Virtuelle Demokonten: abseits vom realen Moneymanagement

Veröffentlicht am 19.01.2014
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Mehr als viele andere Handelsoptionen verleitet das Derivatetrading zu virtuellen Spielen, Broker gehen gern darauf ein und bieten "hoch kapitalisierte" Demokonten an. In der Regel darf sich der Trader mit 50.000 oder 100.000 virtuellen Euro ausprobieren, um den Heiligen Gral des Tradings zu finden, mit dem er anschließend - mit echtem Geld - reich werden wird. Natürlich bedarf es keines Brokers für diese Traumschlösser, ein jeder kann sich die entsprechenden Computerdateien selbst anlegen. Was ist davon zu halten?


Warum reizen gerade Derivate zu virtuellem Trading?

Kaum etwas wirkt auf Tradingneulinge verstörender als die dem menschlichen Biorhythmus vollkommen zuwiderlaufenden Geschehnisse an der Börse. Da passiert stunden- und tagelang nichts, bis dann der Chart den Trader in Sekunden zu blitzschnellem Handeln zwingt. Wer das ernst nimmt, fühlt sich wie ein Scharfschütze, der drei Tage still auf dem Dach liegt, um auf die richtige Gelegenheit zum Volltreffer zu warten. Tatsächlich ist bei bestimmten Konstellationen des Risikomanagements nur ein Handeln in Sekunden erfolgreich, alles andere passt nicht zur eingeschlagenen Strategie.

Das hängt unter anderem mit den K.o.-Schwellen von Knock-outs und CFDs zusammen, die unter der Maßgabe eines sinnvollen Kapitaleinsatzes - also mit nicht zu teuren Scheinen - recht schnell erreicht werden. Bei Hedging-Strategien, wie sie sehr viele Derivatetrader anwenden, muss dann der Stopp der Gegenrichtung zwingend nachgezogen und/oder der ausgeknockte Schein ersetzt werden. Wer schon derart beschäftigt ist, möchte seine Strategien wenigstens schnell mit virtuellem Geld testen, und schnell geht nur mit Derivaten. Diese vollziehen Bewegungen zwischen 30 bis über 100 Prozent pro Tag, da lässt sich - so glaubt der virtuelle Trader - doch schnell ein System erfinden, das dann in der Praxis erfolgreich sein wird. So weit, so irrig.

Echtgeld-Trading ist nicht zu ersetzen

In Wahrheit verhalten sich alle Menschen mit echtem Geld anders als bei virtuellem Trading, und zwar aus rein psychologischen und noch viel mehr aus praktischen Gründen: Ein echtes Konto lässt sich nicht so schnell wieder auffüllen wie ein virtuelles. Wenn das Geld alle ist, dann ist es alle. Das bedeutet für den Echtgeld-Trader allzu oft die Pleite oder zumindest absturzähnliche Verwerfungen. Berufe werden vernachlässigt, Familien aufgegeben, Trader verschulden sich heimlich wie echte Spieler.

Praktisch jeder Trader, der echt handelt, fühlt diesen eisigen Hauch irgendwann zumindest ansatzweise vorbeiziehen, wenn er mehrere Tage hintereinander ernsthaft verloren hat. Nun gibt es durchaus sehr disziplinierte Trader, die sich strikt an die Regeln des Moneymanagements halten und nur einen geringen Prozentsatz ihres Kapitals pro Trade riskieren, und diese Trader werden auch langfristig Erfolg haben. Doch das Kapital ist nicht das Kapital auf dem Tradingkonto, es ist vielmehr das gesamte Geld, das der Trader auf irgendeine Weise und aus irgendwelchen Quellen auf dieses Konto schaffen kann. Wer das einmal verinnerlicht hat, gibt das virtuelle Trading auf. Was soll das? Wird der Trader wirklich an Stelle XY einen Stopp von 20 Punkten einhalten, wenn die Position knapp im Gewinn liegt? Wo er die Unwägbarkeiten der Märkte, die auf sein gesamtes Leben durchschlagen können, schon allzu gut kennt? - Mitnichten! Er wird seinen Stopp heranziehen und nehmen, was er kriegen kann. Er wird seine Verluste wirklich knapphalten und eher sehr wenig als nur einmal zu viel traden. Er wird Instinkte wie im Dschungel entwickeln und lernen, dass die Instinkte die eigentliche Basis für seinen Erfolg darstellen.

Das funktioniert nur mit echtem Geld.

Bildquelle: © Mopic - Fotolia.com

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