Exotische Optionsscheine

Weimer Media Group GmbH
Veröffentlicht von Weimer Media Group GmbH am 18.06.2009
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Optionsscheine in der Standard- Ausführung, oft auch Plain Vanilla- Optionsscheine genannt, sind seit Jahren fest an den Finanzmärkten etabliert und dürften insbesondere langjährigen Anlegern bekannt sein. Doch die Entwickler von Finanzprodukten zeigen sich stets rege und kreativ bei der Gestaltung immer neuer Investmentprodukte. Ergänzend zu den klassischen Scheinen sind auch so genannte exotische Optionsscheine auf dem Markt. Dabei handelt es sich um Finanzderivate, die von herkömmlichen Scheinen abgeleitet wurden.


Mit klassischen Optionsscheinen lässt sich auf fallende Kurse (Puts) oder auf steigende Kurse (Calls) setzen. Zudem wird zwischen europäischen Optionen, bei denen die Option am Ausübungstag eingelöst wird, und amerikanischen Optionen mit der Ausübungsmöglichkeit während der gesamten Laufzeit, unterschieden. Im Hinblick auf Basiswert und Basispreis, Laufzeit und Ermittlung des inneren Wertes verfügen sie über standardisierte Ausstattungsmerkmale. Dagegen sind die Exoten nicht standardisiert. Ihre Struktur ist in der Regel komplexer, zum Teil funktionieren sie auch anders als Plain Vanilla-Warrants. Der Nachteil vieler Exoten: In ihrer Konstruktion sind die Produkte häufig nicht sehr transparent. Zudem sind sie meist gleich an mehrere Bedingungen geknüpft, so dass für Anleger häufig nicht auf den ersten Blick deutlich wird, wie der Auszahlungsbetrag berechnet wird. Doch sie bieten auch Vorteile. So können Investoren entsprechend ihrer Markterwartung mit Exoten besonders zielgerichtet agieren und beispielsweise Seitwärtstrends oder nur schwache Kursbewegungen an den Finanzmärkten besser nutzen als mit klassischen Warrants. Für erfahrene Anleger können exotische Optionsschein-Konstruktionen bei bestimmten Markterwartungen daher eine interessante Anlagealternative sein.


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Auch wenn die Bezeichnung „exotisch“ implizieren mag, dass diese Optionsscheine mit besonders hohen Risiken verbunden sind, muss dies nicht zwangsläufig der Fall sein. Das Spektrum ist insgesamt breit, so dass auch konservativere Anleger Produkte finden, die sich für relativ defensive Strategien eignen. Doch es gibt auch sehr spekulative Scheine, bei denen insbesondere für wenig erfahrene Anleger Vorsicht geboten ist. Grundsätzlich gilt, dass es überproportional hohe Chancen auf Gewinne nur zum Preis von ebenfalls überproportional hohen Risiken gibt. Auch der Totalverlust des Kapitals ist möglich. Die Exoten werden in verschiedene Hauptgruppen eingeteilt. Über zwei wichtige Kategorien wollen wir Ihnen im Folgenden eine Übersicht liefern.


Power-Optionsscheine

Diese Variante der Warrants ermöglicht sowohl spekulative als auch defensive Einsatzmöglichkeiten. Als Basiswerte dienen überwiegend Indizes sowie Devisen. Wie bei klassischen Optionsscheinen existieren Calls und Puts. Das Besondere an Power-Scheinen ist die im Vergleich zu Plain Vanilla-Scheinen höhere Hebelwirkung zum Ende der Laufzeit. Außerdem verfügen sie über einen Cap (Höchstbetrag). Das bedeutet, der Anleger nimmt nur bis zu dieser Obergrenze an der Entwicklung des Basiswertes und damit auch an der Entwicklung des Scheins teil. Bei Power-Warrants handelt es sich um europäische Optionen, d.h. die Ausübung dieser Scheine kann nur am Laufzeitende zum Ausübungstermin erfolgen. Während bei klassischen Optionsscheinen am Ende der Laufzeit der innere Wert ausgezahlt wird, wird bei Power-Scheinen der innere Wert quadriert. Die Gewinndeckelung und die Ausübung bei Fälligkeit führen dazu, dass bei Power- Scheinen die Hebelwirkung während der Laufzeit meist geringer ist als bei herkömmlichen Optionsscheinen. Je näher das Ende der Laufzeit rückt, desto stärker wirkt aber aufgrund der Quadrierung des inneren Werts der Hebel. Power-Optionsscheine sind also zu Beginn der Laufzeit noch als vergleichsweise defensiv einzustufen, werden jedoch im weiteren Verlauf deutlich spekulativer.


Range-Warrants

Angehörige dieser Kategorie werden auch als Korridor- oder Bandbreiten-Optionsscheine bezeichnet. Sie stellen eine sinnvolle Ergänzung der exotischen Warrants und auch der klassischen Optionsscheine dar. Denn während Plain Vanilla-Scheine und herkömmliche Warrants es Investoren ermöglichen, auf fallende oder steigende Kurse zu setzen, können Anleger mit Range-Warrants von seitwärts laufenden Kursen profitieren. Gerade Marktphasen, in denen sich an den Aktienmärkten keine klare Richtung abzeichnet, stellen besondere Herausforderungen für Investoren dar, doch mit diesen Produkten können Investoren sogar in solchen Situationen ansprechende Gewinne erzielen. Bei Range-Warrants kommt es darauf an, dass sich der Basiswert innerhalb einer definierten Bandbreite bewegt. Für jeden Börsentag während der Laufzeit, an dem dies der Fall ist, wird dem Investor ein vorab festgelegter Betrag gutgeschrieben. Die Auszahlung der angesammelten Gutschriften erfolgt dann zum Laufzeitende. Neben dieser inzwischen weit verbreiteten Ausgestaltungsform der Range-Warrants existieren noch zwei weitere Varianten. Bei einigen Scheinen genügt es, wenn der Basiswert oberhalb oder unterhalb einer festgelegten Kursschwelle notiert. Bei einer Variante für Anleger mit höherer Risikoneigung werden Anlegern die festgelegten Beträge für jeden Börsentag abgezogen, an dem der Schein sich nicht innerhalb des definierten Korridors bewegt. Diese Optionsscheine werden auch zweiseitige Range-Warrants genannt.


Nicht immer transparent

Eine Schwierigkeit bei vielen exotischen Warrants besteht für Privatanleger häufig darin, den inneren Wert des Scheins zu ermitteln. Denn nur selten veröffentlichen Emittenten entsprechende Daten zur Konstruktion der Scheine. Meist sind exotische Optionsscheine so konstruiert, dass verschiedene Optionsscheine gleichzeitig gekauft und/oder verkauft werden. Exoten bieten daher Anlegern einerseits zwar die Möglichkeit, verschiedene Optionsscheine miteinander zu kombinieren, wobei sie nur auf ein exotisches Produkt setzen müssen. Dies scheint zwar komfortabel, andererseits stehen jedoch komplexe Konstruktionen der Transparenz im Wege. Und auch der Vergleich von Produkten untereinander ist nur schwer möglich. Hinzu kommt, dass die Fantasie der Emittenten nahezu grenzenlos ist. Ständig werden neue Konstrukte auf den Markt gebracht, und auch bei den Produktnamen herrscht große Kreativität. So können identisch konstruierte Produkte von Emittent zu Emittent unterschiedliche Namen tragen. Diese Uneinheitlichkeit verkompliziert die Angelegenheit für Investoren zusätzlich.


Fazit

Anleger, die exotische Optionsscheine kaufen wollen, sollten sich vorab genau über die Konstruktion, die Funktionsweise und die Bedingungen sowie die Berechnung des Auszahlungsbetrags informieren. Der Kauf eines Exoten, ohne dass der Investor die Funktionsweise des Produkts verstanden hat, kann sonst zu unkalkulierbaren Risiken führen.  

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