Express-Zertifikate – Renditechancen auch im Seitwärtsmarkt
Express-Zertifikate spielen den Vorteil strukturierter Produkte aus, nicht nur in steigenden Märkten Kursgewinne einzufahren. Als Underlying können beispielsweise Aktien oder Aktienindizes dienen. Die Zertifikateart weist ein transparentes Auszahlungsprofil und eineTeilschutzkomponente auf.
Express-Zertifikate gibt es mittlerweile seit acht Jahren. Grundsätzlich haben Express-Zertifikate meist eine Laufzeit von mehreren Jahren. Über die Laufzeit wird an bestimmten Stichtagen der Kurs des Basiswerts betrachtet. Liegt der Kurs auf oder über dem im Emissionsprospekt festgelegten Ausgangsniveau, bekommt der Anleger sein eingesetztes Kapital zurück, zuzüglich eines bestimmten Betrages, der von Jahr zu Jahr auch variieren kann.
Funktionsweise des klassischen Express-Zertifikats
Am besten lässt sich die Funktionsweise eines Express-Zertifikats an einem Beispiel mit typischen Ausstattungsmerkmalen nachvollziehen. Ein Anleger erwirbt ein Express-Zertifikat mit vier Jahren Laufzeit auf den xy-Index. Liegt der Index am ersten Beobachtungstag nach einem Jahr nur einen Tick über dem Ausgangsniveau, erhält der Anleger sein eingesetztes Kapital zuzüglich einer Extra-Zahlung von beispielsweise 5% auf diesen Betrag. Liegt der Index unter dem Ausgangsniveau, wiederholt sich die Situation nach einem Jahr wieder. Gelingt es dem Index dann über das Ausgangsniveau zu steigen, erhält der Anleger sein eingesetztes Kapital plus einer Extrazahlung von 10%. In den weiteren Jahren der Laufzeit wird an den Bewertungstagen entschieden, ob das Papier vorzeitig fällig und mit einer Extra-Zahlung ausbezahlt wird. Falls es dem Index am Laufzeitende noch immer nicht gelungen ist, sein Ausgangsniveau zu übersteigen, ist für die Auszahlung entscheidend, wie stark er gefallen ist. Anleger bekommen am Laufzeitende zumindest ihr eingesetztes Kapital ohne Extra-Zahlung zurück, wenn die Kursverluste des xy-Index eine Sicherheitsschwelle nicht überschritten haben. Anleger sollten vor Erwerb eines Express-Zertifikats die Bedingungen genau studieren, da die Ausstattungsmerkmale unterschiedlich gestaltet sind. So gibt es beispielsweise auch Express-Zertifikate, bei denen der Basispreis, der an den Beobachtungstagen über die Auszahlung entscheidet, variiert.
Produktvarianten
Multi-Express-Zertifikate weisen nicht nur einen, sondern mehrere Basiswerte auf. Damit es zu einer vorzeitigen Auszahlung kommt, müssen alle Basiswerte und nicht nur einer über oder auf einer bestimmten Kursschwelle notieren. Zum Laufzeitende darf dann auch keiner der Basiswerte die Sicherheitsschwelle berühren, damit Anleger ihr eingesetztes Kapital zurückerhalten. Ist das bei nur einem Basiswert der Fall, partizipiert der Anleger an den Kursverlusten des Basiswerts, der sich am schlechtesten entwickelt hat. Eine weitere Produktvariante sind Alpha-Express-Zertifikate. Hier zählt für die Auszahlung nicht die absolute Entwicklung eines Basiswertes, sondern die relative Entwicklung zweier Aktien oder Indizes zueinander. Darüber hinaus existieren am Markt auch Kombinationen von unterschiedlichen Zertifikate-Srukturen wie Express-Bonus-Zertifikate oder Discount-Express-Zertifikate. Easy-Express-Zertifikate zeichnen sich durch eine vergleichsweise kurze Laufzeit aus: Sie sind mit nur einem Beobachtungstag ausgestattet. Emittenten bieten auch eine Relax-Express-Variante an. Hier wird in dem Fall, dass keine vorzeitige Rückzahlung erfolgt, da der Basiswert am Beobachtungstag unterhalb des Referenzkurses liegt, ein Kupon bezahlt. Allerdings darf die Sicherheitsschwelle während der Laufzeit nicht berührt werden, sonst geht der Anspruch auf Kupon und vorzeitige Fälligkeit verloren. Wenn diese Sicherheitsschwelle berührt wird, entwickelt sich das Zertifikat analog zum Basiswert.
Preisstellung
Die Emittenten stellen börsentäglich Anund Verkaufskurse für die Express-Zertifikate. Ein Preisvergleich der Papiere ist für Anleger nur möglich, indem Papiere mit gleichem Basiswert und Ausstattungsmerkmalen gegenübergestellt werden. In erster Linie entscheidet die Kursentwicklung des Basiswerts über die Performance des Express-Zertifikats. Darüber hinaus ist auch eine Änderung der impliziten Volatilität des Basiswerts ein preisbildender Faktor für das Express-Zertifikat. Auf Dividendenzahlungen müssen Anleger bei Express-Zertifikaten verzichten. Sie werden vom Emittenten vereinnahmt, um die Zertifikatestruktur zu finanzieren.
Emittentenrisiko beachten
Da Express-Zertifikate meist über einen längeren Zeitraum gehalten werden, ist es hilfreich, sich über die Bonität der emittierenden Bank während der Laufzeit zu informieren. Das ist beispielsweise über die CDS-Werte der emittierenden Banken möglich. Der CDS-Wert lässt sich als Versicherungsprämie für Ausfälle von Schuldverschreibungen der Banken definieren. Eine Übersicht über die aktuellen CDS-Werte von Zertifikate-Emittenten finden Anleger auf der Website des Deutschen Derivate Verbands oder unter www.derivate.bnpparibas.com. Je niedriger der CDS-Wert ist, desto sicherer ist die Bank als Emittent. Wie andere Zertifikate sind auch Express-Zertifikate Schuldverschreibungen, mit der Folge, dass das Auszahlungsprofil nur dann zum Tragen kommt, wenn die emittierende Bank zahlungsfähig ist. Wird die Aktie wertlos, auf die sich ein ExpressZertifikat bezieht, kann für den Anleger auch dann ein Totalverlust-Risiko entstehen, wenn der Emittent solvent bleibt. Bei Express-Zertifikaten auf Aktien-Indizes ist dieser Aspekt nur von theoretischer Bedeutung.
Fazit:
Gerade Marktphasen mit leichter Aufwärtstendenz, bei denen sich Aufwärtsund Abwärtsbewegungen abwechseln, sind für Express-Zertifikate geeignet. Die Sicherheitsschwelle bei Express-Zertifikaten sorgt dafür, dass Anleger auch bei sinkenden Kursen des Basiswerts ihr eingesetztes Kapital zurück erhalten. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die anfangs definierte Sicherheitsschwelle zur Fälligkeit des Produkts nicht unterschritten wird. In jedem Fall führt der Teilschutzaspekt zur Minimierung von Risiken für den Anleger.