Deutschschweizerische Sondierungsgespräche
Veröffentlicht von
Aardon Internet GmbH
am
31.08.2010
"Konstruktiver Geist herrscht", liess jüngst der schweizerische Staatssekretär Michael Ambühl über die deutschschweizerischen Sondierungsgespräche in Sachen „zukünftige schweizerische Finanzplatzstrategie“ verlauten. Spätestens Anfang Oktober will man soweit sein, um erste Ergebnisse zu präsentieren, auf Basis derer man dann in intensivere Verhandlungen eintreten will. Rund um die Zürcher Bahnhofstrasse hört man hierzu immer öfter, dass die Abgeltungssteuer auf gutem Weg sei.
Also letztlich irgendein modifiziertes Gysi-Modell? (siehe Geldbrief 18 und 19/ 2009): Auf jeden Fall ist unübersehbar, dass sich die Schweiz erhofft, sich auf Basis einer international anerkannten Abgeltungssteuer in die internationale Finanzarchitektur einzubringen. Die Schweiz beharrt darauf, dass der Anspruch der Bankkunden auf Privatsphäre einen hohen Stellenwert hat und es sich zumindest in der Schweiz hierbei um ein historisch gewachsenes Bürgerrecht handelt. Der schweizerische Staatssekretär Michael Ambühl bestätigte hierzu nochmals, dass für die Schweiz ein automatischer Informationsaustausch nicht in Frage komme. Das Angebot der Schweiz ist und bleibt: Einführung einer automatischen Quellensteuer (mit weniger Lücken) und Informationsaustausch gemäß OECD-Standard. Auf die ersten Verhandlungsergebnisse Anfang Oktober darf man gespannt sein.
Kalifornien ist konkurs: Der kalifornische Pensionsfonds der öffentlichen Angestellten ist in seinem Wert um 40 % gesunken. Die Rede ist von einer dreistelligen Milliardensumme! Auf die Konkursreife des „Vorzeigemodell Kalifornien“ hatten wir bereits im Geldbrief 10/2010 hingewiesen. Und grundsätzlich bleiben wir dabei: Das Hauptproblem für die internationalen Kapitalmärkte wird der US-Dollar sein. Die Schuldenproblematik der EU-Länder ist das geringere Problem. Natürlich gibt es auch (zu Recht) eine Euro-Schwäche. Aber die ist für die EU und insbesondere Deutschland derzeit ein gigantisches Konjunkturprogramm. Nachzufragen bei den Japanern: Die jammern und leiden derzeit als grosse Exportnation unter ihrem in den letzten Monaten viel zu stark gewordenen Yen!
Zinsen international: Wohin mit dem Geld, nachdem man mit Zinsen nichts mehr verdienen kann? Die internationalen Zinsen befinden sich auf historischen Tiefstständen: Die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen liegt in Deutschland unter 2.1 % p. a. (!), in der Schweiz unter 1.15 % p. a., in Japan muss man sich aktuell mit 0.92 % p. a. (wohlgemerkt: für zehn Jahre laufende Staatsanleihen) zufrieden geben, und in den USA erhält man gerade noch 2.6 % p. a. Es ist einfach zu viel Geld im Angebot. Und zu wenig befriedigte Kreditzusagen. Oder anders ausgedrückt: Zumindest vordergründig „sichere“ Staatsschuldner werden geradezu mit Geld überhaÅNuft - hohe Zinsen muss man im Gegenzug also nicht mehr bieten! Und es spricht viel dafür, dass man insbesondere die aktuell schwächelnde USKonjunktur (oder wo und wann sonst die Konjunktur wieder angekurbelt werden muss) auch weiterhin mit Niedrigstzinsen stimulieren will (und kann!). Das sind - jedenfalls aktuell - die Fakten.
Aktien vs. Anleihen: Man kann die Dinge drehen und wenden wie man will, unterm Strich können von solchen Entwicklungen die Aktienmärkte weltweit (Sachwerte!) nur profitieren. Alles ist eben auch eine Sache der Geldströme. Als sinnvolle Alternative zu nahezu renditelosen Zinsanlagen kommen nur Sachwerte wie Aktien, Immobilien und Gold in Betracht. Und wenn mit Zinsen weltweit so gut wie nichts mehr zu verdienen ist, werden sich die Geldströme - nolens volens - eben auch in Richtung Aktien bewegen. Insbesondere dann, wenn - wie aktuell - die Aktienmärkte Dividendenrenditen von 3.9 % p. a. (z. B. Stoxx 50) oder z. B. in der Schweiz (SPI) von 2.8 % p. a. generieren. Zumindest ein Teil der weltweiten Geldströme, das ist unsere klare Prognose, wird sich von nahezu zinslosen Staatsanleihen in Richtung nachhaltige Dividendenrenditen von Unternehmen (Aktien) bewegen.