Kobalt - ein neuer Future wird geboren

BörseGo AG
Veröffentlicht von BörseGo AG am 28.10.2009
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Gold- & Rohstoff-Report

Am 22. Februar 2010 wird die London Metal Exchange (LME) den Handel mit Terminkontrakten auf den Basiswert Kobalt aufnehmen. Damit tritt der Kobalt-Markt nach vielen Jahren aus seinem unverdienten Schattendasein heraus.


Das seltene und wertvolle Metall wird zu einer vollwertigen Anlageklasse, der Handel erfolgt erstmals einheitlich und reguliert. Händler und Produzenten erhoffen sich dadurch mehr Transparenz bei der Preisbildung. Da bald auch nicht-institutionelle Anleger in den strategischen Rohstoff investieren können, soll das Metall an dieser Stelle bereits vorab vorgestellt werden.

Spekulationen auf die Entwicklung des Kobalt-Preises könnten durch die Einführung des Futures in absehbarer Zeit so selbstverständlich für Rohstoffanleger sein, wie es heute beispielsweise Engagements auf dem Kupfer- oder Aluminiummarkt sind. Dabei verspricht der Markt durchaus spannend zu werden: Die Kobalt-Notierungen präsentierten sich in den vergangenen Monaten überaus volatil. Nachdem die Preise im vergangenen Jahr mit mehr als 50 US-Dollar pro Pfund hoch reines Kobalt (99,8 Prozent) ein nominales Allzeithoch markiert hatten, brachen sie zum Jahreswechsel kurzzeitig bis auf unter 10 US-Dollar ein. Gegenwärtig liegt der Preis etwa bei 17 bis 19 US-Dollar pro Pfund, und auch in Zukunft ist mit größeren Preisausschlägen zu rechnen.

Als Begründung für die hohe Schwankungsbreite der Notierungen sind mehrere Faktoren zu nennen. Anleger sollten vor allem beachten, dass Kobalt ein vulnerabler Rohstoff ist. Als vulnerabel werden Rohstoffe bezeichnet, wenn sie hohe Bedeutung für die Volkswirtschaft haben, ihre Vorkommen auf wenige Länder konzentriert sind, und diese in einer politisch instabilen Region liegen. Kobalt kommt in der Erdkruste nicht als Metall vor, sondern als Begleitstoff von Nickel-, Kupfer-, Silberund Eisenerzen. Mit einem Anteil von etwa 40 Prozent an der Weltproduktion ist die Demokratische Republik Kongo (DRK) der mit Abstand wichtigste Produzent, gefolgt von Sambia mit etwa 15 Prozent, sowie Russland und Australien mit jeweils etwa 10 Prozent. Mehr als die Hälfte der Weltproduktion stammen somit aus Zentralafrika, das als politisch instabil gilt. Dem entsprechend hat die politische Entwicklung, insbesondere in der DRK, großen Einfluss auf Preisentwicklung.

Während es auf der Angebotsseite also leicht zu Verwerfungen kommen kann, ist die Nachfrageseite tendenziell starr und unflexibel. Kobalt wird vor allem in der Hoch- und Spitzentechnologie eingesetzt, etwa in der Batterienherstellung (Lithium-Ionen-Akkus), für Superlegierungen (bspw. Luft- und Raumfahrt, Gasturbinenschaufeln), Katalysatoren (Fischer-Tropsch-Synthese) und Hartmetalle (Bindemittel für Wolfram-, Titan- und Tantalkarbide). Dabei ist es nicht ohne größere Leistungseinbußen durch andere Metalle substituierbar. Bei sinkendem Angebot sind die industriellen Abnehmer gezwungen, entweder ihre Fertigung herunterzufahren, sobald die eigenen Lager erschöpft sind, oder ihren Bedarf zu hohen Preisen aus dem verknappten Angebot zu decken. Ein Ausweichen auf andere Rohstoffe ist so gut wie nicht möglich.

Diese Kombination aus unsicherem Angebot und unflexibler Nachfrage wird den Markt auch in den kommenden Jahren prägen. Dessen ungeachtet besteht mittelfristig kein Mangel an Kobalt. Im Jahr 2007 wurden etwa 67.500 Tonnen gefördert, die zu derzeitigen Bedingungen wirtschaftlich förderbaren Reserven belaufen sich nach Schätzungen des „United States Geological Survey“ (USGS) auf 7 Millionen Tonnen. Allerdings wird der Bedarf in den kommenden Jahren deutlich zunehmen. Die wichtigsten Anwendungsbereiche für das Metall weisen eine überdurchschnittlich hohe Wachstumsdynamik auf. Ein gutes Beispiel dafür sind hocheffiziente Stromspeicher auf Lithium-Ionen -Basis: Von 2003 bis 2006 hat sich der Anteil dieses Sektors am gesamten Kobaltverbrauch von 11 Prozent auf 22 Prozent verdoppelt.

 Auch die Verwendung als Katalysator im Rahmen der Fischer-Tropsch- Synthese könnte den Bedarf nachhaltig steigern. Die Synthese dient der Umwandlung von Erdgas in flüssige Treibstoffe wie Benzin und Diesel (Gas-to-Liquid; GtL-Verfahren), die vom südafrikanischen Sasol- Konzern vorangetrieben wird. Sollten die Energiepreise, wie von den meisten Experten erwartet, auf die mittlere und lange Frist weiter ansteigen, ist mit einer zunehmend Ausbreitung synthetischer Kraftstoffe zu rechnen. Ebenfalls zukunftsträchtig zeigt sich das Einsatzfeld Superlegierungen. Der Bedarf nach Superlegierungen wird insbesondere von der Luftfahrtindustrie einschließlich Militärflugzeuge getragen. Dem Sektor Luft- und Raumfahrt werden für die Zukunft überdurchschnittliche Wachstumsraten bescheinigt. Hoch temperaturbeständige Superlegierungen sind für leistungsfähige Triebwerke, aber auch für energieeffiziente stationäre Kraftwerke gefragt.  

Allerdings dürften die mittelfristigen Aussichten für die unmittelbare Preisentwicklung der Kobaltnotierungen nach dem Handelsstart an der LME nur eine untergeordnete Rolle spielen. Im Mittelpunkt des Interesses der Händler steht viel mehr die kurzfristige Entwicklung, da der Markt mit einem weltweiten Volumen von nur etwa 67.000 Tonnen recht eng ist. Deshalb achten sie vor allem auf die zeitnahe Entwicklung der Lagerbestände, die Produktionsdaten der Erzeuger und das Nachfrageverhalten der Endnutzer. Diese Tendenz hat sich durch die Entwicklung der vergangenen Monate sogar noch verstärkt:  

Nachdem die USA über lange Jahre Kobalt aus ihren strategischen Reserven verkauften, sind diese mittlerweile nahezu abverkauft. Für das laufende Jahr wurden keine Verkäufe mehr gemeldet, die Reserven sind von 92 Millionen Pfund im Jahr 1992 auf aktuell etwa 600.000 Pfund geschrumpft. Dadurch fällt ein wichtiger und zuverlässiger Lieferant aus, der wohl auf absehbare Zeit nicht mehr auf den Markt zurückkehren wird.

Ähnliches gilt für den Minenriesen BHP Billiton, der im vergangenen September ankündigte, sich vollständig vom Spot-Markt zurückzuziehen. Das Unternehmen wird seine gesamte Produktion zukünftig ausschließlich auf Basis von langfristigen Lieferverträgen absetzen.

Interessanterweise wurden keine Angaben über die Käufer veröffentlicht, was reichlich Raum für Spekulationen lässt. Ein Gewinner dieses Schritts scheint jedoch schon festzustehen: Der Einfluss des schweizerischen Rohstoffhändlers Glencore nimmt dadurch weiter zu, da die Konzentration der Anbieter auf dem freien Markt sich weiter erhöht. Das Handelsunternehmen vermarktet neben der eigenen Produktion auch die gesamte Fördermenge desa ebenfalls in der Schweiz ansässigen Rohstoffkonzerns Xstrata, an dem Glencore mehr als 30 Prozent der Anteile hält.

Vor diesem Hintergrund achten die Marktakteure nun mehr denn je auf kurzfristige Veränderungen, die den Preis beeinflussen könnten.

Dazu gehört auch die Einführung des Futures, da ein Teil der Produktion zukünftig von Spekulanten absorbiert werden könnte. Ein mögliches Anzeichen dafür wäre eine Abkopplung der Terminnotierungen vom physischen Markt, das Investoren als Einstiegssignal interpretieren könnten. Grundsätzlich halten Marktbeobachter einen Preis von mehr als 20 US-Dollar pro Pfund im kommenden Jahr für durchaus wahrscheinlich. .So prognostiziert etwa der Produzent Sherritt International wegen der steigenden Nachfrage ein Defizit von 1.000 bis 3.000 Tonnen in 2010, das den Notierungen noch reichlich Raum nach oben lasse. Und auch die langfristig pessimistisch eingestellte Beratungsgesellschaft CRU Group sieht auf Jahressicht Notierungen von mindestens 20 US-Dollar, auch wenn der Preis ihrer Ansicht nach auf Sicht mehrerer Jahre. eher bei 10 US-Dollar liegen sollte.Für Privatanleger heißt es nun ohnehin erst einmal, den Handelsstart abzuwarten. Bisher ist auch ungewiss, welche Banken Derivate auf den Basiswert Kobalt emittieren werden. Spätestens im Januar sollte das eine oder andere Geldhaus dann aber wohl beginnen, die Werbetrommel für ihre neuen Produkte zu schlagen. Es bleibt zu hoffen, dass möglichst viele Anbieter auf den Markt drängen:   

Der Wettbewerb würde die Anzahl und Attraktivität der Angebote erhöhen.

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