Ökostrom zweitwichtigste Energiequelle
Nach Jahren des rasanten Wachstums sind Erneuerbare Energien erstmals zur zweitwichtigsten Stromquelle geworden. Doch vor allem der unerwartet hohe Zubau bei Solaranlagen führt zu Spannungen zwischen Solarindustrie und Politik. Eine Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes soll jetzt dauerhaft Abhilfe schaffen.
Erneuerbare Energien kommen inzwischen auf 20% bei der Stromversorgung. Der Sprung auf Platz zwei wurde durch die Abschaltung von acht Atomkraftwerken möglich, wodurch die Atomkraft nur noch einen Beitrag von 18% erreicht. Wichtigste Energiequelle zur Stromerzeugung bleibt die Braunkohle mit 25%. Steinkohlekraftwerke sind mit 19% dabei. Öl, Gasund Pumpspeicherkraftwerke sowie andere Quellen stützen mit 5% den Energiemix.
Innerhalb der Erneuerbaren Energien ist Windkraft am ertragreichsten: Laut Bundesverband der Energieund Wasserwirtschaft (BDEW) war der Dezember 2011 der einträglichste Windmonat seit Nutzung der Windkraft in Deutschland: 8,5 Millionen Kilowattstunden wurden von Windkraftanlagen bereitgestellt. Die Photovoltaik hingegen kommt innerhalb der Erneuerbaren nur auf einen Anteil von rund 3% – hat aber einen Anteil von rund 56% an der Ökostromumlage, die von den Verbrauchern über den Strompreis gezahlt wird. Und dieser Anteil fällt von Jahr zu Jahr happig aus, mit rasch steigender Tendenz: Auf der Grundlage des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) werden 2012 Vergütungszahlungen an Ökostromerzeuger in Höhe von mindestens 17,6 Milliarden Euro fällig. Ein Durchschnittshaushalt muss pro Jahr damit etwa 125 Euro ÖkostromUmlage zahlen. Steigt der Ökostrom-Anteil am Strommix weiterhin so rasant, wird es noch mehr.
Zukünftig monatliche statt halbjährliche Absenkungen geplant
Die Politik sieht sich vor diesem Hintergrund zum Handeln veranlasst: Am vergangenen Donnerstag lud Bundesumweltminister Norbert Röttgen Vertreter der Solarbranche in sein Ministerium. Diskutiert wurde der Umgang mit den zum Jahresende 2011 rasant angestiegenen Zubau von Solaranlagen. Allein im Dezember vergangenen Jahres wurden aufgrund von Vorzieheffekten knapp 3.000 MW Solarleistung neu installiert. Über das Jahr waren es 7.500 MW – eine Leistung, die der Kapazität von fünf Atomkraftwerken entspricht. Um den Photovoltaik-Zubau künftig stärker zu begrenzen und damit die Verbraucher zu entlasten, sollen – so der Vorschlag des Bundesumweltministers – auf der Grundlage des Erneuerbare-EnergienGesetzes (EEG) die Einspeisevergütung für Solarstrom künftig monatlich angepasst werden. Die Kürzungen sollen so über das Jahr verteilt mindestens 24 Prozent ausmachen. Röttgen zufolge habe das bisherige System, das halbjährliche Kürzungen vorgesehen hat, zu regelmäßigen Schlussverkäufen von Solaranlagen geführt – verstärkt von kräftig gefallenen Modulpreisen und Billigangeboten aus Asien. Kritiker der teuren Solarstromerzeugung monieren jedoch, dass mit der neuen Regelung nicht viel erreicht sei: Der Zubau-Problematik sei nicht beizukommen, wenn man die maßlose Neuinstallation von Anlagen nur besser übers Jahr verteilt, heißt es.
Weil das Erneuerbare-Energien-Gesetz nicht als „Dauersubventions-, sondern als ein Markteinführungsgesetz“ eingeführt worden sei, soll die Neuregelung so rasch wie möglich in einer Novelle des ErneuerbareEnergien-Gesetz münden. Tatsächlich hat sich die Solarbranche dank zahlreicher Innovationen soweit entwickelt, dass die Stromgestehungskosten auf dem Weg zur Parität mit der konventionellen Stromerzeugung sind. Spätestens bis 2017, so prognostiziert das Bundesumweltministerium denn auch, könnten erste Großanlagen ans Netz gehen, die gänzlich ohne Förderung auskommen.
Bis dahin muss allerdings ein gewaltiges Hindernis aus dem Weg geräumt sein: Sollten der Netzausbau im geplanten Umfang von 3.000 Kilometern und die Marktintegration des Ökostroms durch den Aufbau von Speichermöglichkeiten nicht vorankommen, wird die rasant wachsende Menge an Strom aus Wind, Sonne, Wasser und Biomasse bald nicht mehr zur Gänze in die Netze eingespeist werden können. Vor allem die fehlenden Leitungen zwischen Norden und Süden sind eine bislang unüberwindbare Hürde für die deutschlandweite Nutzung des zunehmenden Anteils von Strom aus Windkraft und Sonne.
Rohstoff-Report-Anlage-Idee:
Der weltweite Solarsektor ist an der Börse unter Druck geraten. Der Solactive Global Solar Energy Index rutschte auf Jahressicht von 100 Punkten auf zuletzt nur noch knapp über 50 Punkte ab. Wer an eine Erholung der Aktien im Sektor glaubt, kann mit dem HVB Open End Indexzertifikat mit der ISIN „DE000HV3GSE0“ darauf setzen.
Zu den Anlegerlieblingen seit Jahresbeginn zählen die chinesischen Solaraktien. Ihnen werden wegen der geringen Kostenstruktur vom Markt offenbar die höchsten Chancen eingeräumt. Der Solactive China Solar Performance-Index sprang seit Jahresbeginn zeitweise von 17 auf fast 25 Punkte nach oben, kam zuletzt aber auch wieder bis 21 Punkte zurück. Wer speziell an eine Erholung des chinesischen Solarsektors glaubt, kann mit dem Index-Zertifikat der Deutschen Bank mit der ISIN „DE000DB2CSL4“ darauf setzen.