VW bei Fusion mit Porsche von Klagen ausgebremst

Weimer Media Group GmbH
Veröffentlicht von Weimer Media Group GmbH am 05.11.2010
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Aus dem geplanten Zusammenschluss der Autohersteller Volkswagen und Porsche wird so schnell nichts werden. Juristische Probleme werden die Fusion erheblich verzögern. Operativ läuft das Geschäft allerdings glänzend. Analysten stufen VW-Aktien meist mit „kaufen“ ein, während die Ansichten über Porsche auseinander gehen. Zertifikateanleger können die Meinungsverschiedenheiten der Experten gelassen sehen. Schließlich bieten Discount- und Bonuspapiere auf beide Basiswerte hohe Renditen.


Es war ein Spiel mit hohem Einsatz, das Porsche-Vorstandschef Wendelin Wiedeking wagte. Trotz anfänglicher Erfolge scheiterte letztlich sein Versuch, den VW-Konzern zu übernehmen. Nun ächzt Porsche unter einem riesigen Schuldenberg. Die börsennotierte Porsche SE ist allerdings kein Industrieunternehmen, sondern eine Beteiligungsgesellschaft. Das Unternehmen hält 50,7% der VW-Stammaktien und 50,1% an der Porsche GmbH. Dieser wiederum gehört die Porsche AG. Bei beiden Gesellschaften läuft das Geschäft hervorragend. Im Geschäftsjahr 2009/2010 (31. Juli) übertraf Porsche mit einem Absatz von 81.850 Fahrzeugen den Vorjahreswert um 8,8%. Der Umsatz wuchs um knapp 18% auf einen Rekordwert von 7,8 Mrd. Euro. Operativ verdiente das Unternehmen fast 1,2 Mrd. Euro. „Wir blicken auf ein sehr erfolgreiches Jahr zurück“, sagte der neue Porsche- Chef Matthias Müller. Um die Rechnungslegung an Volkswagen anzupassen, legt Porsche SE ein Rumpfgeschäftsjahr ein, das im Dezember endet und ein zumindest ausgeglichenes Konzernergebnis bringen soll. Für 2011 peilt die Gesellschaft einen Überschuss an. Glänzendes China-Geschäft Porsche profitiert enorm vom neuen Modell Panamera und verzeichnet beeindruckende Erfolge in den USA: So legte der US-Absatz im Oktober um 61% zu. Auch VW gehört zu den Gewinnern in Nordamerika: Fast die Hälfte der rund 20.000 verkauften Fahrzeuge waren Jettas. Audi schaffte immerhin ein Plus von 10,5%. Stolz ist Audi-Chef Rupert Stadler auf das China-Geschäft. Am 20. Oktober wurde der millionste Audi an einen Kunden aus China übergeben – ein metallic-blauer Q5. „Dieser Rekord ist ein weiterer Meilenstein in der Geschichte von Audi in China“, sagte Stadler beim Festakt in Changchun vor mehr als 7.000 Gästen. „Wir waren vor 22 Jahren die erste Premiummarke in China und sind seither unangefochtener Marktführer in diesem Segment.“ Ausruhen will sich Audi auf seinen Lorbeeren nicht. „Wir haben bereits unser nächstes Absatzziel fest im Blick“, erklärte Dietmar Voggenreiter, Geschäftsführer von Audi China. „Innerhalb der nächsten drei Jahre wollen wir die zweite Million schaffen.“ Chinesische Joint Ventures trugen ebenfalls zum guten Resultat des VW-Konzerns in den ersten neun Monaten des Jahres 2010 bei. Um fast ein Fünftel auf 92,5 Mrd. Euro wuchsen die Erlöse. Das operative Ergebnis verdreifachte sich auf 4,8 Mrd. Euro. Sogar um 470% auf 4 Mrd. Euro kletterte der Gewinn nach Steuern. Vom Quartalsbericht waren die Banken begeistert. Reihenweise hoben die Analysten ihre Kursziele für die Vorzugsaktie an. Besonders optimistisch äußerten sich die Branchenexperten der amerikanischen Investmentbank Goldman Sachs, setzten sie doch ihr Kursziel von 149 Euro auf 185 Euro herauf. Viele Banken waren vorsichtiger: Die SEB beispielsweise peilte für den DAX-Titel 125 Euro an. Zuvor hatte Analyst Stipo Bralo 90 Euro als angemessen erachtet. Außerdem warnte das Institut aus charttechnischen Gründen vor einer kurzfristigen Konsolidierung. Nach dem starken Anstieg der letzten Woche wäre die Aktie klar überkauft, meinte Savas Demirtas, technischer Analyst der SEB. Demirtas sah als mögliche Zielmarke die Unterstützung von 92,71 Euro. Falls der Ausbruch über den Widerstand bei 109,71 Euro gelingt, rückt seiner Meinung nach das bisherige Allzeithoch bei 132,69 Euro ins Visier. Noch hat der DAX-Titel den Widerstand nicht geknackt. Aus fundamentaler Sicht stehen die Chancen auf einen Test des Rekordstands nicht schlecht. Schließlich liegt das Kurs/Gewinn-Verhältnis für 2011 nur bei gut elf. Porsche-Zertifikate mit zweistelligen Renditen Welche Zertifikate sind in diesem Umfeld interessant? Mit einem Bonus-Zertifikat setzen Anleger auf die Fortsetzung des Aufwärtstrends, machen aber auch in einer Konsolidierung Gewinn. Entscheidend für den Erfolg eines Investments ist die Barriere. Wird diese unterschritten, ist die Bonuszahlung verloren. Bei der Commerzbank-Emission liegt die Barriere bei 85 Euro. Notiert die VW-Vorzugsaktie während der Restlaufzeit (15. September 2011) über dieser Schwelle, erhält der Eigner entweder den Bonusbetrag von 112 Euro oder den höheren Aktienkurs am Bewertungstag. Investoren, die eine ausgeprägte Korrektur für möglich halten, werden ein Discount-Zertifikat bevorzugen. Dabei wird die maximale Auszahlung durch einen Cap begrenzt. Es entscheidet ausschließlich die Notiz am Bewertungstag darüber, ob an den Besitzer der Cap oder ein eventuell niedrigerer Aktienkurs ausgezahlt wird. Die Ertragschancen stehen nicht schlecht: Für einen Discount der Schweizer Bank Vontobel mit Cap bei 90 Euro errechnet sich eine Seitwärtsrendite von 8,8% p. a. Das Bonuspapier weist sogar eine annualisierte Bonusrendite von 10% auf. Erheblich höhere Verzinsungen versprechen Zertifikate auf die Porsche-Vorzugsaktie. So errechnet sich für ein Bonuspapier mit einer Barriere von 28 Euro und einer Restlaufzeit von gut sieben Monaten eine Bonusrendite von über 17% p. a. Ein Discount mit 35er-Cap bietet satte 14% Seitwärtsrendite. Diese ansehnlichen Ertragschancen spiegeln die höheren Risiken wider. Denn die Perspektiven bei Porsche SE sind viel schwieriger zu beurteilen als bei Volkswagen. Deshalb schätzen viele Analysten die Porsche-Aktie mit „halten“ ein. Beispielsweise UBS-Analyst Philippe Houchois, der Ende Oktober sein Kursziel von 60 auf 40 Euro senkte. Damit liegt er knapp unter dem Schnitt aller Analysten. Es gibt allerdings Ausnahmen: Wolfgang Albrecht von der Landesbank Baden-Württemberg rät zum Kauf, weil er Porsche für deutlich unterbewertet hält. Schließlich besitze die Holding rund 150 Mio. VW-Stammaktien mit einem aktuellen Kurswert von mehr als 14 Mrd. Euro. Die Marktkapitalisierung der Porsche SE betrage dagegen weniger als 6,8 Mrd. Euro. Ob Bullen oder Bären bei Porsche Recht behalten, wird im Wesentlichen von zwei Faktoren abhängen: Zieht Porsche im kommenden Frühjahr die vorgesehene Kapitalerhöhung durch? Und: Wie lange verzögern die Klagen in Deutschland und den USA die für 2011 geplante Fusion der beiden Konzerne? Außerdem ist eine Vielzahl juristischer Hürden – etwa im Steuerrecht – bisher nicht aus dem Weg geräumt. Fazit: Dank des boomenden Exportgeschäfts verdienen Porsche und VW operativ glänzend. Porsche hat allerdings die gescheiterte VW-Übernahme noch längst nicht verkraftet. Zudem birgt das juristische Nachspiel schwer kalkulierbare Risiken. Deswegen bieten Bonus- und Discount-Zertifikate auf Porsche höhere Renditen als Papiere auf VW-Vorzugsaktien.
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