Molybdän - resistent und lebensnotwendig

Veröffentlicht am 26.06.2009

Genau wie der Diamant, kristallisiert das silbrige Übergangsmetall Molybdän Mo kubisch aus. Das ist die höchste Symmetrie unter den sieben Kristallsystemen. Seine Begleiter Chrom Cr und Wolfram W der sechsten Nebengruppe im Periodensystem flankieren Molybdän. Alle drei gehören zur Chromgruppe. Leicht zu merken mit dem Spruch „Christa Mobbt Wolfgang“.


Mit Blei gemein hat Molybdän höchstens seinen griechischen Namen - molybdos für Blei. Zwar ist es mit 10,3 kg pro Kubikdezimeter fast so dicht wie Blei, indessen liegt seine Schmelztemperatur bei 2.890°C, und erst bei 5.560°C verflüchtigt es sich. Bei sehr tiefen Temperaturen zeigt das Metall Supraleitfähigkeit, also keinen elektrischen Widerstand. Auf dem Weltmarkt handelt man Molybdän in unterschiedlichen Formen, nämlich als: Molybdänkonzentrat, Molybdäntrioxid, Ferro-Molybdän mit etwa 70% Molybdänanteil und als reines Metall in Pulverform. Seit August 2008 hat sich Ferro- Molybdän im Preis geviertelt und einen Preisboden ausgebildet. Die Weltproduktion lag 2007 bei 211.000 Tonnen. Ein Jahr zuvor waren es 179.000 Tonnen. 2007 erzeugten die USA als größter Produzent 62.000 Tonnen, China 60.000 und Chile 45.000 Tonnen.

Wer die Zukunft der stahlverarbeitenden Industrie positiv sieht, der könnte auch Interesse an dem neuen Rohstoff-Zertifikat von Société Générale zeigen. Das Zertifikat investiert in Unternehmen weltweit, die mit dem Metall Molybdän einen wesentlichen Teil ihres Umsatzes erzielen. Das Open-End Zertifikat bildet dabei direkt den Index ab und lässt Investoren an der Wertentwicklung des Rohstoffpreises fast unmittelbar teilhaben. Eins ist signifikant: steigt weltweit der Stahlverbrauch, dann geht damit die Nachfrage nach Molybdän einher. Doch Vorsicht, lassen Sie die Finger von kleinen Moly-Minen, die nur eins brauchen: Ihr gutes Geld, das schneller verbrannt wird als es Ihnen recht ist. Ich erinnere nur an in die in Deutschland stark propagierten kanadischen „Blauen Wunder“ wie Blue Pearl oder New Cantech. Da haben seinerzeit viele Investoren Federn gelassen.

Molybdän ist der „eigenwillige Dackel“ unter den Metallen. Während es sich in Reinform plastisch gut verformen lässt, genügen schon kleinste Verunreinigungen von einem zehntausendstel Prozent Sauerstoff in Edelstählen und Nickelwerkstoffen, um es stark verspröden zu lassen. Mehr als 70% des hergestellten Molybdäns wandert in Metall-Legierungen. In kleinen Mo-Zusätzen dient es zur Härtung und verhindert die Anlassversprödung von Stahl. Deswegen fand Molybdän lange Zeit keine Beachtung. Reduzierende Säuren, selbst Flusssäure, greifen das hochfeste, zähe Metall nicht an. Deshalb verwendet man Molybdän in großen Mengen zur Herstellung von säurebeständigen Behältnissen. Molybdän lässt sich leicht mit anderen Metallen legieren, etwa mit Eisen, Nickel, Aluminium, Chrom oder Mangan. Als Legierungselement steigert Molybdän die Festigkeit sowie die Korrosions- und Hitzebeständigkeit. Molybdänhaltige Hochleistungswerkstoffe haben viele technische Verfahren erst ermöglicht oder ökonomisch sinnvoll gemacht. In welchen Produkten finden sich molybdänhaltige Legierungen? In Düsenmotoren, Hitzeschildern, Turbinen, Pipelines, Zylindern, Ventilen, Kolben, Katalysatoren und Hochtemperatur- Heizeinrichtungen. Bedeutend ist Molybdän als Katalysator in der Öl- und Gasindustrie, denn als Katalysator eliminiert es den Schwefel. Seine Schichtstruktur macht Molybdändisulfid als ein ideales Schmiermittel geeignet, vor allem bei erhöhten Temperaturen. Es lässt sich als Feststoff, wie Graphit, aber auch suspendiert in herkömmlichen Schmierölen einsetzen.

Auch in elektronischen Bauteilen ist Molybdän zu finden. In Dünnschicht- Transistoren dient es als leitende Metallschicht und auch bei Dünnschicht-Solarzellen wird Molybdän als metallischer Rückleiter verwendet. Molybdänfolien nutzt man für gasdichte Stromdurchführung in Halogenglühlampen und Hochdruck-Gasentladungslampen. In der Röntgendiagnostik werden Molybdänanoden in Röntgenröhren wegen der niedrigeren Röntgenstrahlung in der Mammographie eingesetzt. Viele Stoffe imprägniert man mit Molybdaten, um sie schwer entflammbar zu machen. Molybdän wird auch als Düngemittelzusatz verwandt, da bereits geringe Mengen für zahlreiche Pflanzen unentbehrlich sind und deren Stickstoffaufnahme aus der Luft fördern.

Gediegen, also rein, kommt Molybdän in der Natur nicht vor, dafür ist seine Affinität zu anderen Elemente zu groß. Lagerstätten aus Molybdänglanz, chemisch Molybdändisulfid, enthalten die meisten Konzentrationen an Molybdän mit 0,3%. Interessant ist, dass Molybdänglanz das einzige Mineral auf Erden ist mit einer lohnenden Rhenium-Konzentration. Rhenium ist bekanntlich sehr selten und wertvoll. Das Mineral Molybdänglanz enthält also das seltene Element Rhenium in Konzentration von ppm bis 1 bis 2%. Daneben gibt es noch andere Molybdänerze, z.B. Powellit und Wulfenit, auch Gelbbleier genannt.

Bei Mineraliensammlern ist das Bleierz Wulfenit begehrt. Diese Molybdänverbindung heißt auch Bleimolybdänat, Bleigelb oder Molybdänbleispat. Eine Rarität liefert die berühmte Glove Mine im Bundesstaat Arizona. Sie bringt prächtige Wulfenit-Kristalle hervor. Diese Exoten aus Blei-Molybdän-Oxiden sind bei Sammlern sehr begehrt wegen ihrer schwarzen Farbe. Die Kristalle - gewöhnlich meist gelb - sind hier mit schwarzen mangan- haltigen Oxiden vermengt bzw. überzogen.

Im Kleinen als Spurenelement leistet Molybdän Großartiges, denn es hilft den Luftstickstoff biologisch aufzunehmen. Vor allem in der artenreichen Pflanzenfamilie der Hülsenfrüchtler, den Leguminosen - in Symbiose mit Knöllchenbakterien - hilft Molybdän den Luftstickstoff in eine bioverfügbare Form zu bringen, und zwar durch ein molybdänhaltiges Enzym. Nitrogenase heißt dieser biologische Prozeß. Das geschieht im aktiven Zentrum eines Enzyms in einem speziellen Protein. Molybdän ist für Pflanzen essenziell. Durch Molybdänmangel kann ein Boden unfruchtbar sein. Das erklärt, warum eine Düngung mit Ammoniummolybdän den Ertrag auf solchen Böden steigert.

Molybdän ist für alle Organismen ein lebensnotwendiges Spurenelement. Auch für die menschliche Ernährung ist Molybdän essentiell. Wir enthalten von diesem Spurenelement einige Milligramm. In der Tat benötigt der menschliche Körper täglich nur geringe Mengen bis 100 μg. Molybdänträger sind: Milch- und Getreideprodukte, Hülsenfrüchte, Innereien, Buchweizen, Soja, Weizenkeime, Knoblauch und Vollwertgetreide. Bei hoher Dosierung von 15 mg pro Tag, treten allerdings gichtähnliche Symptome, Gelenkschmerzen und Lebervergrößerungen auf. Lebewesen nutzen molybdänhaltige Enzyme zur Harnsäurebildung. Einige Tierarten zeigen durch Molybdängaben im Futter ein erhöhtes Wachstum. Die Wirksamkeit von Molybdän im menschlichen Organismus ist noch nicht vollständig geklärt. Es scheint aber, dass Molybdän- Gaben Alterungsprozesse verlangsamen, Zahnkaries verhütet, verschiedene Krebsarten verhindert und die spätsexuelle Aktivität von Betagten aufhellt. Diesen Herrschaften empfiehlt man täglich 500 bis 1.000 μg Molybdän.


Über den Autor

Dipl.-Ing. Hans Jörg Müllenmeister (geb. 1941) studierte in Aachen Allg. Elektrotechnik. Seit 1966 war er in der Elektrotechnik im Bereich der Technischen Dokumentation und Information tätig. Eine Fernostreise brachte den ersten Kontakt mit Edelsteinen. Seit 1978 ist er Diamantengutachter und Edelsteinfachmann, spezialisiert auf das Studium und die Dokumentation der Einschlüsse in Farbedelsteinen. Buchautor mehrerer Edelstein-Fachbücher, seit 1995 Privatier und freier Publizist auf dem Gebiet der Sachwertanlagen, Edelmetalle, Edelsteine und Diamanten. 12/08 erschien sein viel beachtetes Werk "Erlebtes Universum".

 
Hier können Sie die gesamte Ausgabe des Rohstoff-Spiegels downloaden: http://www.rohstoff-spiegel.de/count.php?url=rs_2009-13.pdf

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