Im Rohstoffsektor ist Selektion 2009 Trumpf

Weimer Media Group GmbH
Veröffentlicht von Weimer Media Group GmbH am 15.01.2009
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Das Jahr 2008 wird Rohstoffanlegern in unliebsamer Erinnerung bleiben. Nachdem Gold auf über 1.000 US-Dollar pro Feinunze und Öl auf knapp 150 US-Dollar pro Barrel anstieg, stürzten die Rohstoffe durch die Bank ab. Mit dem Beginn des neuen Jahres ist es Zeit für eine Bestandsaufnahme, wo der Rohstoffsektor aktuell steht und wo sich für Anleger die besten Chancen bieten.


Bis in das 1. Quartal des letzten Jahres war es eine weit verbreitete Anlegermeinung, dass Investments in Rohstoffe, ob durch den physischen Kauf oder über Futures, eine hervorragende Diversifikationsmöglichkeit seien, um das eigene Depot von den Volatilitäten der Aktienmärkte unabhängig zu machen. Die letzten drei Quartale 2008 haben Investoren leider gelehrt, dass diese These nach dem Rohstoff-Boom der vergangenen Jahre nur bedingt Gültigkeit hat. Im Zuge des „De-Leveraging“ der Banken stürzten fast alle Rohstoffe genauso ab wie die Aktien. Bis auf kleinere Nischen-Rohstoffe, wie den Agrarrohstoff Kakao, der mit einem Jahresgewinn von 30% der Top-Performer 2008 war, konnte sich kaum ein Rohstoff den massiven Abwärtsbewegungen entziehen. Nun fragen sich viele Anleger bei dem Blick auf die ausgebombten Chartbilder, ob bald wieder der Zeitpunkt zum Einstieg in Rohstoffe gekommen ist. Wie sieht also die aktuelle Lage bei den Rohstoffen aus?


Industriemetalle: Lagerbestände steigen an

Die Industriemetalle konnten in der Mini- Jahresendrally von ihren tiefen Niveaus deutlich zulegen. So schoss Nickel Ende Dezember/Anfang Januar um gut 40% nach oben. Doch dies sind nur kurzfristige technische Gegenbewegungen nach den starken Verlusten im Jahr 2008. Hier kann noch nicht von einer Trendwende gesprochen werden. Denn die Industriemetalle wie Nickel, Kupfer oder Zink leiden nicht nur unter dem Kollaps der Nachfrage. Auf der Angebotsseite sind zudem die Lagerbestände deutlich angestiegen. Bei Aluminium haben sich laut der Daten der London Metal Exchange die Lagerbestände im letzten halben Jahr fast verdoppelt. Bei Kupfer sind die Vorräte sogar um 150% nach oben geschossen. Bei Nickel und Zink haben sich die Lagerbestände ebenfalls massiv vergrößert. Bei Zinn sind sie zumindest „nur“ um 30% angestiegen. Nur bei Blei sehen wir in den letzten sechs Monaten einen Rückgang der Lagerbestände. Die jüngsten horrenden Wirtschaftsdaten und die ersten Unternehmensmeldungen aus der neuen Ertragsberichtssaison deuten zudem darauf hin, dass ein kurz- bis mittelfristiger Nachfrageanstieg unwahrscheinlich ist. Die unkalkulierbare Black-Box bilden die großen Infrastrukturprogramme, vor allem in den USA und China. Diese könnten die Nachfrage etwas beleben, aber dafür können erst einmal die aufgelaufenen Lagerbestände verwendet werden.


Energierohstoffe: Öl noch kein Thema

Ein ähnliches Szenario zeigt sich auch bei den Energierohstoffen. Der Kurseinbruch von Öl von 150 US-Dollar pro Barrel auf inzwischen unter 40 US-Dollar ist zum Sinnbild für den Niedergang der Commodities im Jahr 2008 geworden. Der Nachfrageeinbruch ist so massiv, dass selbst die jüngste OPEC-Kürzung um 2,2 Millionen Barrel pro Tag den Ölpreis nicht nachhaltig stützen konnte. Durch die Angebotsverknappungen bauen die Ölförderländer nun Lagerbestände auf, was sich weiter negativ auf die Angebotsseite auswirkt. Auf der Nachfrageseite füllen sich aber gleichzeitig ebenfalls die Lager. So sind die US-Öllagerbestände nach neuen Daten auf 326,6 Millionen Barrel angestiegen – das ist der höchste Stand seit 16 Monaten. Kurz- bis mittelfristig ist fundamental also keine große Rally im Öl zu erwarten. Da Öl als Krisenwährung traditionell stark auf geopolitische Ereignisse reagiert, insbesondere im Mittleren Osten, könnte eine Eskalation des Gaza-Krieges oder des Iran-Konfliktes den Ölpreis jederzeit kurzfristig nach oben hebeln. Deshalb sind Short-Engagements bei Öl sehr riskant. Vielmehr ist es eine sinnvolle Strategie bei Öl, eine mögliche Übertreibung nach unten in den Bereich von 25 US-Dollar pro Barrel zum Aufbau von Long-Positionen zu nutzen. Denn mittel- bis langfristig wird der Ölpreis wieder steigen. Die OPEC hat als Zielzone den Bereich von 70 US-Dollar ausgegeben.


Edelmetalle: Gold ja – aber nicht um jeden Preis

Gold konnte sich von den großen Rohstoffen 2008 mit einem Mini-Plus von 1,5% noch am Besten halten. Die drei anderen Edelmetalle Palladium, Platin und Silber wurden hingegen von dem Wachstumseinbruch der Weltwirtschaft mit nach unten gerissen. Denn alle drei Edelmetalle sind eigentlich „Zwitter-Metalle“: Es sind Edelmetalle, die jedoch zu einem Großteil auch in der Wirtschaft verwendet werden und damit auch zum Teil Industriemetalle sind. Lediglich Gold ist ein reines Edelmetall. Als Krisenwährung gilt es in der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise als „No Brainer“ unter den Rohstoff-Anlagen. Denn durch die gewaltigen Konjunkturprogramme werden die Papierwährungen über kurz oder lang weiter entwertet. Tatsächlich sprechen die Fakten für Gold. Aber Anleger sollten auch bei Gold nicht in blinde Euphorie verfallen und die Situation nüchtern betrachten. Dabei zeigt sich: Das Edelmetall hat im Jahr 2009 bisher 7% an Wert verloren, und alle mittelfristigen Abwärtstrends sind einwandfrei intakt. Ähnlich wie Öl wird Gold mittel- bis langfristig steigen. Aber kurzfristig zeigen die Charts, entgegen der populären Meinung an, dass es keinen übereilten Handlungsbedarf gibt. Auch hier bieten sich Long-Käufe erst in Ausverkaufsphasen an.


Agrarrohstoffe: Favoriten für 2009

Die interessantesten Chancen finden sich derzeit vielmehr im Rohwarensektor. Es kommt nicht von ungefähr, dass der Rohstoff mit der besten Performance 2008 ein Agrarrohstoff war. Zwar mussten auch die Rohwaren, vor allem die großen drei Getreide-Rohwaren, unter dem massiven „De-Leveraging“ leiden. Aber im Gegensatz zu den Industriemetallen und den Energierohstoffen, ist bei den Agrarrohstoffen die Nachfrageseite nicht weggebrochen, sondern konstant geblieben. Hier gilt der alte Spruch: „Gegessen und getrunken wird immer.“ Besonders aussichtsreich erscheint Weizen. Weizen besitzt eines der besten Angebotsszenarien aller Rohstoffe, da die Lagerbestände im letzten Jahr massiv gesunken sind und sich sogar auf einem Fünf-Jahres-Tief befinden. Der große Vorteil von Agrarrohstoffen für Anleger: Die Rohwaren unterliegen einer eigenen Handelsdynamik, die sehr stark vom Wetter und von Naturkatastrophen (oder deren Ausbleiben) beeinflusst wird. Makroökonomische Faktoren spielen für diese Anlagekategorie nur eine sekundäre Rolle.


Autarke Einflussfaktoren auf Kursentwicklung

So besitzen Agrarrohstoffe wie Weizen in der Tat eine autarke Eigendynamik von den Gesamtmärkten. Dabei entwickelt sich gerade ein Wetterphänomen, das die Agrarrohstoffe schnell in den Fokus der Anleger rücken lassen könnte. So wie es im Frühsommer 2008 durch die schweren Überschwemmungen im Mittleren Westen der USA passierte. Damals schossen die Notierungen von Mais, Weizen und Soja in kürzester Zeit um über 20% nach oben. Eine ähnliche Entwicklung könnte 2009 bevorstehen. Denn in den letzten Monaten hat sich an der Westküste Südamerikas das Wetterphänomen „La Niña“ gebildet. Es ist das meteorologische Gegenstück zu dem bekannteren Wirbelsturmphänomen „El Niño“ – leider mit ähnlich negativen Folgen: Es kommt zu schweren Wetterverwerfungen. Die ersten Auswirkungen auf der Südhalbkugel werden bereits berichtet: So ist es im Südosten von Lateinamerika aktuell trockener als gewöhnlich, während aus Teilen Südostasiens und Australien wesentlich höhere Niederschläge gemeldet werden. Wenn „La Niña“ ihre volle Stärke entwickelt, könnten die Ernten in Südamerika und Nordamerika davon beeinträchtigt werden. Das hätte Kurssteigerungen bei Weizen und Co. zur Folge – und zwar völlig unabhängig von der Entwicklung der Weltwirtschaft.  

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