Palladium auf Rekordkurs?

BörseGo AG
Veröffentlicht von BörseGo AG am 04.11.2010
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Gold- & Rohstoff-Report

Palladium ist ein nützliches Metall. Das gilt nicht nur bezüglich der Eignung als Katalysator, für dessen weitere Erforschung unlängst der Nobelpreis für Chemie an eine Wissenschaftlergruppe verliehen wurde, sondern auch für Investoren. Dafür spricht nicht zuletzt die außergewöhnlich gute Kursentwicklung der vergangenen Monate. Im bisherigen Jahresverlauf sind die Notierungen um mehr als 55 Prozent gestiegen, was alle anderen Edelmetalle in den Schatten stellt.


Manche Anleger mögen sich angesichts dieser Entwicklung an die Zeit der Jahrtausendwende erinnert fühlen. Damals wurde Palladium als Wette auf eine glorreiche technologische Zukunft gehandelt, die scheinbar grundsätzlich allen Technologiewerten zugesprochen wurde. Im Einklang mit den Bewertungen am damaligen Neuen Markt schraubte sich der Metallpreis in astronomische Höhen, nur um wenig später ins Bodenlose zu stürzen. Auch der nächste Aufschwung im Zug der Rohstoffhausse der Jahre 2007/2008 endete ebenso unvermittelt und drastisch, wieder brachen die Notierungen nach einem steilen Anstieg innerhalb kurzer Zeit ein. Der aktuelle Höhenflug stellt demnach den dritten Anlauf des Edelmetalls innerhalb eines Jahrzehnts dar. Dabei lassen sich Parallelen, aber auch Unterschiede zu den früheren Aufschwüngen ausmachen. Zumindest das Ausmaß der Spekulation an den Terminbörsen erinnert mittlerweile wieder stark an die Exzesse vergangener Zeiten. Die Kaufpositionen spekulativ orientierter Marktteilnehmer liegen laut dem amerikanischen Commitments of Traders Report (CoT-Report) aktuell nur knapp unter dem bisherigen Rekordstand des Jahres 2008. Außerhalb des „Papiermarktes“ werden bereits neue Rekorde verzeichnet: Das in Palladium- ETFs investierte Vermögen beträgt rund 1,2 Milliarden US-Dollar, was dem höchsten jemals verzeichneten Stand entspricht. Offenbar sind viele Investoren davon überzeugt, dass die Rallye sich weiter fortsetzen wird. Damit sind die Ähnlichkeiten mit früheren Boomphasen allerdings bereits weitgehend ausgeschöpft. Die gegenwärtig vorherrschenden Bedingungen unterscheiden sich klar vom früheren Umfeld. Weder werden Palladium bahnbrechende neue technologische Einsatzfelder zugeschrieben, noch lässt sich eine extrem positive Verfassung der Weltwirtschaft attestieren. Als treibende Kraft der Entwicklung gilt heute der Hybridcharakter des Metalls, verbunden mit Sorgen um eine mögliche baldige Beendigung der Verkäufe aus den strategischen Reserven Russlands. Ähnlich wie das Schwestermetall Platin nimmt Palladium eine Zwischenstellung zwischen Edel- und Industriemetall ein. Auf der einen Seite trägt es die klassischen Züge eines Edelmetalls, und wird zur Schmuckherstellung und zu Anlagezwecken genutzt. Auf der anderen Seite steht die industrielle Nutzung, hauptsächlich als Katalysator in Benzinmotoren, die mehr als die Hälfte der gesamten Nachfrage ausmacht. Gerade diese Kombination aus verschiedenen Eigenschaften wird im Rahmen der aktuellen Gegebenheiten als besonders attraktiv angesehen. Anleger horten Palladium sowohl zum Schutz vor Inflation, als auch als Wette auf eine weitere konjunkturelle Entwicklung. Für beide Bezugspunkte lassen sich gute Argumente finden: Die als unkonventionell bezeichneten geldpolitischen Maßnahmen vieler Notenbanken, allen voran der FED, werden von vielen Investoren als Wegbereiter steigender Inflationsraten angesehen. Ein Teil davon unterstellt den WaÅNhrungshütern sogar, bewusst eine Geldentwertung herbeiführen zu wollen. Unter dem Strich scheint der Glauben an die Stabilität des Papiergeldsystems derzeit so gering zu sein, wie selten in den vergangenen Jahrzehnten. Davon profitieren alle Edelmetalle, auch Palladium rückt als Beitrag zur Diversifikation eines Edelmetallportfolios stärker in den Fokus. Bezogen auf die konjunkturelle Entwicklung sorgt vor allem die Theorie der zunehmenden wirtschaftlichen Entkopplung der Schwellenländer von der Entwicklung der Industrieländer für Phantasie. Während in der traditionellen Lesart tendenzieller Gleichlauf der globalen konjunkturellen Entwicklung angenommen wird, sehen einige Beobachter nun vermehrt eine Tendenz zur regional fragmentierten Entwicklung, in deren Rahmen sich negative und positive Wachstumsszenarien über längere Zeiträume hin parallel entfalten können. Aus einer konjunkturellen Abschwächung in den Industriestaaten wird nur noch bedingt eine schwächere Entwicklung in den Schwellenländern abgeleitet. Das betrifft in diesem Zusammenhang auch die Erwartung weiter wachsender Automobilabsätze in den Schwellenländern, allen voran China. Während Branchenexperten den Industrieländern in dieser Beziehung keine großen Sprünge mehr zutrauen, wird den asiatischen und lateinamerikanischen Märkten weiterhin hohes Potential zugesprochen. Da auf diesen Märkten auch der Anteil von Benzinfahrzeugen höher ist als beispielsweise in Europa oder den USA, kann Palladium in besonderer Weise davon profitieren. Auf der Angebotsseite setzen Investoren zunehmend auf eine Erschöpfung der strategischen Reserven Russlands. Die Palladiumverkäufe des russischen Staates, die über Jahre hinweg eine wichtige Säule des Angebots darstellten, gehen nach Ansicht einiger Experten auf absehbare Zeit dem Ende zu. Entsprechend äußerte sich etwa Viktor Sprogis, Vertriebschef des Minengiganten Norilsk Nickel, der für das nächste Jahr keinerlei signifikanten Verkäufe mehr erwartet. Norilsk steht für etwa die Hälfte der globalen jährlichen Palladiumförderung, weshalb der Aussage durchaus Gewicht beigemessen wird, auch wenn ein gewisses Eigeninteresse eine Rolle bei der Einschätzung gespielt haben mag. Die bereits zu Zeiten der Sowjetunion angehäuften Reserven des Metalls stellen bis heute eine gewichtige Unsicherheitskonstante für das Marktgleichgewicht dar, da die Menge bis heute als Staatsgeheimnis behandelt wird. Allerdings erwiesen sich frühere Gerüchte über eine Erschöpfung der Bestände regelmäßig als falsch, weshalb auch heute eine gewisse Skepsis angebracht scheint. Sollte Russland im nächsten Jahr tatsächlich kein nennenswertes Angebot aus Reserveverkäufen aufrechterhalten, könnte sich das Marktgleichgewicht schrittweise in Richtung eines Defizits bewegen, nachdem die vergangenen Jahre von kontinuierlichen UÅNberschüssen geprägt waren. Dadurch sollten die Notierungen langfristig Unterstützung erhalten. Auf die kurze Frist wird aus Sicht der technischen Analyse zunächst eine Seitwärtsbewegung oberhalb von 625-635 US-Dollar favorisiert, wobei angesichts der aktuellen Trendstärke auch ein weiterer Anstieg auf 685 US-Dollar und letztendlich mehr als 700 US-Dollar möglich erscheint. Langfristige Ziele können im Bereich von 740 US-Dollar sowie 880 US-Dollar identifiziert werden. Gleichwohl sollten die mittlerweile sehr hohen spekulativen Positionen zur Vorsicht mahnen, wodurch eine mögliche Korrektur schnell an Fahrt gewinnen könnte. Falls ein Test der massiven Unterstützungszone zwischen 594 und 604 US-Dollar negativ ausfällt, müsste mit Kursverlusten bis in den Haltebereich von 503-515 US-Dollar gerechnet werden.
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