Wie eine Volkswirtschaft wächst ...
Volkswirtschaftslehre ist trocken, kompliziert und langweilig, glauben viele. Und warum werden Nobelpreise in Wirtschaftswissenschaften verliehen, wenn letztlich anscheinend niemand Lösungen parat hat, um Probleme wie Schuldenkrisen und Rezessionen zu bewältigen? In einer Allegorie auf die Geschichte der amerikanischen Subprime-Krise erklären Peter und Andrew Schiff Zusammenhänge und lassen dabei keine Langeweile aufkommen.
Billige Kredite für Schuldner, die diese gar nicht zurückzahlen können und niedrige Zinsen, die das Entstehen einer Vermögensblase begünstigten: Aus Sicht von Kritikern haben diese Faktoren zur Misere der Subprime-Krise in den USA beigetragen, die sich schließlich zu einer weltweiten Finanzund Wirtschaftskrise auswuchs. Im Grunde handelt es sich bei dem Buch „Wie eine Volkswirtschaft wächst ... und warum sie abstürzt“ um eine Auseinandersetzung mit den Theorien von John Maynard Keynes im Gegensatz zu den Volkswirten der so genannten „österreichischen Schule“, wobei heftige Kritik an Keynes ́ ökonomischen Theorien geübt wird. Doch statt die Leser mit trockenen Ausführungen zu langweilen, verpacken die beiden Autoren Peter und Andrew Schiff ihre Lektionen in eine unterhaltsame Fischgeschichte, wobei sie sich der Vorlage ihres Vaters Irwin Schiff bedienen. Schiff, der ein scharfer Kritiker der amerikanischen Einkommenssteuer ist und wegen Steuerhinterziehung zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde, hatte in den USA im Jahr 1985 ein Buch unter dem gleichen Titel veröffentlicht. Seine Söhne nutzen dies als Anknüpfungspunkt für ihre Fabel, in der es um drei Männer geht, die sich auf einer einsamen Insel durchschlagen müssen.
Fabel von den Fischern
Da auf der Insel nichts wächst, leben sie vom Fischfang. Der Wunsch, die Nahrungsmittelgewinnung zu vereinfachen, kommt auf. Am Anfang steht also die Idee eines Fischnetzes, um das harte Leben auf der Insel einfacher zu machen: Doch um dieses Werkzeug zu bauen, müssen die drei Zeit investieren. Sie gehen damit ein Risiko ein, denn ob ihre Idee funktioniert, wissen sie anfangs nicht. Doch am Ende zahlt sich die Mühe aus. Letztlich gehen die Probleme damit aber erst so richtig los: Wie teilt man den Wohlstand? Und was passiert mit zu viel gefangenen Fischen, also mit Ersparnissen? Wie kann man sie sinnvoll nutzen? Was passiert, wenn der neue Wohlstand Bewohner anderer Inseln anzieht? Und so entwickelt sich die Fabel von den drei Fischern allmählich zur amüsanten Beschreibung einer komplexen Volkswirtschaft mit all ihren Herausforderungen. Dazu gehören Eingriffe der Politik, die Einführung von Papiergeld sowie menschliche Schwächen wie Gier und die Bereitschaft, sich über ein vernünftiges Maß hinaus zu verschulden und über seine Verhältnisse zu leben. Anhand der Wirtschaft der Inselbewohner demonstrieren die beiden Autoren sehr anschaulich, welche gravierenden Folgen zuviel Liquidität und ökonomisches Fehlverhalten haben können. Dabei können sie es sich auch nicht verkneifen, Seitenhiebe auf prominente Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik auszuteilen, was zum Unterhaltungswert des Buches beiträgt.
Fazit:
Zwar steht vor allem die Wirtschaft der USA im Mittelpunkt des Buches, dennoch kommen auch Leser hierzulande mit diesem sehr unterhaltsamen, humorvollen und zugleich lehrreichen Buch auf ihre Kosten. Es liefert die wichtigsten Grundlagen für ein besseres Verständnis des wirtschaftlichen Geschehens und hilft darüber hinaus auch zu verstehen, wie die lockere Geldpolitik der USA in den letzten Jahren zum Entstehen der Subprimeund Wirtschaftskrise beigetragen hat.