2000 bis 2009 war nicht das Jahrzehnt der Aktie.

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 21.12.2009
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Aktionärsbrief

Die 10-Jahres-Bilanz fällt ernüchternd aus, ist aber gleichwohl indikativ für kommende Entwicklungen. Zum ersten Mal seit den 30er Jahren lag die Performance von Anleihen haushoch über der von Aktien. Jedenfalls linear gerechnet, unter der Annahme, daß man 10 Jahre die Papiere hielt.


Auch wenn das im Einzelportfolio unwahrscheinlicher war, ergibt sich folgende Erkenntnis: Die Aktienperformance wurde in den vergangenen 10 Jahren zu einer unberechenbaren Größe. Zweimal Baisse und zweimal Hausse führten zu einer atemberaubenden Volatilität, die zwar rechnerisch zu einer super Performance führte, sich aber nur schwer praktisch realisieren ließ. Private Equity-Gesellschaften und Hedge-Funds konnten dies am besten und waren nach den Venture- Capital-Lists die großen Stars der Börse. Alle anderen Marktteilnehmer schauten entweder hinterher oder lediglich zu. Diese Art von Momentum-Investments schließt einen Großteil der institutionellen Anleger geradezu aus. Hinzu kommt: Die Aktienkurse wichen immer stärker von den fundamentalen Daten der Unternehmen ab. Während sich die Unternehmensdaten gemäß der Shareholder Value- Fokussierung immer konstanter entwickelten, schwankten die Bewertungen der Unternehmen immer stärker. Ein Widerspruch, der die dauerhafte Einschätzbarkeit der Aktienmärkte unterwanderte und damit viele Anleger wiederum ausgrenzte. Vereinfacht gesagt: Zwischen 2000 und 2009 wurde an den Aktienmärkten mehr gespielt als investiert, aber unterm Strich blieb so gut wie nichts übrig. Die Zinstendenz war um so stabiler. Damit liefen die Anleihenmärkte in sehr sauber kalkulierbaren Bahnen und zogen viel Kapital an. Eigentlich zu viel, denn die daraus resultierenden Kapitalmarktzinsen schmolzen auf ein Minimum zusammen und reflektieren heute nicht mehr das Risiko oder die Bonität des Schuldners. Im Ergebnis ergab sich daraus aber eine super Performance zwischen 70 und 85 % (!), die in den jeweiligen Bonds-Indizes zu realisieren waren. Was kommt nun? Der super Trend der Anleihen ist gelaufen. Die Trendwende kommt in den nächsten Wochen, so wie der Abverkauf an den Anleihenmärkten Gestalt annimmt. Dubai und Griechenland waren die ersten Warnschüsse, aber andere werden folgen. Mit dem Abverkauf kommt es dann zu tendenziell steigenden Zinsen. Damit einhergeht eine enorme Kapitalumschichtung in andere Asset-Klassen. Die nächsten 10 Jahre bringen die Rehabilitierung der Aktie als verläßliche Asset- Klasse. Je stärker Kapital umgeschichtet wird, desto verläßlicher die Kursbildung von Aktien und um so stärker reduziert sich die Volatilität. Daraus entstehen stabile Aktientrends, auf die Anleger aller Couleur setzen können. Für das „schnelle Geld“ wird dies zu langweilig, folglich wird es sich andere Bereiche suchen. Was bleibt, ist eine Renaissance der Aktie und auch eine Renaissance der Aktienkultur, wie sie in den letzten 40 bis 50 Jahren in den westlichen Industriestaaten auch herrschte.
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