Indexporträt - S&P GSCI

Veröffentlicht am 05.05.2009

Der Einbruch der weltweiten Rohstoffpreise seit Mitte 2008 führte auch beim S&P Goldman Sachs Commodity-Index (S&P GSCI) zu einem deutlichen Rückgang. Notierte er noch im Juli bei mehr als 1.000 Punkten, fiel er bis Februar dieses Jahres auf fast 300 Zähler zurück.


Lange Zeit waren für „Kleinanleger“ die Hürden sehr hoch, um an den Rohstoffterminmärkten längerfristig zu investieren. Denn eine Geldanlage in Rohstofffutures erforderte das ständige Rollen von einem kürzer laufenden in einen länger laufenden Future, was bedeutet, dass in mehr oder minder regelmäßigen Abständen Futurespositionen gekauft und verkauft und gleichzeitig die Finanzausstattung des Marginkontos sichergestellt werden müssen. Dies ist nicht nur sehr aufwändig und erfordert das nötige Know-how, auch nicht unerheblich. Dies trifft umso mehr zu, wenn der Anleger sein Portfolio über verschiedene Rohstoffe diversifizieren will.


Basiswert und Benchmark

Um dem „Kleinanleger“ den Zugang zu der heute inzwischen etablierten Wertpapierklasse dennoch zu gewähren, führte Goldman Sachs im Jahr 1991 den Goldman Sachs Commodity-Index (GSCI) ein, der heute S&P GSCI heißt und von der Ratingagentur Standard and Poor´s („S&P“) berechnet und geführt wird. Mit dem Index, der von einer Reihe von Subindizes ergänzt wird, können Anleger die Strategie des Rollens von Rohstofffutures nachbilden, ohne direkt an den Rohstoffterminbörsen agieren zu müssen. Der Index dient daher als Basiswert für Optionen und Finanzfutures. Heute gibt es außerdem entsprechende Zertifikate und Exchange Traded Funds (ETFs) auf den Index, um somit an dessen Kursbewegungen zu partizipieren. Außerdem dient der Index als Benchmark für die Entwicklung an den Rohstoffmärkten oder auch als Gradmesser für die weltweite Inflation.


Die liquidesten Rohstoffe

Zusammengesetzt ist der S&P GSCI-Gesamtindex aus Futureskontrakten auf Rohstoffe. Sie müssen dabei bestimmte Kriterien hinsichtlich ihrer Liquidität erfüllen, um in den Index aufgenommen zu werden. Diese Voraussetzungen sind öffentlich zugänglich, sodass der Index problemlos und kosteneffizient nachgebildet werden kann. In dem Index enthalten sind dabei so viele Rohstoffe wie möglich, und das Regelwerk schließt Rohstoffe nur dann aus, wenn die Liquidität und damit die Investierbarkeit in die zugrunde liegenden Futures-Märkte gefährdet sind. Vor der Aufnahme werden die Futures daher auf ihre Liquidität untersucht, um eine kosteneffiziente Abwicklung und echte Investierbarkeit zu gewährleisten.


Breites Spektrum

Derzeit sind im S&P GSCI 24 Rohstoffe aus den Bereichen Energie, Industriemetalle, Edelmetalle, Landwirtschaft und Viehwirtschaft enthalten (siehe Tabelle), und er bildet damit ein sehr breites Spektrum der Rohstoffmärkte ab. Größtes Gewicht hat der Energiesektor mit etwa zwei Dritteln. Die breite Streuung über viele verschiedene Rohstoffe stellt sicher, dass beim S&P GSCI die Einflüsse außergewöhnlicher Ereignisse auf einzelne Rohstoffmärkte auf Indexebene minimiert werden. Die Gewichtung der einzelnen Rohstoffe innerhalb des Index richtet sich nach deren jeweiliger Weltproduktion, die aus dem durchschnittlichen Produktionsvolumen der letzten fünf Jahre, für die es entsprechende Daten gibt, ermittelt wird.


„Rollover“

Die Wertermittlung des Index erfolgt aus den Renditen der Futureskontrakte, die auf der Basis des arithmetischen Durchschnitts von Long-Positionen ermittelt werden. Damit bildet der S&P GSCI insgesamt ein passives Portfolio von Long-Futures-Positionen ab. Allerdings ist hier das passive Management nicht mit einem passiv gemanagten Aktienportfolio vergleichbar, da Futureskontrakte fällig werden und auslaufen. Dies spiegelt sich entsprechend bei der Bildung des Index wider, der jeweils die zum nächsten Zeitpunkt fällig werdenden Futureskontrakte enthält. Diese werden dann kurz vor Fälligkeit in die zweitnächsten Futureskontrakte gerollt. Die auch als „Rollover“ bezeichnete Umstellung der zugrunde liegenden Futureskontrakte erfolgt einmal im Monat vom 5. bis zum 9. Geschäftstag. In dieser „Rollover-Periode“ werden jeden Tag 20% des Portfoliowertes der nächstfälligen Futureskontrakte in einen Korb der zweitnächstfälligen Futureskontrakte gerollt. Dabei wird der S&P GSCI berechnet, als ob dieses Rollen am Ende jedes Tages während der Rollover-Periode zum täglichen Abwicklungspreis stattfindet. Konkret sieht dies dann so aus, dass bis kurz vor Ende des 5. Geschäftstages eines Monats das gesamte S&P GSCI-Portfolio aus dem nächstfälligen Korb von Rohstoffkontrakten besteht. Am Ende des 5. Geschäftstages sind es dann 20% des zweitnächstfälligen und 80% des nächstfälligen Korbes. Am Ende des 6. Geschäftstages liegt das Verhältnis dann bei 40% zu 60%, am siebten Geschäftstag bei 60% zu 40% usw. bis am Ende des 9. Geschäftstages eines Monats die Umstellung komplett ist. Das gesamte Portfolio entspricht dann dem zweitnächstfälligen Korb an Futureskontrakten, der dann zum Zwecke des nächsten Rollovers der nächstfällige Korb ist.


Mehrere Varianten

Den Gesamtindex S&P GSCI gibt es in mehreren Varianten: Excess Return, Total Return, Spot und Future. Der S&P GSCI Excess Return (siehe Chart) misst dabei die Renditen, die aus Investitionen in Warenterminkontrakte nächstfälliger Liefermonate aufgelaufen sind. Investitionen in voll besicherte Warenterminkontrakte nächstfälliger Liefermonate fasst der S&P GSCI Total Return zusammen, während der Spot-Index das Niveau der Rohstoffpreise nächstfälliger Liefermonate misst. Der S&P GSCI-Future zeigt ferner die faire Bewertung von Futureskontrakten der im GSCI enthaltenen Futures, die an der Chicago Mercantile Exchange (CME) gehandelt werden. Neben den Varianten beim Gesamtindex gibt es fünf Teilindizes, in die sich die in der S&P GSCI-Familie enthaltenen Rohstoffe einsortieren lassen: Energie, Industriemetalle, Edelmetalle, Agrarrohstoffe und Vieh.

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