Erfolgreiche Fonds kommen teuer

Weimer Media Group GmbH
Veröffentlicht von Weimer Media Group GmbH am 21.12.2010
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

fonds kompakt

Investmentfonds geraten von vielen Seiten unter Druck: Bankkunden feilschen um den Ausgabeaufschlag oder kaufen gleich an der Börse. ETFs gewinnen stetig Marktanteile, weil die Performance herkömmlicher Fonds oft unter happigen Verwaltungskosten leidet. Wird auch noch eine erfolgsabhängige Vergütung fällig, tun sich selbst erstklassige Geldverwalter schwer, ihre Benchmark dauerhaft zu schlagen. Anleger sollten deshalb die Folgen einer Performance Fee nicht unterschätzen.


Zum Jahreswechsel fließt viel Geld an den Kapitalmarkt. Ein erheblicher Teil wandert in Fonds: Rürup-Aktienfonds für die Altersvorsorge, Rentenfonds zur Wiederanlage fälliger Zinsen. Am liebsten kaufen Anleger die Fonds, die im vergangenen Jahr die beste Wertentwicklung aufwiesen. Und die Performance auf vielen Märkten konnte sich 2010 durchaus sehen lassen. Ob Edelmetalle, Emerging Markets oder deutsche Blue Chips: Prozentual zweistellige Kursgewinne waren eher die Regel als die Ausnahme. Darüber freuen sich auch die Kapitalanlagegesellschaften (KAG), bieten sie doch seit Jahren immer mehr Fonds mit einer erfolgsabhängigen Vergütung an. Je stärker der Fondsanteil im Wert steigt, desto mehr nehmen die KAGs ein. Vielen Privatanlegern fällt das nicht auf, weil die Gebühren in der Regel direkt mit dem Fondsvermögen verrechnet werden. Verwaltungskosten drücken die Performance Außerdem hoben viele Gesellschaften die Verwaltungskosten an: Binnen eines Jahrzehnts stiegen hierzulande die durchschnittlichen Managementgebühren bei Aktienfonds von weniger als 1% auf rund 1,6% pro Jahr. Hinzu kommen nun bei einer Vielzahl von Aktienfonds erfolgsabhängige Vergütungen. In einem guten Börsenjahr kann die Gesamtkostenquote daher deutlich über 2% klettern. Ein Beispiel: Für den Nebenwertefonds Acatis Aktien Deutschland ELM (WKN: 163701) wird pro Jahr eine Basisvergütung von 2,15% des verwalteten Vermögens fällig, die Management Fee, Advisor Fee und Sub-Advisor Fee beinhaltet. Zusammen mit der Performance Fee kletterte die Gesamtkostenquote (TER) per 30. September 2009 über 3%. Außerdem fiel im Oktober 2009 die High Watermark- Regelung weg: Bis dahin wurde eine erfolgsabhängige Vergütung also erst dann fällig, wenn der Anteilswert das bisherige Allzeithoch überstieg. Nun reicht es aus, wenn die Performance in einem Jahr über der Hurdle Rate von 6% liegt. Der Acatis Aktien Deutschland ELM weist seit langem eine beeindruckende Wertentwicklung auf. Im 5-Jahres-Durchschnitt legte der Fonds mehr als 7% per annum zu. Damit schlug Manager Frank Lübberstedt aber seinen Vergleichsindex MSCI Germany Small Cap nicht. Eingeführ t haben die Fondsgesellschaften Performance Fees vor etwa acht Jahren. Dabei spielte das geänderte Vertriebssystem eine wichtige Rolle. Banken verkaufen Fonds immer seltener über eigene Filialen und immer öfter via Vertriebspartner. Letztere wollen allerdings höhere Provisionen sehen, die zu Lasten der Basisvergütung gehen. Verwaltung und Research müssen also verstärkt über zusätzliche Einnahmen wie die Performance Fee finanziert werden. Dagegen sinkt die Bedeutung des Ausgabeaufschlags, der zu einem großen Teil an die Anlageberater in den Filialen geht. Denn fast jeder größere Fonds ist inzwischen an der Börse notiert; der Spread zwischen An- und Verkaufskurs beträgt im Aktienbereich etwa 1% bis 2% – weit weniger als der übliche Ausgabeaufschlag von bis zu 5,5%. Eine erfolgsabhängige Vergütung muss aber nicht unbedingt nachteilig sein für den Anleger, liefert sie doch einen wichtigen Anreiz für den Manager, den Anteilswert zu steigern. Es kommt auf die Details an. Wichtig ist vor allem die Definition von Erfolg, die bei jedem Fondsanbieter anders ausfällt. Für die einen geht es vorrangig darum, einen Vergleichsindex zu schlagen. Für die anderen ist es besonders wichtig, eine bestimmte Renditeschwelle – die Hurdle Rate – zu übertreffen. Auch die Höhe der Performance Fee differiert zwischen 10% und 25%. Anleger sollten zudem unbedingt auf eine High Watermark- Regelung achten: Erst wenn der Fonds frühere Verluste ausgeglichen hat, wird die erfolgsabhängige Vergütung in Rechnung gestellt. Outperformance rechtfertigt hohe Spesen Eine relativ faire Performance Fee gibt es beim Mischfonds Carmignac Patrimoine. Ein Zehntel der Outperformance gegenüber der Benchmark (je zur Hälfte ein globaler Aktien- und Anleihenindex) scheint angemessen für einen Fonds, der langfristig nicht nur eine hervorragende Wertentwicklung, sondern auch geringe Kursschwankungen aufweist. Allerdings hat auch der Carmignac Patrimoine ein Manko: Die Umsatzprovision ist angesichts des verwalteten Vermögens von nahezu 23 Mrd. Euro zu hoch. Per Saldo ist die TER von zuletzt 2,35% akzeptabel, betrug doch die Performance in den vergangenen drei Jahren 8,6% per annum. Vergleichsweise teuer wirkt der Ethna Aktiv E: Bei einem Wertzuwachs von gut 6% per annum auf 3-Jahres-Basis mussten die Anleger 2009 eine TER von knapp 3,5% berappen. Ursache der Differenz zum Carmignac Patrimoine: Beim Ethna Aktiv fällt die erfolgsabhängige Vergütung mit 20% doppelt so hoch aus. Zudem wird sie auf die gesamte Performance oberhalb der Hurdle Rate von 5% erhoben. Dabei ist der Ethna Aktiv E ein exzellenter Mischfonds: Seit seiner Auflage im Februar 2002 gehörte der Fonds fast jedes Jahr zu den Besten seiner Kategorie. Auf 5-Jahres-Sicht schlug er seine Benchmark um 3,7% per annum. Schwer nachzuvollziehen ist hingegen die Kostenstruktur des Concentra. Aufgelegt im Jahr 1956, gehört der Aktienfonds zum Urgestein der deutschen Investmentbranche. Bereits die fixen Kosten betragen 1,75% im Jahr. Weitere 1,04% an Kosten fielen 2009 an, weil der Fonds den DAX in diesem Jahr um 10,4% geschlagen hat. Allerdings beruht diese Outperformance zu einem Gutteil auf einer erfolgreichen Einzelwette in VW-Aktien. Von 2006 bis 2008 blieb der Fonds jedes Jahr hinter dem DAX zurück. Und zum Allzeithoch aus dem Jahr 2007 hat der Kurs des Concentra auch noch ein paar Prozentpunkte zurückzulegen. Fazit: Für einen immer größeren Teil der Fonds in Deutschland wird eine erfolgsabhängige Vergütung fällig, die erheblich an der Rendite zehren kann. Eine Performance Fee per se ist nicht nachteilig. Ist sie allerdings hoch und ohne High Watermark fällig, sind Anleger mit Konkurrenzprodukten möglicherweise besser bedient.
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