Geschlossene Fonds - kommen die guten Zeiten wieder?

Weimer Media Group GmbH
Veröffentlicht von Weimer Media Group GmbH am 25.08.2009
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

fonds kompakt

Anbieter von geschlossenen Fonds in Deutschland haben derzeit gewaltig zu kämpfen. Vor allem Schiffsfonds gerieten wegen der weltweiten Wirtschaftskrise in Schieflage. Insgesamt ist das Interesse hierzulande an Beteiligungen an Schiffen, Flugzeugen oder Immobilien im ersten Halbjahr auf ein mehrjähriges Tief gesunken. Dabei sind geschlossene Fonds eine seit Jahrzehnten etablierte und vor allem in Deutschland verbreitete Form der Vermögensanlage.


Augenscheinlich klingen die Zahlen gut: Allein im letzten Jahr investierten geschlossene Fonds der relevanten Anbieter rund 15,4 Mrd. Euro unter anderem in Immobilien, Schifffahrt, Luftfahrt, erneuerbare Energien, Unternehmensbeteiligungen (Private Equity) und Infrastrukturprojekte der Öffentlichen Hand. Laut dem VGF Verband Geschlossene Fonds e.V., der Interessenvertretung der Anbieter geschlossener Fonds in Deutschland, verwalteten Anbieter geschlossener Fonds Assets im Wert von mehr als 142 Mrd. Euro. Im Frühjahr 2008 machten sich zwar die Folgen der Kreditkrise bei den Fondsinitiatoren in Form von erschwerter Kreditvergabe durch die Banken bemerkbar. Doch zunächst schienen sich die Umsätze stabil zu halten oder konnten sogar zulegen. Im Herbst 2008 allerdings schlug die Rezession voll zu, vor allem bei Schiffsfonds: Weil der Gütertransport einbrach, waren Containerschiffe nicht mehr ausgelastet. Hinzu kam, dass die Finanz- und Bankenkrise zu einem Vertrauensverlust der Anleger führte.


Geschlossene Fonds: Langfrist- Anlage in Sachwerte

Anders als bei Investmentfonds handelt es sich bei geschlossenen Fonds um unternehmerische Beteiligungen, bei denen es um die Finanzierung eines zeitlich begrenzten und bestimmten großen Investitionsvorhabens geht, wie z.B. den Bau oder Kauf eines Containerschiffs oder eines Flugzeugs. Es handelt sich um ein projekt- und objektbezogenes Geschäftsmodell, bei dem zeitlich befristet überwiegend in Sachwerte investiert wird. Geschlossene Fonds bündeln als Kapitalsammelstellen das Kapital mehrerer Anleger, um gemeinsam ein Wirtschaftsgut zu finanzieren, das ein einzelner Anleger allein nicht finanzieren könnte, ergänzend können Bankkredite zur Finanzierung herangezogen werden. Während des so genannten Platzierungszeitraums können sich Investoren beteiligen. Wenn genügend Eigenkapital gesammelt wurde, wird der Fonds geschlossen. Der Verkauf von Anteilen ist dann nur noch über den so genannten Zweitmarkt möglich. Der Anleger wird bei geschlossenen Fonds unternehmerisch tätig, in der Regel als Kommanditist, mit allen Chancen und Risiken.


Fokus auf Rendite statt auf Steuern

In geschlossene Fonds zu investieren, hatte zumindest in der Vergangenheit steuerliche Vorteile. Weil sich mit ihnen Steuerstundungsmodelle realisieren ließen, erfreute sich diese Anlageklasse großer Beliebtheit. So wurden geschlossene Fonds von vornherein mit kalkuliert hohen Verlusten belegt, um den Investoren steuerliche Verlustzuweisungen zu ermöglichen, durch welche sie ihre Steuerlast teilweise extrem senken konnten. Aber damit ist es längst vorbei: Mit Wirkung vom 24.11.2005 hat die Bundesregierung den Gesetzentwurf zur Beschränkung der Verlustrechnung im Kontext mit Steuerstundungsmodellen beschlossen. Seither ist der Renditeaspekt verstärkt in den Vordergrund gerückt. Das bedeutet, dass Anleger regelmäßige Ausschüttungen aus den Projekten erhalten. Die Rendite ist dabei durchaus attraktiv: Viele Experten gestehen den geschlossenen Fonds eine durchschnittliche Rendite von 8% p.a. zu – bei einer Laufzeit von in der Regel zehn bis 25 Jahren kein schlechter Schnitt.


Platzierungsvolumen geht zurück

Dennoch hat die Branche derzeit zu kämpfen. Dies besagt eine Studie des Fondsanalysehauses Scope Analysis und des VGF. Das Geschäftsklima im Bereich geschlossener Fonds befinde sich auf dem niedrigsten Stand seit Beginn der Erhebung Anfang 2003, heißt es da. Den jüngsten Zahlen des VGF zufolge haben die im VGF organisierten Anbieter im 2. Quartal dieses Jahres gerade einmal knapp 674 Mio. Euro Eigenkapital platziert, ein Rückgang um 19,3% gegenüber dem Vorquartal. Bezogen auf den Vergleich der Halbjahre liegt das Ergebnis für das 1. Halbjahr 2009 mit einem Platzierungsvolumen von rund 1,5 Mrd. Euro sogar um rund 51% hinter dem des 1. Halbjahres 2008 mit rund 3,1 Mrd. Euro. Insgesamt kamen zwischen Januar und Ende Juni 2009 97 Fonds auf den Markt, was verglichen mit dem Vorjahreszeitraum einem Rückgang um 43% entspricht.


Energiefonds können zulegen

Interessant ist in diesem Zusammenhang die Verteilung auf die einzelnen Assetklassen. Sie zeigen im Vergleich zum Vorquartal Veränderungen: So haben Anleger im 2. Quartal 2009 deutlich mehr in geschlossene Lebensversicherungszweitmarktfonds investiert als im Vorquartal, ebenso sind auch die Investitionen in Energiefonds gestiegen. Die großen Verlierer waren hingegen die Klassiker unter den geschlossenen Fonds: Immobilienfonds, bei denen ein Rückgang von knapp 35% verzeichnet wurde. Ebenso die Schiffsbeteiligungen: Investierten Anleger hier im 1. Quartal 2009 noch 95,8 Mio. Euro, so waren es im 2. Quartal 2009 nur noch 64,5 Mio. Euro. Auch die übrigen Segmente wie Private Equity-, Flugzeug- und Spezialitätenfonds waren von weiteren Abschlägen betroffen.


Schiffsfonds in schwerer See

Die Finanzmarktkrise dürfte zu einem Vertrauensverlust der Anleger geführt haben. Zudem leiden vor allem wie erwähnt Schiffsfonds besonders unter der Wirtschaftskrise, was auch auf andere geschlossene Fonds ausstrahlen dürfte. So mussten zuletzt Schiffsfonds-Investoren auf Ausschüttungen verzichten, diese zurückzahlen oder könnten sogar aufgefordert werden, frisches Kapital nachzuschießen. Nach Angaben von Scope kam die Emissionstätigkeit bei Schiffsfonds inzwischen fast völlig zum Erliegen. Im ersten Halbjahr 2009 kamen lediglich rund 20 dieser Fonds neu auf den Markt, so Scope, nachdem es ein Jahr zuvor noch knapp dreimal so viele waren. Ein weiteres Problem dürfte in der aktuell unsicheren Marktlage die Tatsache sein, dass bei geschlossenen Fonds das Kapital der Anleger über einen relativ langen Zeitraum gebunden ist. Sollte der Investor plötzlich Liquidität benötigen, kann ein vorzeitiger Verkauf der Beteiligung am Zweitmarkt problematisch werden. Hinzu kommt, dass ein Fondsanteil zwischen 5.000 bis hin zu 25.000 Euro kosten kann – nach Angaben des VGF lag die durchschnittliche Beteiligungssumme an einem geschlossenen Fonds im letzten Jahr bei rund 26.000 Euro. Diese Fonds kommen also eher für vermögende Anleger infrage, oder aber es muss ein Kredit aufgenommen werden, wozu derzeit immer weniger Investoren bereit sind.


Fazit:

Trotz der aktuell schwierigen Lage der geschlossenen Fonds, hat diese Form der Geldanlage dennoch weiterhin ihre Berechtigung. Immerhin ließen sich damit in den letzten Jahren attraktive Gewinne erzielen. Allerdings dürfte die Finanzkrise die Bedürfnisse der Investoren verändert haben: Transparente und verständliche Fondskonzepte, die auf lange Sicht kontinuierliche Erträge sowie möglichst sichere Ausschüttungen versprechen, dürften künftig gefragt sein. Gelingt es den Emissionshäusern, entsprechende Fonds auf den Markt zu bringen, dürften geschlossene Fonds künftig weiterhin ein interessantes langfristiges Anlagesegment darstellen. Anleger, die sich ausführlich über geschlossene Fonds und die unterschiedlichen Anlagemöglichkeiten informieren wollen, können dies unter anderem unter www.vgf-online.de oder unter www.zweitmarkt.de tun.

Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

fonds kompakt

Lettertest Newsletter

Gratis Probeabos, Rabatt Couponaktionen
Newsletter Umschlag