Immer im Trend mit Indizes

Veröffentlicht am 20.04.2009

Seit mehr als 100 Jahren hilft die Veröffentlichung wirtschaftlicher Kennzahlen bei der Analyse des Aktienmarktes. Neben Beschäftigungszahlen, Verbrauchervertrauen, Einkaufsverhalten der Industrie oder Ölverbrauch nehmen dabei Indizes eine wichtige Rolle ein. Denn anders als die vorgenannten Zahlen werden sie nicht täglich oder wöchentlich veröffentlicht, sondern laufend auf einer Vielzahl von Webseiten, im Videotext oder Fernsehen aktualisiert. Wir wollen deswegen an dieser Stelle ihre besondere Rolle beleuchten.


Zunächst Geschichtliches: Im Jahr 1896 stellte Charles Dow die erste Version des noch heute bekannten Dow Jones Industrial Average zusammen. Dow war Journalist und hatte zusammen mit Edward Davis Jones einen Dienst für Wirtschaftsnachrichten gegründet. Die beiden waren auch Herausgeber des ersten Börsenbriefes. Das “Wall Street Journal“ veröffentlichte den ersten Wert des Index am 26. Mai 1896 mit 40,94 Punkten. Dow addierte einfach die Kurse der zwölf wichtigsten Aktien an der New York Stock Exchange und teilte die Summe danach durch zwölf. In den so erhaltenen Durchschnittswert floss keine Gewichtung ein. Schon vorher hatte Dow einen „Railroad Average“ entwickelt, um die Performance der Eisenbahngesellschaften zu messen, denn er hatte in seiner Zeit als Setzer und Wirtschaftsjournalist bemerkt, dass ein wirtschaftlicher Aufschwung von steigenden Transportzahlen begleitet wurde. In der damaligen Zeit galten Eisenbahnen als das Non Plus Ultra der technologischen Entwicklung. Noch heute gibt es den daraus abgeleiteten Dow Jones Transportation- Index. Die erste Form des Index enthielt nur wenige Werte, und auch der heutige Dow Jones Industrial Average enthält nur die Aktien von 30 Firmen – genau wie der DAX. Eine mögliche Kritik ist, dass ein Index mit derart wenigen Werten kaum die Wirtschaft eines ganzen Landes korrekt messen kann. Andere Indizes beinhalten mehr Werte, z.B. der S&P 500, der Nikkei 225 oder der Russel 2000, aber auch der MDAX und SDAX. Die Idee, die Wirtschaft am Preis der Aktien bestimmter Firmen zu messen, führte bald zur Veröffentlichung weiterer Indizes. Neben der Entwicklung von Indizes für verschiedene Sektoren kam auch eine Regionalisierung hinzu. Schließlich ließ sich das eigene Land mit anderen vergleichen, wenn man auch dort die führenden Industrieunternehmen in gleicher Weise zusammenfasste.


Kurs- und Performanceindex

Man unterscheidet jedoch zwischen Kursindex und Performanceindex. Für die Erstellung eines Kursindex werden ausschließlich Aktienkurse ermittelt und um Erträge aus Bezugsrechten und Sonderzahlungen bereinigt. Beim Performanceindex werden hingegen alle Bardividenden und sonstigen Einnahmen aus dem Besitz der Aktien, z.B. Bezugsrechtserlöse, in Aktien des Index investiert. Demnach ist der Deutsche Aktienindex DAX ein Performanceindex. Dabei ist ein Aktienindex immer nur eine Kennzahl für die Entwicklung von ausgewählten Aktienkursen in einem Aktienmarkt. Er soll die Entwicklung auf diesem Markt vergleichbar machen. Die Berechnung eines Aktienindex beginnt stets mit einer ganz bestimmten Basisperiode. Die nachfolgenden Änderungen im Zeitablauf spiegeln fortan die vergangenheitsorientierte Wertentwicklung wider. Der Index stellt ein Musterdepot dar, in dem die enthaltenen Aktien liegen. In der heutigen Zeit werden diese jedoch unterschiedlich gewichtet. Dabei gibt es verschiedene Methoden, z.B. eine Gewichtung nach Marktkapitalisierung. Ein preisgewichteter Index entsteht durch Addition der einzelnen Aktienkurse und der anschließenden Division durch die Anzahl der Aktien, wie oben bereits beim Dow Jones Industrial-Index beschrieben. Splits oder Änderungen der Mitgliederzahl führen zu einer Anpassung der Berechnung. Aktien mit hohem Kurs tragen stärker zum Index bei als Aktien mit einem niedrigen Kurs. Zu diesen Indizes gehören zum Beispiel der Dow Jones Industrial Average oder der Nikkei 225. Ein kapitalisierungsgewichteter Index berücksichtigt hingegen die Marktkapitalisierung. Beispiele hierfür sind S&P 500, MSCI oder DAX. Darüber hinaus gibt es noch eine Gewichtung im Index proportional zum Marktwert eines Unternehmens. Berechnung: Addition der Marktwerte (Anzahl Aktien Freefloat x Kurs) aller Mitglieder. Kapitalmaßnahmen wie Aktiensplits haben keine verzerrende Wirkung auf einen solchen Index.


Stimmungsbarometer

Aktienindizes eignen sich als ein einfaches, dennoch nützliches Stimmungsbarometer für einzelne Volkswirtschaften bzw. bestimmte Sektoren. In der bisherigen Diskussion haben wir gesehen, woher die Idee für Indizes kam und wie sie sich entwickelt hat. Aber um daraus mehr als nur eine Information zu machen, bedarf es noch eines weiteren Schritts. Um einen Index zu handeln, müsste man sich ein Portfolio zusammenstellen, das den Index nachbildet – komplett mit der prozentualen Verteilung der Aktien nach Gewichtung etc. Das wäre sehr aufwändig und aufgrund der Ordergebühren für jede einzelne Position nicht rentabel. Deswegen gibt es von den Indizes abgeleitete Produkte, die es jedem Trader ermöglichen, einen Index zu handeln, indem er nur ein einziges Produkt kauft oder verkauft. Index-CFDs sind solche Produkte. Sie wurden von den CFD-Brokern eingeführt, um einen leichten Marktzugang zu erreichen. Intern kauft und verkauft der Broker Index-Futures, um die Positionen seiner Kunden am Markt abzusichern.


Ein Beispiel für Hedging

In der Praxis bedeutet die Existenz von handelbaren Indexwerten, dass sich jeder Trader gegen Marktschwankungen absichern kann. Man spricht in diesem Fall von Hedging. Hat man eine Aktienposition gekauft, z.B. BASF, und möchte vermeiden, dass eine allgemein negative Stimmung am Aktienmarkt den Wert nach unten zieht, so geht man mit CFDs „short“, d. h. man verkauft eigentlich eine gewisse Menge an DAX-CFDs, um diese Position zu schützen. Geht der Markt nach unten, so verliert zwar BASF möglicherweise auch an Wert, die DAX-CFDs werfen dann jedoch Gewinn ab. Steigt der Gesamtmarkt, macht man allerdings Verluste mit den CFDs. Die Aktien müssen sich also besser als der Markt entwickeln, um einen echten Vorteil zu erhalten. Natürlich lässt sich auch mit Index-CFDs Geld verdienen, ohne vorher Aktien zu kaufen. Ein weiterer Vorteil von CFDs ist, dass sie in der Regel endlos angeboten werden. Am Futures-Markt werden die Index- Futures alle drei Monate erneuert. Wer Positionen länger halten möchte, ist gezwungen, auf den nächsten Future umzusteigen. Bei CFDs entfällt das, da Broker den Kurs einfach weiterführen. Viele CFDTrader wissen deshalb gar nichts über die Sorgen ihrer Kollegen an den Futures- Börsen, wenn das Quartalsende näher rückt.


Ein Chartvergleich

In den Charts sehen wir verschiedene Indizes aus Europa, den USA und Asien. Die Bewegungen scheinen ähnlich zu sein. Doch es gibt Unterschiede. Der Technologieindex TecDAX zeigt eine weniger starke Abwärtsbewegung als der DAX selbst. Und der russische RTX scheint noch flacher zu verlaufen. Der Grund liegt darin, dass Russland eines der Schwellenländer ist, die sich noch entwickeln können. Entsprechend sind Anleger eher geneigt, an die Wertsteigerung der Aktien aus Russland zu glauben als an die von Blue Chips aus Deutschland. Der vom Dow Jones entwickelte Commodity-Index hingegen ist im letzten Herbst nach Jahren des Rohstoff-Booms kräftig gefallen. Nun zeigt er eine Bodenbildung, die allen Öl-, Weizen- und Sojabohnen-Tradern neue Hoffnung gibt. Ein interessanter Vergleich lässt sich durch Überlagerung der Kurven verschiedener Indizes darstellen. Der Linienchart zeigt den DAX (schwarz), Dow Jones Industrial Average (grün) und den S&P 500 (rot). Für dieses Bild wurden die Kurven so zusammengefügt, dass zu Jahresbeginn alle am selben Punkt starten. Man sieht deutlich, dass Anleger in Deutschland im Januar und im März zu den Pessimisten gehörten, denn in diesen Monaten ist der DAX der Verlierer. Obwohl die USA von Krisen heimgesucht werden, die noch längst nicht ausgestanden sind, steigen dort die Aktienmärkte schneller als im Wirtschaftsmotor Europas.


Fazit:

Indizes wurden entwickelt, um einen schnellen Überblick über die Aktien in verschiedenen Regionen oder Industriesektoren zu ermöglichen. Sie erlauben den Vergleich von Märkten und zählen heute zu den wichtigen Messwerten der Wirtschaft. Dank indexbasierter CFDs lassen sich Indizes handeln und auch für Hedging-Strategien nutzen.

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