ConocoPhillips: Im Windschatten von Warren Buffett

BörseGo AG
Veröffentlicht von BörseGo AG am 04.05.2009
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Antizyklischer Börsenbrief

Super-Investor Warren Buffett musste sich in jüngster Zeit immer wieder herbe Kritik anhören. Seitdem mit Berkshire Hathaway (BRK/A) das Flaggschiff des Altmeisters recht deutlich in die Verlustzone gerutscht ist, wächst die Zahl der kritischen Stimmen. Doch Warren Buffett wäre nicht er selbst, wenn ihn das sonderlich interessieren würde: Der 78jährige Altmeister ist dafür bekannt, dass er seinen eigenen Weg geht, völlig „wurscht“, was die anderen denken.


Da Buffett seinem Grundsatz immer treu geblieben ist, nur die Aktien von Firmen zu kaufen, deren Geschäftsmodelle er versteht, waren schon die sagenhaften Gewinne während der Technologie-Euphorie um die Jahrtausendwende spurlos an Berkshire Hathaway vorübergegangen – die anschließenden Kursverluste allerdings auch.

Doch diesmal ist die Sache ernster. Ein Blick auf den Kursverlauf von Berkshire Hathaway verheißt nichts Gutes, der Aktienkurs musste in der Baisse seit Sommer 2007 kräftig Federn lassen. Ein Verlust von mehr als 50 Prozent, wer hätte so etwas jemals für möglich gehalten? Hinzu kommt nun noch, dass die Rating-Agentur Standard & Poor`s offenbar eine Herabstufung der Bonität des Konzerns beabsichtigt. Für Warren Buffett müssen das Horrornachrichten sein.

Doch vielleicht gibt es hierfür eine ganz einfache Erklärung: Warren Buffett ist ein Genie der Kapitalanlage, daran gibt es überhaupt keinen
Zweifel. Aber auch ein Genie ist nicht allwissend. Doch das eigentliche Problem liegt möglicherweise ganz woanders: Der Altmeister ist Jahrgang 1930. Auf dem Höhepunkt der Großen Depression war Warren Buffett im Kindergartenalter und ganz sicher außerstande, die Dinge richtig einzuordnen.

Wir haben in früheren Ausgaben unseres Börsenbriefs schon mehrfach darauf hingewiesen, dass es in der Vergangenheit stets dann am gefährlichsten wurde, wenn die Generation, die den Höhepunkt der jeweils vorangegangenen Krise noch erlebt hatte, allmählich ausgestorben war. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass Warren Buffett aufgrund seines Alters nicht mehr zu den „Überlebenden“ der Weltwirtschaftskrise gezählt werden kann. Dafür ist er schlicht zu jung. Womöglich hat er aus diesem einfachen Grund die Krise schlicht und ergreifend unterschätzt. So wie praktisch jeder, der damit direkt oder indirekt zu tun hat. So wie wir alle.

Für Privatanleger haben die massiven Verluste der Berkshire- Beteiligungen natürlich auch handfeste Vorteile: Zahlreiche der Firmen, an denen Warren Buffett über sein Investment-Vehikel mit teilweise gigantischen Summen beteiligt ist, sind jetzt wieder zu Schnäppchenpreisen zu haben.

Sehr preiswert sind derzeit beispielsweise die Aktien von Conoco- Phillips (COP, ISIN US20825C1045, WKN 575302). Warren Buffett hält derzeit 5,36 Prozent an dem drittgrößten US-amerikanischen Ölund Gaskonzern und ist damit größter Anteilseigner.

Mit 33,800 Mitarbeitern erwirtschaftete der Konzern zuletzt jährliche Umsätze in Höhe von 225 Milliarden US-Dollar. Komfortabel ist die Cash- Ausstattung: ConocoPhillips verfügt über ein Cash-Polster in Höhe von 775 Millionen US-Dollar. Die Verschuldung ist mit 27,5 Milliarden USDollar relativ hoch. Das ist in der Branche allerdings nichts Ungewöhnliches und relativiert sich vor dem Hintergrund des ansehnlichen Cash-Flow-Beitrags in Höhe von zuletzt 22,66 Milliarden US-Dollar.

Bei den Ölaktien sollte man jetzt generell wieder aufpassen: Der Ölpreis scheint eine untere Trendwende zu vollenden. Nachfolgend beispielhaft der Kursverlauf des US-amerikanischen Öl-ETF mit dem Kürzel USO. Wir analysieren den ETF lieber als den Basiswert, weil sich aus dem Verhalten der Umsätze wichtige Zusatzinformationen ableiten lassen.

Auffallend war zuletzt der starke Umsatzanstieg in der Nähe des jüngsten Tiefs (blaue Markierung). Das hohe Volumen geht einher mit einem Kaufsignal beim MACD (rote Markierung). Auch der RSI weist positive Divergenzen auf, die eine Trendwende andeuten (blaue Linie). Insgesamt weist die technische Ausgangslage beim Ölpreis derzeit auf steigende Kurse hin.

Den Öl-Konzernen dürfte das wieder Auftrieb geben. Die Aktienkurse der großen Ölproduzenten waren zuletzt wegen des Einbruchs beim Ölpreis und der allgemeinen Marktschwäche massiv unter die Räder gekommen. Doch mittlerweile sind viele Titel sehr preiswert.

Für ConocoPhillips gilt das ganz besonders. Hier errechnet sich im Vergleich mit der Konkurrenz derzeit ein zusätzlicher Bewertungsabschlag. Nehmen wir etwas das Kurs-Umsatz-Verhältnis. Hier kommt ConocoPhillips bei einem Börsengewicht von 60 Milliarden US-Dollar auf einen Wert von 0,26. BP (BP) weist einen Wert von 0,36 auf, Chevron (CVX) kommt auf 0,55 und ExxonMobile (XOM) auf 0,77.

Ähnliche Ergebnisse zeigt die Analyse des Buchwerts: Während ConocoPhillips nur knapp über Buchwert gehandelt wird, notiert ExxonMobile mit einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 3,0. Auch BP (1,4) und Chevron (1,6) weisen deutlich höhere Werte auf.

Warren Buffett wusste ganz offensichtlich, warum er sich für ConocoPhillips entschieden hatte. Und wer jetzt einsteigt, der kann die Papiere sogar noch zu einem wesentlich günstigeren Kurs erwerben als der Altmeister, der sich im Frühsommer 2006 bei Kursen von 60 USDollar je Anteilsschein einkaufte. Derzeit notieren die Anteilsscheine etwa 30 Prozent niedriger.

Um die Wettbewerbsfähigkeit weiter zu erhöhen, dreht der Konzern derzeit an der Kostenschraube. Vier Prozent der Belegschaft müssen gehen. Wie das Unternehmen weiter mitteilte, hat man für 2009 ein Kapitalprogramm im Umfang von 12,5 Milliarden US-Dollar genehmigt, nach einem Volumen von 15,3 Milliarden US-Dollar in 2008. Dabei sollen rund 82 Prozent der Mittel in das Segment „Exploration and Production“ (E&P) fließen, während 16 Prozent für „Refining and Marketing“ (R&M) vorgesehen sind.

Für das vierte Quartal geht ConocoPhillips von Goodwill-Abschreibungen in Höhe von 25,4 Milliarden US-Dollar nach Steuern aus. Zudem fallen neben einer Sonderbelastung von 7,3 Milliarden US-Dollar (nach Steuern) im Zusammenhang mit dem Anteil an dem russischen Ölkonzern Lukoil (ISIN US6778621044/ WKN 899954) weitere wertmindernde Abschreibungen auf Beteiligungen über insgesamt 1,3 Milliarden US-Dollar nach Steuern an.

Die fundamentalen Daten sind viel versprechend. Auf Basis der Schätzungen für das kommende Jahr errechnet sich ein KGV von 6,8. Die übrigen Daten entnehmen Sie bitte dem Steckbrief.

Abschließend ein Blick auf den Kursverlauf. Der Aktienkurs konnte sich zuletzt bei steigenden Umsätzen von seinem jüngsten Tief bei 35 US Dollar absetzen. Zwischen 40 und 45 US-Dollar warten jetzt einige Widerstände, die nicht so ohne Weiteres zu überwinden sein werden.

Wir würden hier etappenweise einsteigen und die Position im Bereich des März-Tiefs bei 35 US-Dollar per Stopp-Loss absichern. Wegen des hohen Börsengewichts und der ansprechenden Bewertung eignen sich die Aktien von ConocoPhillips auch für konservative Langfrist-Anleger. Achten Sie nach einem Einstieg aber auf den US-Dollar. Dieser hatte zuletzt zwar schon recht ansehnlich korrigiert, sollte der Greenback aber noch weiter deutlich abwerten, muss man bei US-Aktien vorsichtig werden. Wir halten Sie auf dem Laufenden.


Aktie des Monats: In dieser Rubrik stellen wir Ihnen Unternehmen vor, die aus unserer Sicht das Zeug haben zu einem echten Leckerbissen für antizyklisch agierende Anleger. In der Regel wird es dabei um Titel gehen, die günstig bewertet sind, die nach einer Durststrecke eine viel versprechende charttechnische Situation aufweisen und bei denen Insider durch Aktienkäufe ihr Vertrauen in das eigene Unternehmen dokumentieren. Die Kriterien sind also streng, es kann daher sein, dass diese Rubrik auch einmal ausfallen muss.

Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Antizyklischer Börsenbrief

In diesem Artikel erwähnt:

Lettertest Newsletter

Gratis Probeabos, Rabatt Couponaktionen
Newsletter Umschlag