Zertifikate auf Übernahmekandidaten: Spekulation mit Netz

Weimer Media Group GmbH
Veröffentlicht von Weimer Media Group GmbH am 17.06.2011
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

zertifikate kompakt

Der Wirtschaftsaufschwung in Deutschland füllt Auftragsbücher und Kassen vieler Unternehmen. Doch an der Börse sind vor allem Gesellschaften aus der zweiten Reihe relativ günstig zu haben. Das lockt Firmenkäufer aus aller Welt an. Von einer Übernahmeofferte profitieren zwar in erster Linie die Anteilseigner. Aber auch Zertifikateanleger können einen guten Schnitt machen. Bis zu 9% Rendite per annum sind durchaus möglich, obwohl sich das Investmentrisiko in engen Grenzen hält.


 

Meyer Burger werde seine Offerte für das deutsche Solartechnikunternehmen Roth & Rau nicht aufstocken, tönte vor wenigen Tagen der Vorstandschef des Schweizer Konzerns Peter Pauli. „Wir bieten den Roth & Rau-Aktionären mit 22 Euro einen äußerst attraktiven Angebotspreis“, sagte er am 8. Juni. So ähnlich hatten sich vor einigen Wochen auch die Beteuerungen von Daimler und Rolls Royce angehört. Doch dann war den beiden Industriekonzernen eine solide Mehrheit am Motorenbauer Tognum wichtiger als ihre Vertrauenswürdigkeit, und sie setzten ihr Gebot von 24 auf 26 Euro herauf. Auf eine Erhöhung der Offerte für Roth & Rau zu spekulieren, scheint im Moment äußerst gewagt. Schließlich kündigte Meyer Burger an, seinen Anteil nur zu niedrigeren Kursen aufzustocken. Aber was bleibt Pauli schon übrig? Schließlich will er die Kleinaktionäre dazu bewegen, ihm während der erweiterten Annahmefrist bis 22. Juni zusätzliche Aktien anzubieten. Am 8. Juni verfügte er nämlich nur über 32,4% der Anteile. Zudem sind mit dem Schwarzwälder Solarunternehmen Jürgen Gutekunst und der zypriotischen Finanzholding KLK Konkurrenten um die Gunst der Anteilseigner aufgetaucht. Die beiden Investoren halten inzwischen mehr als ein Viertel an Roth & Rau. Ein Übernahmekampf ist daher nicht auszuschließen.

Discount-Zertifikate mit tollen Seitwärtsrenditen

Zu wesentlich höheren Notierungen werden aber wohl weder die Schweizer noch die beiden Finanzinvestoren Aktien kaufen. Dazu ist die Ertragslage der Solarindustrie zu ungewiss. Aber ein paar Euro mehr könnten drin sein. Wer darauf setzen will, ist mit einem Discount-Zertifikat der Deutschen Bank gut bedient. Das Papier mit einem Cap von 25 Euro kostet rund 21 Euro (Stand für Kurse und Renditen: 16. Juni) und weist eine Seitwärtsrendite von 9,1% per annum auf. Die annualisierte Maximalverzinsung beträgt sogar 37%. Dieser Wert ist allerdings nur erzielbar, wenn der Börsenkurs bis Mitte Dezember auf mindestens 25 Euro klettert. Dagegen reicht es beim Discount auf Medion von Macquarie Oppenheim mit einer Obergrenze von 13 Euro, wenn die Aktie nicht einbricht, um eine jährliche Seitwärtsrendite von 4,7% zu erzielen. Ein drastischer Kursrückgang ist aber wenig wahrscheinlich, denn der chinesische Technologiekonzern Lenovo hat die Mehrheit am Aldi-Lieferanten bereits sicher. Letztlich nicht überraschend, da der gebotene Preis von 13 Euro je Aktie eine Übernahmeprämie von 18% beinhaltete. Viele Analysten rieten denn auch zur Annahme des Angebots, Holger Schwesig von der DZ Bank zum Beispiel. Seine Begründung ist einleuchtend: Beide Unternehmen profitieren vom Zusammenschluss, und für Medion allein errechnete er auch nur einen fairen Wert von 10,50 Euro je Aktie. 

Verhärtete Fronten zwischenTerex und Demag Cranes-Großaktionären

Über den angemessenen Preis für Demag Cranes stritten sich die Anteilseigner lange heftig mit dem US-Baumaschinengiganten Terex. Die Amerikaner boten zunächst 41,75 Euro je Demag Cranes-Aktie. Dagegen forderten einige Großaktionäre deutlich mehr. „Wir glauben, die Terex-Offerte liegt deutlich unter dem Unternehmenswert“, sagte Patrick Bierbaum von Centaurus Capital vor wenigen Tagen der Financial Times Deutschland. Dem Hedgefonds gehören mehr als 5% an Demag Cranes. Ebenfalls ablehnend hatten sich andere Großaktionäre geäußert. Terex hatte daher keine Wahl: Am 16. Juni erhöhte der Konzern seine Offerte auf 45,50 Euro, die nun bis 30. Juni läuft. Eine Bewertung des neuen Angebots seitens Vorstand und Aufsichtsrat von Demag Cranes steht noch aus. Die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Übernahme ist damit jedoch rasant gestiegen. Ein Restrisiko bleibt natürlich. Mit einem Discounter der DZ Bank mit einem Cap von 40 Euro bleibt das Risiko aber in einem vertretbaren Rahmen: Bei einem Abschlag auf die aktuelle Aktiennotiz von 17% errechnet sich eine Seitwärtsrendite von knapp 9%. Außerdem spricht auf längere Sicht viel für steigende Notierungen: Dank exzellenter Wachstumsperspektiven hält so mancher Analyst die Aktie für günstig. Achim Henke von der WestLB beispielsweise setzte vor zwei Wochen sein Kursziel auf 51 Euro herauf.

Hochtief will Flughafen-Beteiligungen verkaufen

Eher gemischt sind die Ansichten der Banken über die Kursaussichten von Hochtief. Das liegt auch an den unterschiedlichen Trends bei zwei wichtigen Sparten des Baukonzerns. Während die australische Tochter Leighton jüngst mit einer Gewinnwarnung enttäuschte, geht es der Sparte Concessions, in der die FlughafenBeteiligungen gebündelt sind, glänzend. Bei einem Verkauf oder Börsengang könnte die Sparte einen hohen Preis erzielen. Deshalb hielt Citigroup-Analyst Mike Pinkney auch an seinem Kursziel von 75 Euro fest – gut 25% über der aktuellen Notiz. Mit einer lukrativen Zerschlagung Hochtiefs kalkuliert wohl auch der spanische Wettbewerber ACS, der Anteile am MDAX-Konzern einsammelt. Zuletzt hielten die Spanier 43% an Hochtief. Bis Jahresende dürfte die Mehrheit unter Dach und Fach sein, glauben die Analysten der Raiffeisen Centrobank. Sie stufen Hochtief nur mit Halten ein, weil der Konzern im ersten Quartal wegen der Belastungen bei Leighton einen Verlust von knapp 170 Mio. Euro einfuhr. Ingo Schmidt von der Hamburger Sparkasse rät gar zum Verkauf. An der Börse setzten sich hingegen zuletzt die Optimisten durch. Der Kurs legte von 58 auf 59,75 Euro zu. Anfang April hatte die Aktie allerdings noch 76 Euro gekostet. Unter 52 Euro lag die Notiz aber seit Mitte 2010 nicht mehr. Deshalb verspricht ein Discount-Zertifikat der HSBC Trinkaus & Burkhardt mit dieser Obergrenze einen relativ sicheren, wenn auch auf den ersten Blick mageren Gewinn: Die rechnerische Verzinsung liegt lediglich bei 7,1% per annum.

Fazit:

Übernahmeschlachten sind oft ein heißes Pflaster, auf dem sich schon so mancher Investor heiße Sohlen eingefangen hat. DiscountZertifikate mit vernünftig gewählten Caps bieten selten überragende, aber oft durchaus ansehnliche Renditen. Anleger sollten zudem das Emittentenrisiko nicht außer Acht lassen. 

 

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