Der Rohstoffindex-Rückblick 2011

BörseGo AG
Veröffentlicht von BörseGo AG am 29.12.2011
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Gold- & Rohstoff-Report

Das beinahe abgelaufene Jahr war mit Sicherheit besonders. Das, was sonst in einem Jahrzehnt an politischen Ereignissen, Krisen und Katastrophen geschieht, hat sich 2011 auf 365 Tage verdichtet. Auch mit Blick auf die Entwicklung der Performance von Rohstoffen war dieses Jahr anders. Die Treiber unter den Rohstoffen waren Gold und WTI Rohöl.


 

Gold gilt als sicherer Hafen in der Krise und das politische Umfeld war wie dafür geschaffen, dieses Edelmetall zu pushen. Die schwankungsanfällige Rohölsorte WTI stieg im Oktober von 76,66 US-Dollar pro Barrel bis Dezember auf über 100 US-Dollar pro Barrel. Auch im Frühjahr war WTI Rohöl stark angestiegen. Silber und Kupfer dagegen hatten stark nachgegeben. Zudem haben viele Rohstoffe über das Jahr im Backwardation notiert.

Zur Erinnerung. Bei Rohstoffinvestments besteht das Problem, dass die verschiedenen Rohstoffe über Terminkontrakte abgebildet werden müssen. Entweder notieren die Rohstoffe im Contango, das heißt mit einem Aufgeld – der Rohstoff ist also teurer als der Kassakurs von heute – oder sie notieren in Backwardation. Das heißt, der heutige Kassakurs ist teurer als der Terminkurs in einem oder in ein paar Monaten. Das Problem, bei einer Contango-Situation entsteht, ist, dass wenn heute der Schein zum Beispiel 100 Euro Wert ist und man den nächsten zu 110 Euro kaufen muss, man nur 90 Prozent eines Kontraktes und damit auch keinen vollen Kontrakt mehr erwerben kann, darauf folgt ein Partizipationsverlust. Der nächste Kontrakt ist vielleicht auch noch einmal um zehn Prozent teurer und die Folge wäre, dass man nur 80 Prozent des Scheines kaufen könnte und man dementsprechend auch nur noch zu 80 Prozent mit an der Wertentwicklung partizipiert. Anders ausgedrückt: Ist der jeweils aktuelle Marktpreis niedriger als der Preis für die Lieferung und steigt die Forwardkurve, spricht man von Contango. Hier drohen Verluste. Sinkt die Forwardkurve, spricht man von Backwardation. Da der auslaufende Kontrakt teurer ist als der folgende, können hier Gewinne entstehen.

Für die Performance der Rohstoffindizes bedeutete das alles, dass vor allem Indizes mit einem hohen Goldanteil und einem hohen Anteil an WTI Rohöl profitiert haben und eine gute Wertenwicklung aufweisen konnten – und zwar oftmals unabhängig davon, ob sie rolloptimiert waren oder nicht. Der Goldman Sachs Commodities Index (GSCI), der seit 1991 existiert, ist unter den Rohstoffindizes derjenige mit dem höchsten Energieanteil (fast 70 Prozent) und war entsprechend erfolgreich. Der Rogers International Raw Material Index (RICI) hat mit rund 38 Prozent ebenfalls einen hohen Energieanteil. Der Coco-Index der Commerzbank, der alle Rohstoffe anteilig gleich gewichtet, konnte durch seinen hohen Goldanteil punkten. Durch die Kursentwicklung von Gold und WTI Rohöl geriet die Konzeption der Indizes in den Hintergrund – Rolloptimierung war weniger ausschlaggebend als in anderen Jahren. „Auffällig ist, dass der S&P GSCI am Besten abgeschnitten hat. Wir sind zweitbester“, sagt Heiko Geiger von Vontobel. Das liege an der hohen Gewichtung des Energiesektors im S&P GSCI. Bekanntermaßen habe Öl extrem dieses Jahr gut performt. Davon habe auch der kurvenneutrale JPMorgan Commodity Curve Index (JPMCCI) profitiert, auf den Vontobel Zertifikate begibt. „Dieser ist im Front-Month investiert. So kommt es zur Outperformance dieses Index“, erläutert Geiger. Ein anderer Index, der in diesem Jahr mit einer neuartigen Rolloptimierung auf den Markt kam, hat ab Herbst gerade wegen des Öls weniger gut abgeschnitten. Der Grund: Der DZ Best Commodity Index, der die Wertentwicklung der Spotpreise der in ihm enthaltenen Rohstoffe trackt, enthält kein WTI Rohöl, sondern die stabilere Marke Brent, die jedoch im Herbst nachgegeben hat. Der Hintergedanke der Konzeption: Brent Rohöl weist weniger Verzerrungen auf als WTI Rohöl und hat einen größeren Benchmark-Charakter. „Der relative Verlust von Brent-Öl gegenüber dem nordamerikanischem WTI-Öl hat uns Performancepunkte gekostet. Wir halten aber an dem Konzept fest, da der Markt für Brent-Öl größer und der Preis daher weniger schwankungsanfällig ist. Das Nordseeöl Brent bildet den Weltmarktpreis für Rohöl ab, während WTI-Öl auch von regionalen Preiseffekten aus Nordamerika beeinflusst wird. WTI ist wegen der regionalen Preiseffekte schwieriger kalkulierbar“, erläutert Stefano Angioni von der DZ Bank.

Eins ist klar: Die Kursentwicklung von Gold und WTI Rohöl waren in diesem Jahr alles andere als repräsentativ. Gold gilt als Krisenrohstoff und steigende Ölpreise stehen eigentlich für eine erstarkende Konjunktur. Krise und parallel dazu eine starke Wirtschaft? Nun, die althergebrachten Korrelationen sind ein wenig aus dem Takt geraten. Für Anleger mit einem langem Atem lohnt es sich mit Sicherheit, auf ein ausgeklügeltes Rohstoffindex-Konzept zu achten. Das Nachgeben des einen oder anderen Indexes könnte eine gute Einstiegsgelegenheit sein.

Gegen Jahresende ist die aktuelle Situation so, dass sehr viele Rohstoffe im Contango notieren. Nach Angaben der Royal Bank of Scotland notierten von den folgenden 38 Rohstoffen 2011 26 im Contango: Palmöl, Kaffee Robusta, Kaffee Arabica, Hafer, Reis, Sojabohnenmehl, Holz, Gummi, Kakao, Schweinehälften (mager), Lebendrind, Sojabohnenöl, Sojabohnen, Weizen, Palladium, Platin, Silber, Gold, Zinn, Nickel, Blei, Zink, Aluminium, Erdgas, RBOB Benzin und WTI Rohöl. Die Liste der Rohstoffe, die in Backwardation notierten, ist entsprechend kürzer. Das sind: Kansas City Weizen, Minneapolis Weizen, Orangensaft, Zucker, Baumwolle, Mais, Kupfer, Gasöl, Heizöl und Brent Rohöl.

Das politische Umfeld bleibt vermutlich auch 2012 herausfordernd. Für Edelmetalle könnte das folgendes bedeuten. „Aufgrund seiner Werterhaltungsfunktion bleibt Gold in einem Inflationsumfeld eine attraktive Anlageklasse. Dies gilt auch für Silber, das aber offenbar im Vergleich eher als Industrie-Rohstoff wahrgenommen wird und insofern schwankungsanfälliger ist.Unabhängig davon verschlechtern sich die Rahmenbedingungen für Edelmetalle nicht. Aufgrund der Unsicherheit an den Märkten und der mangelnden Alternativrendite bei Staatsanleihen behalten Edelmetalle auch zukünftig ihre Funktion als sicherer Hafen“, schreibt Robert Halver, Kapitalmarktanalyst der Baader Bank in seinem Newsletter.

 

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