1.300 Mrd. Dollar sind eine Menge Geld!

CURT L. SCHMITT Informationsdienste
Veröffentlicht von CURT L. SCHMITT Informationsdienste am 09.04.2011
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Frankfurter Börsenbrief

Dies ist nach einer Studie von IBM der Betrag, der pro Jahr durch die globale Maschinerie des Fonds-Managements (inkl. Rating-Agenturen) vernichtet wird. Immerhin entspricht dies grob 2,5 % der globalen Wirtschaftsleistung. Wie kann dies sein in einer Branche, die insbesondere nach der Finanzkrise mehr denn je bemüht sein sollte, Werte zu schaffen - und zwar nicht nur für die eigene Gewinn- und Verlustrechnung, sondern auch für die Kunden, deren Vermögen verwaltet wird?


 

Es geht hier nicht nur um potenziell größere Gewinne für die Anleger, sondern letztlich um Vertrauen und damit auch um die Nachhaltigkeit der globalen Finanzszene. Deutschland ist in dieser Betrachtung leider kein wirklicher Vorreiter. Insofern hat Bundespräsident Christian Wulff durchaus recht mit seinen kritischen Tönen.

Ein Strickfehler in der deutschen Finanzbranche ist weiterhin eine mangelnde Kundenorientierung. Exemplarisch dafür ist die wahre Flut an Zertifikaten, die wieder aufgelegt werden. In den ersten Monaten dieses Jahres waren es immerhin etwa 6.000 Zertifikate. Nein, nicht insgesamt, sondern pro Tag! Angesichts minimaler Zugangshürden und -kosten ist die Fließbandproduktion wieder angelaufen, als hätte es Lehman Brothers nie gegeben. Bitte keine pauschale Verurteilung: Zertifikate sind kein Teufelszeug. Die Derivate-Rubrik ist auch für den Frankfurter Börsenbrief ein hochinteressanter Weideplatz mit wirklich beachtlichen Kursgewinnen. Je komplexer allerdings die Produkte und je geringer die Vorkenntnisse der Anleger, umso leichter haben es die Emittenten, Kosten zu verstecken. Am Ende verdiente vor allem einer der Emittent bzw. der Zwischenhändler und nur im günstigen Fall auch der Beratungskunde.

Viele Produkte sind schlichte Abzocke. Bei einer Reihe von geschlossenen Fonds geht ein Fünftel des Anlagebetrages gar nicht in das Investitionsprojekt, sondern in Marketingkosten, Prospektherstellung, Verwaltung, Provision usw. Beispiel: In 2010 haben deutsche Anleger etwa 832 Mio. € in Solarund sonstigen Energiefonds angelegt. Dabei gingen im Schnitt fast 21 % für „Weichkosten“ drauf! Bei Schiffsfonds waren es im Schnitt etwa 20,6 % des Eigenkapitals. Man muss kein Mathe-Genie sein, um zu erkennen, dass Otto Normalanleger hier gegen eine starke Kostenströmung rudern muss, um zu einer Rendite zu kommen, geschweige denn zu einer Überrendite gegenüber Vergleichsgrößen (wie z.B. dem DAX). Lassen Sie sich als Anleger nicht vor falsche Wagen spannen. Besonders jetzt ist dies wichtig:

Denn der laufende Aufwärtstrend an den Aktien

märkten ist noch weit entfernt von seinem Happy End. Das dominierende Thema bleibt die Verlagerung von Kapital heraus aus den Rentenmärkten und hinein in die Aktienmärkte. Exemplarisch dafür die jüngste Statistik des Bundesverbandes Investment und Asset Management (BVI). In den beiden Auftaktmonaten dieses Jahres sind netto 818 Mio. € in Aktienfonds investiert worden, während aus Rentenfonds netto etwa 3.413 Mio. € abgezogen wurden. Auch scheint das Interesse von institutioneller Seite an Expertise im Aktienbereich wieder zuzunehmen, was angesichts der deutschen Regulierungswut in der Kundenberatung mehr als bemerkenswert ist. Damit verdichten sich die Anzeichen, dass ein wesentliches Umdenken stattfindet und damit auch eine Gezeitenwende, die a) allein schon wegen der finanziellen Durchschlagskraft viel größer ist als man zunächst denkt und b) durch das Trägheitsmomentum der Branche wesentlich länger anhalten wird, als man zunächst annehmen könnte. 

 

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