Die Schweiz gibt sich neutral

Veröffentlicht am 14.06.2010

Einst galt die Schweiz als sicherer Hafen für Anlagen der eher unauffälligen Art. Doch seit einiger Zeit beobachten die Marktteilnehmer im In- und Ausland mit Verwunderung, dass die US-Steuerfahnder von der IRS mit einer Mischung aus Psychoterror und Verhandlungsgeschick in der Schweiz Bank-Manager, ganze Banken, ja das ganze Land unter Druck setzen, bis ihnen Daten von steuerflüchtigen Amerikanern ausgehändigt werden, die eigentlich tabu sind.


In Deutschland setzt man dagegen auf die Unehrlichkeit ehemaliger Bankangestellter, die den deutschen Steuerbehörden relevante Daten frech zu Millionenbeträgen anbieten. Kurzum, die Schweiz ist ihren guten Ruf als Anlageparadies für kreative Steuersparmodelle los. Und während sich der SMI lange Zeit als Fels in der Brandung krisenbedingter Wirren in Europa und Übersee präsentierte, haben ihm die Entwicklungen der letzten Zeit merklich zugesetzt. So wird die wirtschaftliche Stärke der Schweiz und ihre Rolle als Finanzhochburg durch die aktuellen Entwicklungen belastet, denn Finanzinstitute sind im SMI mehrfach vertreten. Inverse Kopf-Schulter- Formation im SMI Im April sackte der Schweizer Leitindex erneut kräftig ab. Spekulierten vor April viele noch auf neue Höchstkurse über 7.000 Punkten, so erreichte der Kurs im Mai fast 6.000 Zähler. Die drei letzten Tiefstpunkte im Tageschart stellen nun ein interessantes Muster dar, das als inverse Kopf-Schulter-Formation bekannt ist. Im Chart erkennt man zwei Tiefpunkte auf etwa gleichem Niveau, die von einem Tief in der Mitte unterboten werden. Das ist der Kopf, nur eben nach unten hängend. Die eingezeichnete Linie wird Nackenlinie genannt. In Lehrbüchern ist sie waagerecht, doch in Wirklichkeit klappt das fast nie. In unserem Beispiel ist sie ziemlich schräg. Das ist zugegebenermaßen nicht perfekt. Denn steigt der Kurs über die Nackenlinie so wie im Chart, dann sollte er nach oben schnellen. Tatsächlich ist dies bisher nicht zu beobachten. Nicht auszuschließen, dass der SMI das diese oder nächste Woche noch nachholen wird. Denn mit der restlichen Welt erholt sich auch die Schweiz langsam. Dann könnte der SMI wieder bei 7.000 Punkten um die Eroberung neuer Höchstkurse kämpfen. Doch bisher sieht es eher so aus, als wäre die Bewegung beendet. Widersprüche im Stundenchart Wendet man sich der Charttechnik eingehender zu, so erkennt man im Stundenchart einen sehr regelmäßigen Aufwärtstrend, der am Ende einen kleinen Schwächeanfall erlebt. Der Kurs fällt unter die Trendlinie, bleibt jedoch auf dem Hoch des Vortages sitzen. Auch hier also wieder ein Unentschieden. Der Trendbruch bedeutet eine Umkehr, das Halten der Unterstützung zeigt dagegen die Stärke an, mit der sich der Kurs weiter nach oben bewegen könnte. Auch in diesem Chart zeigen sich zwei widersprüchliche Interpretationsmöglichkeiten. Unsere Betrachtungen des Swiss Market- Index ergeben also trotz eindeutiger Formation weder im Tages- noch im Stunden- Chart einen Hinweis auf Long- oder Short-Engagements. Auch die Betrachtung der fundamentalen Attraktivität der Schweiz als Investitionsstandort ergibt kein eindeutig bullisches oder bärisches Zukunftsszenario. Was bleibt, ist daher die Erkenntnis, dass der beste Trade manchmal derjenige ist, den man nicht macht. Die Chancen für Trades im SMI sehen wir derzeit auf Glücksspielniveau.

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