Airbus gegen Boeing

Stephan Heibel
Veröffentlicht von Stephan Heibel am 05.09.2009
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Heibel-Ticker Börsenbrief

Da ich heute beim Tag der offenen Tür bei Airbus war, lassen Sie mich ein paar Worte zu den jüngsten Entwicklungen beim Flugzeugbau sagen: Boeing hat vor fünf Jahren die EU verklagt, durch Subventionszahlungen an Airbus den Wettbewerb zu verzerren. Gestern hat die World Trade Organization (WTO) der Klage von Boeing Recht gegeben.


Nun wird die EU eine Stellungnahme erstellen. Der Prozess wird nach Schätzungen von Airbus noch weitere 3-5 Jahre laufen.

Gleichzeitig hat aber auch Airbus Klage gegen die USA eingereicht, denn auch sie zahle zu viele Subventionen an Boeing.

Ich habe den Eindruck hier zanken sich zwei alte Rivalen und merken dabei gar nicht wie sie sich selbst ins Abseits befördern. Denn sie werden beobachtet von den Fluggesellschaften aus Brasilien (Embraer), China (AVIC), aus Russland und Indien. Die Flugzeugindustrie bietet viele Arbeitsplätze und gilt als Schlüsselindustrie: Jeder möchte das Knowhow haben.

Doch um Flugzeuge profitabel verkaufen zu können, müssen die Entwicklungskosten gesenkt werden – und das geschah in Europa durch günstige Kredite. Dadurch kann Airbus seine Flieger derzeit günstiger anbieten, als dies möglich wäre, wenn diese günstigen Kredite nicht zur Verfügung gestanden hätten.

So schauen die Länder nun auf den Ausgang des Streits zwischen Boeing und Airbus, um daraus ihre Schlüsse für die eigene Subventionspolitik zu ziehen. Vor diesem Hintergrund ist alles andere als eine Verurteilung der Subventionen ein Eigentor, denn der weltweite Wettbewerb würde staatlich gefördert angeheizt werden.

Ungeachtet dessen hat Airbus derzeit das imposanteste Flugzeug mit dem A380, der heute sogar einen Showflug über dem Airbusgelände vollführte: Direkt nach dem Start wurden zwei enge Kurven geflogen, ein Landeanflug wurde abgebrochen und durchgestartet. Für mich war es unglaublich zu sehen, wie wendig dieser Koloss ist.

Der A380 hat keine Konkurrenz, Boeing hatte vor Jahren die Entwicklung eines Fliegers für über 500 Passagiere eingestellt.
Stattdessen bastelt man in Seattle am Dreamliner, ein ultraleichter Flieger mit viel Carbon, der viel schneller fliegen kann als auch weniger Sprit verbraucht, als herkömmliche Flieger.

Die Antwort von Airbus auf den Dreamliner lautet A350. Der Jungfernflug des Dreamliners lässt noch auf sich warten. Airbus ist mit der eigenen Entwicklung rund ein bis zwei Jahre hinterher.

Und als sei das noch nicht genug, so buhlen derzeit beide Flugzeugbauer um einen Großauftrag von der US Air Force für ein Betankungsflugzeug. Hier würde Airbus seine A330 entsprechend umrüsten, Boeing würde auf die 767 zurückgreifen.

Sie sehen, es geht um viel Geld. Doch auf der anderen Seite ist der Wettbewerb zwischen Boeing und Airbus so hart, dass es in meinen Augen keinem der beiden gelingen wird, gut zu verdienen.
Bislang waren die Flugzeugbauer politisch unterstützt worden.
Doch diese Unterstützung machen sie sich derzeit selbst zunichte. Ich würde mich also als Anleger von beiden fern halten.

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