Grüne Zertifikate – Überkapazitäten belasten Ökotitel massiv
Die Hoffnung auf eine Hausse der Ökoaktien durch die Energiewende erfüllte sich nicht. Nach der Fukushima-Hausse im Frühjahr bröckelten die Kurse wieder ab. Außerdem fielen die Halbjahresberichte schwach aus. Die mittelfristigen Perspektiven der Branche sehen ebenfalls düster aus, denn der scharfe Wettbewerb drückt auf die Margen – vor allem den Unternehmen der Wind- und Solarbranche stehen harte Zeiten bevor. Investments in Einzeltitel sind daher sehr riskant. Mit Index- Zertifikaten streuen Anleger das Risiko.
Gerade mal ein halbes Jahr liegt die Nuklearkatastrophe im japanischen Fukushima zurück. Doch die Kursgewinne der deutschen Ökotitel aus der zweiten Märzhälfte sind längst Vergangenheit: Von Anfang April bis Mitte September verlor der ÖkoDAX gut 44%. Gegenüber dem Rekordstand des Index aus dem Jahr 2007 betrug das Minus sogar 84%. Dabei hatte die mit dem Atomausstieg verbundene Energiewende in Deutschland große Hoffnungen geweckt. Dank eines massiven Zubaus von Solarund Windkraftanlagen sollte die Erzeugungslücke geschlossen werden, die durch die Abschaltung acht älterer Kernkraftwerke und die Verkürzung der Restlaufzeiten der übrigen Reaktoren entstehen würde. Doch die Euphorie wich bald der Ernüchterung. Solaranlagen werden zwar weiterhin errichtet, die Module stammen aber immer häufiger von günstigen Lieferanten aus Asien. Insbesondere China weitet seine Produktionskapazitäten drastisch aus. Dagegen wächst die Nachfrage nur langsam. Zum einen flacht sich der Bedarf hierzulande wegen gesenkter Einspeisevergütungen ab. Zum anderen bleibt der Absatz im europäischen Ausland wegen der Wirtschaftskrise hinter den Erwartungen zurück.
Quartalszahlen oft unter den Erwartungen
Die Zwischenberichte der deutschen Photovoltaik-Konzerne fielen denn auch recht mies aus. SolarWorld verdiente im zweiten Quartal 2011 nicht einmal 10 Mio. Euro, zwei Drittel weniger als im Vorjahreszeitraum. Immerhin schrieb der einstige TecDAX-Bolide schwarze Zahlen. Das gelang dem Solarzellenproduzenten Q-Cells nicht. Das ostdeutsche Unternehmen verlor von April bis Juni knapp 355 Mio. oder 2,02 Euro je Aktie. In der zweiten Jahreshälfte hofft das Management auf eine Besserung der Lage, und 2012 soll der Konzern operativ wieder ein positives Ergebnis erwirtschaften. Die Frage ist, ob Q-Cells nicht vorher das Geld ausgeht. Allein in den ersten sechs Monaten 2011 erreichte der Mittelabfluss aus betrieblicher Tätigkeit mehr als 200 Mio. Euro. An der Börse herrscht Skepsis: Seit Anfang August gehört die Aktie zu den Penny Stocks. Wacker geschlagen haben sich hingegen Nischenanbieter. Doch selbst ein Weltmarktführer wie SMA Solar Technology bekommt allmählich Probleme. Der Produzent von Wechselrichtern büßte zuletzt nach einer Gewinnwarnung erheblich an Wert ein. Analysten erwarteten ohnehin, dass der Konzern seinen Weltmarktanteil von 45% nur verteidigen kann, wenn er bei den Preisen Zugeständnisse macht. Darunter leidet die Ertragskraft. Das zeichnet sich bereits im laufenden Quartal ab. Deshalb musste der Vorstand die Prognosen vor kurzem drastisch zurücknehmen.
Gegenwind für Nordex
Kaum besser als den Solarunternehmen erging es den Herstellern von Windkraftanlagen wie der dänischen Vestas oder Nordex. Der Bau gigantischer Offshore-Windparks in der Nordsee kommt nämlich nicht recht voran. Um die erzeugte Elektrizität in die boomenden Metropolen Süddeutschlands zu transportieren, wären auch mehr Überlandleitungen vonnöten. Aus Kostengründen wollen die Netzbetreiber die Trassen überirdisch bauen. Anwohner fordern dagegen vehement eine Verlegung unter die Erde. Wegen dieses Konflikts hinkt der Netzausbau hinter dem Zeitplan her. Ohnehin leidet der Markt für Windkraftanlagen unter Überkapazitäten, die Nordex hart treffen. Kein Wunder, der von Bloomberg New Energy Finance ermittelte Turbinenpreis-Index fiel seit 2009 um ein Fünftel. Mit Kostensenkungen versucht das Management, dem Preisdruck entgegenzuwirken. Der Erfolg hält sich bisher in Grenzen: Im zweiten Quartal 2011 fiel ein Verlust von 2,2 Mio. Euro an, obwohl die Erlöse um ein Zehntel wuchsen. Doch es gibt Hoffnung auf höhere Notierungen: Im August stockte die Beteiligungsgesellschaft Skion, die zum Einflussbereich der Milliardärin Susanne Klatten gehört, ihren Anteilsbesitz auf knapp 25% auf. Eine Offerte an den Streubesitz ist jedoch erst bei einem Überschreiten der 30%-Marke vorgeschrieben. Zumindest könnte sich die Notiz bei 4 Euro stabilisieren. Immerhin wäre eine Übernahme für Skion auf diesem Niveau günstig, erwarb die Investmentfirma die meisten Anteile zu mehr als 20 Euro je Aktie.
Ansehnliche Ertragschancen mit Aktienanleihen und Discount
Viele Analysten bewerten das Aufwärtspotenzial allerdings als gering. So stufte die Deutsche Bank den TecDAX-Titel Anfang September auf „halten“ herauf, beließ das Kursziel aber auf 4 Euro. Allerdings können Anleger auch in einem Seitwärtstrend mit dem richtigen Zertifikat ordentliche Erträge erwirtschaften. Eine Aktienanleihe von HSBC Trinkaus & Burkhardt mit einem Basispreis von 3,50 Euro bringt fast 11,5% p.a. ein. Doppelt so viel Rendite, nämlich knapp 23% auf jährlicher Basis, lässt sich mit dem Discount-Zertifikat der DZ Bank auf SMA Solar Technology erwirtschaften. Dafür liegt der Cap von 40 Euro aber nur gut 8% unter dem aktuellen Aktienkurs (Stand: 22. September), während die Aktienanleihe einen Puffer von 10% bietet. Investments in einzelne Papiere beinhalten jedoch grundsätzlich ein erhöhtes Risiko. Besser diversifiziert ist ein Anleger, der auf Index-Zertifikate setzt. Meist halten sich die Kosten im Rahmen. Das Papier der HypoVereinsbank auf den ÖkoDAX beispielsweise wird mit einem Spread zwischen Anund Verkaufskurs von weniger als 0,4% angeboten. Der Index enthält die zehn größten deutschen Branchenvertreter: Neben der Bioethanolfirma CropEnergies sowie den Windunternehmen Nordex und PNE Wind handelt es sich um die Solarkonzerne Centrotherm photovoltaics, Conergy, Phoenix Solar, Roth & Rau, Q-Cells, SMA Solar Technology und SolarWorld.
Global ist dagegen der World Alternative Energy-Index (WAEX) ausgerichtet, der 20 Gesellschaften aus den Segmenten erneuerbare Energien, Energieeffizienz und dezentrale Energieversorgung enthält. Ende August waren der brasilianische Wasserkraftkonzern Cemig (11,1%), der japanische Elektronikgigant Murata (11,0%) und das amerikanische Photovoltaikunternehmen First Solar (9,6%) am höchsten gewichtet. Die Société Générale stellt für ihr WAEXZertifikat einen Spread von 1%. Hinzu kommt die jährliche Verwaltungsvergütung von 0,85%. Anleger sollten bei allen Zertifikaten das Emittentenrisiko beachten, da es sich rechtlich um ungesicherte Bankobligationen handelt.