Heidelberger Druckmaschinen: Ende der Durststrecke?
Veröffentlicht von
BörseGo AG
am
03.11.2010
Bei Unternehmen, die Probleme haben, und im Zuge dessen größere Kapitalerhöhungen durchführen müssen, sollte man mit einem Einstieg immer abwarten, bis die Maßnahme vorüber ist. Denn meist fällt der Kurs im Zuge dessen noch sehr viel tiefer, als man das für möglich gehalten hätte. So geschehen kürzlich bei Heidelberger Druckmaschinen (WKN 731400).
Der Konzern wurde in den vergangenen Jahren vom traditionellen Druckmaschinen-Hersteller zu einem Lösungsanbieter für die gesamte Print- Medien-Industrie umgebaut. Heute liefert „Heideldruck“ von der Druckvorstufe über die unterschiedlichsten Druckverfahren bis hin zur Weiterverarbeitung alles aus einer Hand - inklusive Service, Dienstleistungen und Qualifikationen. Schwer lastet die jüngste Kapitalerhöhung auf der Aktie. Die Altaktionäre mussten eine enorme Verwässerung hinnehmen. Die Kapitalaufstockung führte zu einer Verdreifachung der Aktienzahl. Binnen weniger Wochen stürzte die Notierung von 5,50 Euro auf weniger als drei Euro ab. Doch jede Medaille hat bekanntlich zwei Seiten: Die Ausgabe neuer Anteile spült dem Konzern 420 Millionen Euro in die Kassen. Dadurch hat sich die Finanzlage erheblich verbessert. Die Maßnahme könnte dem angeschlagenen MDAX-Konzern auf Jahre hinaus das Überleben sichern. Auch beim Aktienkurs könnten schon bald bessere Zeiten anbrechen. Bei drei Euro konnte die Notierung kürzlich nach oben drehen.
Der jüngste Ausverkauf war von einem starken Umsatzanstieg gekennzeichnet – auch das spricht dafür, dass die Papiere jetzt in die starken Hände gewandert sind. Achten Sie auf die rote Markierung in Abbildung 15. Größte Anteilseigner sind übrigens die Allianz und der Energiekonzern RWE. Aus charttechnischer Sicht sollte die Aktie jetzt bis mindestens vier Euro Luft haben, vielleicht sogar bis fünf Euro. Auch die Bewertung ist günstig: Die Papiere werden nur noch knapp über Buchwert gehandelt, das Kurs-Umsatz-Verhältnis notiert bei 0,33. Der Börsenwert liegt bei 772 Millionen Euro. Was uns gut gefällt: Das Management hat an der Kapitalerhöhung teilgenommen und Papiere über den freien Markt eingesammelt. Unter den Käufern waren auch Firmenboss Bernhard Schreier und Finanzvorstand Dirk Kaliebe. Insgesamt haben neun Insider seit Mitte September Aktienpakete im Gesamtwert von 140.000 Euro eingekauft. Hinzu kommt: Der in der Wirtschaftskrise in Schieflage geratene Konzern konnte das Ruder im zweiten Quartal herumreißen - Umsatz und Auftragseingang wurden gesteigert. Die vorläufigen Zahlen des zweiten Geschäftsjahresquartals, das am 30. September endete, zeigen eine Erholung des Geschäfts. Das Ergebnis ist zwar unverändert negativ, doch die Verluste fallen weitaus geringer aus als in den Vorquartalen. Nach Unternehmensangaben liegt das vorläufige Betriebsergebnis im zweiten Quartal bei minus fünf bis minus zehn Millionen Euro - nach minus 65 Millionen Euro in 2009. Im ersten Geschäftsquartal betrugen die Verluste noch 35 Millionen Euro.
Der Auftragseingang stieg auf 651 Millionen Euro, ein Plus von gut 20 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Gegenüber dem Vorquartal sind die Zahlen allerdings leicht schwächer, was das Unternehmen mit Sondereinflüssen wie Währungseffekten oder Messen begründet. Im zweiten Quartal reduzierte der Konzern seine Verbindlichkeiten von 400 auf 230 Millionen Euro und scheint nun einen erfolgreichen Restrukturierungskurs einzuleiten. Auch das Management bestätigte seine Prognose. Die endgültigen Zahlen zum zweiten Quartal will das Unternehmen am 10. November bekannt geben. Alles in allem spricht das für einen gerade anlaufenden Turnaround. Auch der Aktienkurs weist in diese Richtung. Wir trauen dem Weltmarktführer bei Druckmaschinen zu, die laufende Umstrukturierung erfolgreich abzuschließen. Die Papiere sind in der aktuellen Lage allerdings nur für Anleger geeignet, die einen gewissen Mut zum Risiko mitbringen. Und Geduld wird man brauchen. Das Abwärtsrisiko dürfte allerdings überschaubar sein...
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