmäht. Hier hat Alcatel-Lucent also freie Bahn mit der Chance auf überdurchschnittliche Margen.

Die Bewertungsperspektive - allein die Patente sind 2 € je Aktie wert: Börsenwert derzeit 8 Mrd. € für rund 16 Mrd. € Umsatz. Das entspricht einem Kurs-/Umsatz-Verhältnis von Faktor 0,5. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Allein das Patentportfolio taxieren Branchenkenner auf rund 5 Mrd. € bzw. 2 € je Aktie. Das operative Geschäft (Umsatz 16 Mrd. €) wird somit nur mit 3 Mrd. € bewertet.

Fusion mit Nokia? Gerüchten zufolge, plant Nokia in laufenden Sondierungsgesprächen den Zusammenschluss mit Alcatel-Lucent. Ein Kauf von Alcatel gegen bar gilt als ausgeschlossen und politisch nicht gewünscht, um dieses Unternehmen als französischen Marktteilnehmer zu erhalten. Denkbar ist deshalb eine Fusion mit Aktientausch. Das hören wir aus Paris. Die Kombination hätte ihren Reiz und würde beide näher an den Marktführer Ericsson heranführen inklusive weiterer Synergieeffekte. Aber auch ohne eine Fusion stehen die Chancen auf einen erfolgreichen Turn-around mit dem neuen Kernmarkt USA gut.

Fazit: Eine Spekulation für hartgesottene Turn-around-Spezialisten mit einem Kurspotenzial von 100 % auf Sicht von zwei Jahren. Stop Loss ist 1,80 €.
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