Index-Zertifikat oder ETF: Vor- und Nachteile
Sie gehören zur Urform von Zertifikaten, sind transparent, kostengünstig und liquide. Emittenten wie die ABN AMRO haben mit ihnen den Durchbruch im Markt geschafft. Sie sind schneller emittiert als jede andere Form von Investition, hervorragend geeignet, in Regionen, Branchen und Themen anzulegen. Fast jeder Trend kann mit ihrer Hilfe umgesetzt werden. Die Rede ist von Zertifikaten, die sich auf einen Index beziehen, also Index-Zertifikaten. Gibt es einmal keinen geeigneten Index als Basiswert, stehen ausreichend Dienstleister bereit, die Lücke zu füllen.
Doch obwohl sich alles so schön anhört, haben Index-Zertifikate ihren Zenit überschritten. Der Wettbewerb mit anderen Zertifikaten, vor allem aber Exchange Traded Funds – kurz ETFs – hat die Summe der Anlegergelder schmelzen lassen. Da Zertifikate Schuldverschreibungen sind, übernimmt der Anleger das Emittentenrisiko. Dass dieses nicht zu vernachlässigen ist, weiß ein jeder seit dem Debakel um die Investmentbank Lehman. ETFs können hier klar punkten. Das investierte Geld fließt in ein Sondervermögen und gibt dem Investor eine deutlich größere Sicherheit.
Doch eigentlich benötigt der Kapitalmarkt beide Produktformen, und beide können und werden in verträglichem Miteinander leben. Denn nicht jeder Index lässt sich in einem ETF umsetzen, dafür sind schon die Produktkosten zu hoch. Und in der Schnelligkeit der Umsetzung kann ohnehin keiner den Zertifikaten das Wasser reichen. Von der Idee bis zum Handel an den Börsen bedarf es oftmals keine 24 Stunden. Glänzen ETFs mit günstigen Kosten, sind bei Zertifikaten oftmals gar keine vorhanden. Emittenten von Zertifikaten unterstützen Ansparpläne, ETFs kann man nur einige wenige in regelmäßigen kleinen Raten sparen.
Vorteile erzielen ETFs oftmals bei den Nebenerträgen wie Zinsen und Dividenden. Bleiben diese beim Fonds im Sondervermögen, hängt es bei den Zertifikaten von der Konstruktion des Index ab. Die Differenz in der Performance kann dadurch erheblich sein. Gerade die großen Indizes bilden die größten Unternehmen ab – und die schütten auch attraktiv an ihre Aktionäre aus.
Schickt man dagegen absolut gleiche Produkte wie beispielsweise den DAX als Performance-Index ins Rennen, zeigen die Zertifikate eine bessere Kursentwicklung. Sie sind nämlich eins zu eins an den Index gebunden. Nur Gebühren könnten diesen Gleichlauf verwässern. Der ETF dagegen verursacht in seinem Sondervermögen Kosten, die somit an den Anleger weitergereicht werden. Der Unterschied in der Kursentwicklung mag auf den ersten Blick gering erscheinen, doch selbst beim deutschen Leitindex ergibt sich ein durchschnittlicher Nachteil von 0,2% bis 0,4%.
Für die Handelbarkeit sorgen so genannte Market-Maker. Ist das bei Zertifikaten der Emittent, mischt bei den ETFs oft eine Vielzahl von Marktteilnehmern mit. Das erhöht die Liquidität für die Anleger und macht weniger abhängig. Aber man muss den Emittenten von Zertifikaten auch zugute halten, dass sie sich in der Regel stärker verpflichtet fühlen. Das kann sich in einer Handelbarkeit auch in schwierigem Marktumfeld zeigen, vor allem aber bei den oft längeren Handelszeiten. Und manchmal gar im Spread.
Fazit:
Index-Zertifikate sind interessant. Gerade bei kurzfristigen Engagements sind die Produktvielfalt und deren Handelbarkeit überzeugend. Den wesentlichen Nachteil stellt das Emittenten-Risiko dar. Bei längeren Engagements sind ETFs vorzuziehen.
Ganz neu ist jedoch eine Komponente der Royal Bank of Scotland. Die weitläufig doch eher als sparsam bekannten Schotten haben erste IndexZertifikate begeben, die neben der Entwicklung zum entsprechenden Index auch einen Kupon vorsehen. Damit soll das höhere Anlegerrisiko kompensiert werden. Das ist ein bemerkenswerter Schritt, der gerne Nachahmer finden darf. Er zeigt aber vor allem eines: Produkte benötigen Wettbewerb, zum Vorteil des Anlegers!