Jetzt auf schlaue Stromnetze spekulieren?

Weimer Media Group GmbH
Veröffentlicht von Weimer Media Group GmbH am 19.04.2011
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

trading kompakt

Die Debatte über den verstärkten Einsatz alternativer Energieformen zur Stromerzeugung ist nicht neu, hat aber durch die nukleare Katastrophe in Japan an Intensität gewonnen. Dabei geriet eine wichtige Voraussetzung, die Errichtung von intelligenten Stromnetzen, den sogenannten Smart Grids, wieder stärker in den Fokus. Bietet sich hier eine Spekulation an?


 

Schlaue Stromnetze gelten als unabdingbar bei der künftigen Energieversorgung mit der Abkehr von den klassischen Atomund Kohle-Kraftwerken, die bislang vielerorts vor allem für die so genannte Grundlast im Stromnetz sorgen. Künftig wird sich der Strommix jedoch wohl merklich ändern. Energie dürfte aus weitaus mehr Quellen stammen als bislang. Der Anteil der Erneuerbaren, die wie Wind oder Sonne teilweise witterungsbedingt schwanken, dürfte sich vergrößern. Ein weiterer Trend ist die zunehmende Dezentralisierung der Stromerzeugung. All diese Veränderungen gilt es in einem effizienten Netz

unter einen Hut zu bringen, um den Lastfluss intelligent zu steuern. Eine kommunikative und interaktive Vernetzung gilt als Voraussetzung für ein effizienteres Energiemanagement. Nur dadurch lässt sich das Zusammenspiel von Erzeugung, Speicherung, Netzmanagement und Verbrauch, in einem System integrieren. Neben der Steuerung der Stromerzeugung aus verschiedensten Quellen ist dabei auch das Zwischenspeichern von aktuell nicht benötigter Energie bei Überkapazitäten und das Management des Verbrauchs ein wichtigiger Punkt. Beispielsweise könnte mit Hilfe von flexiblen Stromtarifen der Lastfluss beeinflusst werden. Denkbar ist unter anderem, dass in privaten Haushalten – aber auch in der Industrie – Geräte und Maschinen, die nicht im Dauereinsatz sind, wie beispielsweise Waschmaschinen, erst dann ihre Arbeit aufnehmen, wenn es Überkapazitäten bei der Stromversorgung gibt. Wachstumstrend Smart Grid

Die Entwicklung und Installation der dazu nötigen Smart Grids gilt entsprechend als aussichtsreicher Wachstumstrend. Diese Einschätzung ist zwar nicht neu, könnte aber angesichts der aktuell geführten Debatte um die künftige Energiepolitik an Relevanz gewinnen. Unternehmen aus dem Sektor werden daher für Anleger immer interessanter. Für eine breitere Streuung des Risikos bieten sich dabei entsprechende Branchenindizes an. So gibt es beispielsweise den Solactive Smart Grid Index, der die Kursentwicklung von 15 Firmen abbildet, die sich mit dem Aufbau von intelligenten Stromnetzen sowie der Entwicklung, Produktion und dem Verkauf damit in Zusammenhang stehender Infrastruktur, Produkte und Dienstleistungen beschäftigen. Er ist Basiswert für ein Indexzertifikat von Vontobel. Zu beachten ist, dass der Solactive Smart Grid Index in US-Dollar berechnet wird. Weil das Zertifikat in Euro notiert, gibt es ein entsprechendes Währungsrisiko. Ein solches ist auch vorhanden, wenn man in den weitaus umfangreicheren NASDAQ OMX Clean Edge Smart Grid Infrastructure Index investiert. Dieser umfasst 37 Werte und gilt daher als führender Index des Sektors. 80% der Gewichtung entfallen auf Firmen, die mehr als 50% ihrer Umsätze aus Tätigkeiten im Zusammenhang mit Smart Grids erwirtschaften. Die restlichen 20% umfassen Unternehmen, die zwischen 10 und 50% ihrer Erlöse oder mindestens 1 Mrd. US-Dollar mit entsprechenden Geschäften im Bereich Smart Grid erzielen. Auf den NASDAQ OMX Clean Edge Smart Grid Infrastructure Index hat der Emittent First Trust einen ETF (Kürzel: GRID) aufgelegt, der an den US-Börsen handelbar ist.

Fundamental vielversprechend

Die Frage ist, ob sich derzeit ein Einstieg lohnt. Aus fundamentalen Gesichtspunkten scheint der als Wachstumstrend geltende Bereich Smart Grid äußerst viel versprechend. Ein gutes Beispiel dafür ist das Stromnetz in den USA. Es muss dringend erneuert werden. Die Kosten für ein modernes intelligentes Netz, in dem auch erneuerbare Energien sowie die veränderten Bedürfnisse der Verbraucher berücksichtigt werden, beziffert die Forschungsorganisation Electric Power Research Institute (EPRI) mit 338 bis 476 Mrd. US-Dollar, veranschlagt für den Zeitraum 2010 bis 2030. Dies ist ein gewaltiger Brocken. Den Forschern zufolge dürften sich die Ausgaben aber lohnen. Schließlich könnten sich daraus geldwerte Vorteile, beispielsweise durch weniger Stromverbrauch, in einer Größenordnung von 1,3 bis 2 Bio. US-Dollar ergeben. In ihrer bisherigen Prognose von 2004 hatte das ESRI nur rund 165 Mrd. US-Dollar Kosten veranschlagt. Die angehobenen Prognosen werden angesichts neuer Technologien mit einem noch moderneren und effizienteren, dafür aber auch teureren Vision eines Smart Grids begründet. Und nicht nur in den USA dürften effizienteren Netze, angesichts des weltweit wachsenden Energiebedarfs und den sich verändern Anforderungen, gefragt sein. Weltweit ist der Investitionsbedarf in moderne Netze enorm. Von dieser Warte aus, scheinen Investments im Sektor somit aktuell durchaus erwägenswert. Dafür sprechen könnte auch das charttechnische Bild.

Auch charttechnisch interessant

So zeigt der NASDAQ OMX Clean Edge Smart Grid Infrastructure Index einen intakten Aufwärtstrend. Daran ändert auch die jüngste Korrektur erst einmal nichts, könnte gar eine Einstiegsmöglichkeit bieten. So wurde mit dem aktuellen Rücksetzer die Unterstützung von 278 Punkten getestet. In dieser Region verläuft zudem das 50%-Retracement des jüngsten Aufwärtsimpulses. Denkbar ist nun, dass der Kurs von diesem Niveau aus wieder aufwärts strebt und die zuletzt gesehene Korrektur nur ein Durchatmen war, sodass aktuell spekulative Käufe erwägenswert sind. Eine restriktive Absicherung mittels Stop-Loss sollte im Bereich der 200-Tage-Linie, spätestens bei 262 Punkten erfolgen. 

Fazit

Aus fundamentaler Sicht scheint der Bereich Smart Grid ein Wachstumstrend zu sein, sodass er aus Anlegersicht ein potenziell aussichtsreiches Investment darstelt. Entsprechend könnten derzeit spekulative Käufe in dem Sektor in Erwägung gezogen werden. Um das Risiko zu streuen, bieten sich hierzu Sektorindizes an. Dennoch bleibt eine Anlage spekulativ. Dies sollte sich in entsprechenden Positionsgrößen und einer konsequenten Absicherungsstrategie niederschlagen. Hierbei gilt es auch, die relativ hohe Volatilität zu berücksichtigen. 

 

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