Rohstoffboom am Hindukusch?

BörseGo AG
Veröffentlicht von BörseGo AG am 21.06.2010
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Gold- & Rohstoff-Report

Mit einem Paukenschlag gehen die USA in Afghanistan in die mediale Offensive: Das zerrüttete Land am Hindukusch sei nicht etwa bettelarm wie bisher angenommen, sondern vielmehr steinreich. Nach jahrelangen Untersuchungen von Geologen sei nun klar, dass große Mengen an Bodenschätzen auf ihre Ausbeutung warteten, lies das Pentagon über die „New York Times“ (NYT) erklären. Von einem neuen Zentrum der Minenindustrie ist die Rede, sogar der Vergleich mit Saudi Arabien wird nicht gescheut. Allerdings erscheinen Hoffnungen auf eine baldig Linderung der wirtschaftlichen Misere verfrüht. Eine Erschließung der Rohstoffvorkommen wird noch Jahre in Anspruch nehmen.


Mit einem Paukenschlag gehen die USA in Afghanistan in die mediale Offensive: Das zerrüttete Land am Hindukusch sei nicht etwa bettelarm wie bisher angenommen, sondern vielmehr steinreich. Nach jahrelangen Untersuchungen von Geologen sei nun klar, dass große Mengen an Bodenschätzen auf ihre Ausbeutung warteten, lies das Pentagon über die „New York Times“ (NYT) erklären. Von einem neuen Zentrum der Minenindustrie ist die Rede, sogar der Vergleich mit Saudi Arabien wird nicht gescheut. Allerdings erscheinen Hoffnungen auf eine baldig Linderung der wirtschaftlichen Misere verfrüht. Eine Erschließung der Rohstoffvorkommen wird noch Jahre in Anspruch nehmen. In gewisser Weise erinnert die Geschichte an das Skript eines Hollywood-Films. Nach langem Leiden und scheinbar aussichtlosem Überlebenskampf erfährt der Protagonist, in Wahrheit kein armer Schlucker, sondern ein reicher Man zu sein. Riesige Mengen an Eisenerz, Kupfer und Gold sowie anderen Metallen sollen unter der Erde liegen. Dazu ein gigantisches Vorkommen an zukunftsträchtigem Lithium, und viele begehrte seltene Erden. Zusammengefasst habe der Schatz einen Wert von etwa einer Billion US-Dollar, heißt es von Seiten der Experten. Das ist fast 90-mal mehr als das offizielle Bruttoinlandsprodukt der Volkswirtschaft, das bei lediglich 12 Milliarden US-Dollar liegt. Sowohl afghanische als auch amerikanische Regierungsvertreter zeigten sich begeister: Die Bodenschätze würden sich zu einem neuen Rückgrat der Wirtschaft entwickeln, das Potential sei umwerfend. Auch die offiziell verbreitete Vorgeschichte der Entdeckung mutet märchenhaft an. Zufällig seien amerikanische Geologen im Jahr 2004 in Kabul über alte sowjetische Explorationsdaten gestolpert, heißt es in dem Artikel der NYT. Diese seien beim Abzug der Roten Armee im Jahr 1989 zurückgelassen worden, und dann in den Wirren des Bürgerkriegs von afghanischen Geologen vor der Vernichtung bewahrt worden. Sie hätten die Aufzeichnungen mit nach Hause genommen, um diese nach Einmarsch der Amerikaner wieder in die Bibliothek zurück zu stellen. Mit Hilfe der Aufzeichnungen seien ab 2006 modernste luftgestützte Untersuchungen durchgeführt worden, die zu den beinahe schon sensationell anmutenden Ergebnissen geführt hätten. Tatsächlich weisen Geologen schon seit Jahrzehnten auf die Möglichkeit des Vorhandenseins größerer Bodenschätze in Afghanistan hin. Auch in der Vergangenheit war bereits bekannt, dass es sowohl Kupfer- als auch Eisenerzvorkommen gibt, die bereits zum Teil kommerziell ausgebeutet werden. Bekannte Beispiele sind die produzierende Kupfermine in der Provinz Logar sowie die Kupferlagerstätten in Aynak, die derzeit von einem chinesischen Unternehmen erschlossen wird. Auch der Kohleabbau und vor allem die Gewinnung von Halbedelsteinen (insbesondere Lapislazuli) haben Tradition. Daneben existieren nachgewiesene Erdöl- und Erdgaslagerstätten, in Shibargan wir bereits Gas gefördert. Darüber hinaus lassen sich die Edelmetalle Gold und Silber finden, aber auch Blei, Zink und Kobalt. Neu sind in erster Linien die Erkenntnisse über den Umfang der Vorkommen, die jedoch bedauerlicherweise nicht bekannt gegeben wurden. Wirklich neu sind dagegen die Nachrichten über mögliche hohe Lithiumvorkommen in verschiedenen Salzseen des Landes. Nach ersten Untersuchungen äußerten amerikanische Experten die Meinung, Afghanistan könne über ähnlich hohe Ressourcen verfügen wie der bis herige Platzhirsch Bolivien. Nach Schätzungen des französischen Beratungsunternehmens „Meridien International Research“ (MIR) betrugen die globalen Ressourcen vor der Entdeckung 15 Millionen Tonnen, wovon etwa 5,4 Millionen auf Bolivien entfallen. Sollten in Afghanistan tatsächlich weitere 5 Millionen Tonnen lagern, würde das einer Ausweitung der Ressourcenbasis um rund ein Drittel entsprechen. Veränderungen in dieser Größenordnung lassen sich tatsächlich nicht jeden Tag melden. Wann es zu einem Abbau der verschiedenen Rohstoffe kommen kann ist unklar. Offenbar bereitet das afghanische Minenministerium derzeit Ausschreibungen für Schürflizenzen vor, die jedoch nicht vor Herbst des kommenden Jahres beendet sein dürften. Dabei handelt es sich wahrscheinlich um ohnehin bereits bekannte Projekte. Über die Dauer bis zur Nutzung der „neuentdeckten“ Vorkommen lässt sich zum gegenwärtigen Informationsstand kaum etwas sagen. Weder wurde Angaben darüber gemacht wo diese liegen, noch sind weitere Einzelheiten bekannt. Während erste Projekte theoretisch schon in zwei Jahren begonnen werden könnten, wird es für andere möglicherweise noch Jahrzehnte dauern. Für die Zukunft stellt sich die grundsätzliche Frage, wie das Land am besten von seinen Bodenschätzen profitieren kann. Das Vorhandensein alleine ist wenig dienlich, die Rohstoffe müssen auch verkauft werden. Dabei stellen sich eine ganze Reihe geographischer, infrastruktureller, politischer und sozialer Probleme einer zügigen Entwicklung in den Weg. Aus eigener Kraft kann die Zentralregierung diese Aufgabe kaum bewältigen, sie benötigt massive Unterstützung aus dem Ausland. Selbst dann bleibt unklar, ob sich der Rohstoffreichtum als Fluch oder Segen für die gebeutelte Nation erweisen wird. Beispiele wie der Kongo oder Sierra Leone zeigen, dass ein Überfluss an natürlichen Ressourcen nicht gleichbedeutend mit einer ´Verbesserung der Lebensbedingungen der breiten Bevölkerung sein muss.
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