SolarWorld: Vorübergehende Bewölkung am Solarhimmel

Performaxx-Anlegermedien GmbH
Veröffentlicht von Performaxx-Anlegermedien GmbH am 23.08.2009
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Der Performaxx Anlegerbrief

Mit einem wahren Wust an Quartalszahlen haben vorletzte Woche die deutschen Solartechnologieanbieter von sich reden gemacht. Kein Prominenter fehlte: Von Centrotherm über Q-Cells bis hin zu SolarWorld lieferten alle ihre neuesten Geschäftszahlen. Centrotherm und SolarWorld glänzten, Q-Cells dagegen ist ein vorübergehender Restrukturierungsfall. Wir bleiben dem Marktführer – SolarWorld – treu, den wir Ihnen zuletzt im Frühsommer nahe gelegt hatten.


Während andere straucheln, haben die Bonner ihre Absatzmenge in der ersten Jahreshälfte sogar um ein Viertel ausgeweitet. Ganz wolkenlos blieb aber auch SolarWorlds Himmel nicht.

Full Service

SolarWorld erforscht, entwickelt, produziert und vertreibt Produkte zur solaren Stromerzeugung. Die Bonner decken die gesamten Prozesse entlang der Wertschöpfungskette ab, angefangen von der Siliziumproduktion über die Herstellung von Wafern, Solarzellen und Modulen bis hin zur Installation fertiger Solaranlagen beim Endverbraucher. Zentrales Element ist neben dem Vertrieb von schlüsselfertigen Solaranlagen und -modulen an den Handel der Absatz von Solarsiliziumwafern an die internationale Solarzellenindustrie. SolarWorld hat weltweit ein Dutzend Standorte, darunter je zwei in Deutschland und den USA, und beschäftigt rund 2.500 Mitarbeiter. In diesem Jahr feiert das Unternehmen sein 10-jähriges Börsenjubiläum.

Absatz höher, Umsatz tiefer

Die in der vorletzten Woche präsentierten Zahlen für das zweite Quartal bzw. erste Halbjahr zeigten einen Anstieg der Absatzmenge um 26 % auf 239 Megawatt (in H1). Der Umsatz jedoch fiel um 6 % auf 401,6 Mio. Euro gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurück bzw. um 13 % im zweiten Quartal allein. Zu beklagen nämlich war ein Rückgang der Preise von Solarzellen und -modulen um branchenweit rund 25 %. Entsprechend fiel die EBIT-Marge um 7 Punkte auf 20,7 %. Immerhin: Damit verhielt sich das Geschäft der Bonner noch weit stabiler als das der Konkurrenz.

Expansion gegen den Trend

SolarWorld expandiert sogar, während andere ihre Linien zurückfahren oder einstellen (Q-Cells) bzw. eigentlich notwendige Investitionen aufschieben (ebenfalls Q-Cells). Die neue Wafer- und Zellproduktion in Hillsboro (USA) wurde im ersten Halbjahr erfolgreich hochgefahren und am zweiten amerikanischen Standort Camarillo konnte die Umstellung auf eine neue Modullinie abgeschlossen werden. Auch in Südkorea ging eine neue Produktionslinie zur Fertigung sogenannter Rural-Module für ländliche, netzferne Anwendungen in ihre Erweiterungsstufe. Nicht vergessen werden sollte, dass die Zahlen für 2009 und 2010 in der gesamten Branche dürftig aussehen werden, dies aber nur eine Normalisierung zurück auf den eigentlichen Wachstumstrend darstellt. Denn die Rekordjahre 2007 und 2008 zeigten ein ganz klares Überschießen nach oben. Derzeit handelt es sich um einen Käufermarkt, nicht mehr um einen Verkäufermarkt (in dem die Verkäufer die Preise diktieren konnten).

Zukunftsmarkt USA

Der US-amerikanische Markt ist heute die drittgrößte Absatzregion, mit der Erwartung, in absehbarer Zeit an die Spitzenposition vorzurücken. Ab dem vierten Quartal wird der Sonnenstrom dort noch intensiver gefördert werden und SolarWorld ist auf bestem Wege, dank seiner US-Standorte davon zu profitieren. Ziel sind 500 Megawatt Produktionskapazität, so Vorstandschef Frank Asbeck. Mit einer 1-MW-Aufdachsolaranlage auf dem Konferenzzentrum in Florida und einer 1,2-MW großen Anlage auf der Landestransportbehörde in Los Angeles gehören SolarWorld-Projekte bereits zu den größten Solaranlagen auf öffentlichen Gebäuden in den USA.

Keine Nettoschulden

Positiv ist auch SolarWorlds Bilanz. Im Gegensatz zu den meisten anderen haben die Bonner keine Nettoschulden. Kredite sind zwar nicht per se ein Manko, aber ein Unternehmen wie Q-Cells, das im Boom der letzten Jahre massiv in den Kapazitätsausbau investiert hat, nun aber die Kapazitäten aktuell nicht benötigt, hat bereits ein Problem. Hinzu kommt die staatliche Förderungsminderung um 8 % in diesem Jahr.

Fahrt im Nebel

Beim Gewinnausblick hält sich SolarWorld – genau wie praktisch alle anderen Solarspezialisten – bedeckt. Die Lage ist derzeit komplett unübersichtlich, mit Chancen und Risiken in beide Richtungen. Der Gewinneinbruch um die Hälfte auf 27,9 Mio. Euro im zweiten Quartal zeigt die Tendenz. Übereinstimmend sahen aber sowohl Asbeck als auch Milner (Q-Cells) das Tempo des Rückgangs zuletzt langsamer werden – ein erster Hoffnungsschimmer. Zu rechnen ist 2009 mit einem Gewinnrückgang auf rund 1 Euro pro Aktie, nach 1,33 Euro im Vorjahr. Das ergibt ein aktuelles Kurs-Gewinn-Verhältnis von 16. Eine Normalisierung im kommenden Jahr vorausgesetzt, reduziert sich das KGV auf rund 14. Das ist im historischen Kontext eine der niedrigsten Bewertungen der ganzen letzten Jahre. Schließlich sollte man als Investor ja ohnehin nicht auf dem Höhepunkt des Booms einsteigen.
 
Fazit

Unser im letzten Update veranschlagtes Kursziel von 30 Euro auf Sicht bis Ende 2010 ist weiterhin möglich und realistisch. Derzeit halten wir den Kurs für attraktiv. Interessierte müssen sich allerdings auf weitere maue Nachrichten in den kommenden Monaten einstellen, denn eine Bereinigung der Überkapazitäten in dieser Branche wird (für viele Unternehmen) schmerzhaft und zäh werden. SolarWorld sollte zu den Gewinnern zählen, kurzfristig wird jedoch Geduld gefragt sein.

Für den Inhalt dieses Artikels ist die Redaktion des Performaxx-Anlegerbriefs verantwortlich. Der Performaxx-Anlegerbrief zählt mit einer Musterdepotperformance von über 673 % seit 1.1.2001 zu Deutschlands erfolgreichsten Börsenbriefen.

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