Bernanke öffnet Tür für QE3

BörseGo AG
Veröffentlicht von BörseGo AG am 14.07.2011
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Ratingagenturen spielen eine gewichtige Rolle in der Meinungsbildung über die Zahlungsfähigkeit von Staaten. Obwohl sie bereits eingestanden und sich damit aller Haftung freisagten, dass ihre Ratings lediglich eine „Meinung“ seien, stehen die Agenturen unter Dauerbeschuss. Es wird angesichts der immer noch hohen Ratings der US-Verschuldung und den teilweise massiven Abstufungen der Ratings europäischer Staaten ein „politisches Geschmäckle“ kaum übersehbar.


 

Als die Ratingagentur Moody‘s am 4. Juli in einer Studie schrieb, dass 10% des chinesischen Bruttoinlansprodukts aus bislang nicht publik gemachten uneinbringlichen Schulden besteht, spekulierten einige Marktkommentatoren wie Zerohedge dass es nicht lange dauern wird, bis die chinesische Ratingagentur Dagong eine entsprechende Antwort gen Westen senden wird. Und tatsächlich schreibt Dagong am 13. Juli, dass: „das Kreditrating der USA abgestuft“ werde, „unabhängig davon, ob die Verschuldungsgrenze angehoben wird oder nicht.“

Denn auch in dem Fall, dass die Verschuldungsgrenze angehoben wird, werde die Zahlungsfähigkeit der US-Regierung sinken, wenn sie sich danach weiter verschulde, so Dagong. Sollte eine politische Einigung über die Anhebung der Verschuldungsgrenze nicht eingehalten werden können, so „wird das Rating direkt und substantiell herabgesetzt.“ Dagong bewertet die US-Staatsschulden mit „A+“ und hat einen negativen Ausblick, was eine weitere Abstufung wahrscheinlich macht. Am 9. November hatte Dagong das Rating von „AA“ gesenkt, nachdem die USNotenbank eine zweite Runde geldpolitischer Lockerung bekannt gab.

In der ganzen Debatte um die Zahlungsunfähigkeit oder Zahlungskraft von Staaten wird jedoch immer wieder darüber gesprochen, dass es vermutlich nicht möglich sein wird, die Schulden jemals zurückzuzahlen. Das ist jedoch auch gar nicht die Absicht der Staaten. Die Schulden der USA sollen nicht vollständig zurückbezahlt werden. Vielmehr geht es darum, fällige Anleihen weiter zu rollen und dabei spielt vor allem der Zins, aber auch die Nachfrage nach neuen Anleihen eine Rolle.

Derzeit zahlen die USA auf alle Laufzeiten ihrer über 14 Billionen Dollar schweren Schulden einen durchschnittlichen Zins von 1,5%, also etwas mehr als 200 Milliarden Dollar pro Jahr. Wenn nun der Zins auf 5-6% was normal wäre ansteigt und wenn man annimmt, dass der Schuldenberg nicht noch größer wird, dann nimmt die Schuldenlast

schnell Größen jenseits der 500-Milliarden-Dollar-Grenze an. Bis zum Jahr 2020 plant die US-Regierung angesichts schwacher Konjunktur und hoher Arbeitslosigkeit den Haushalt mit einer Gesamtverschuldung von über 20 Billionen Dollar. Sollten die Zinsen dann bei 5-6% liegen, so würde die Gesamtlast auf über eine Billion Dollar wachsen. Vor elf Jahren, im Jahr 2000, waren höhere Zinsen noch möglich. Damals lag die Gesamtverschuldung der US-Regierung noch bei 5,7 Billionen Dollar und die Wirtschaft wuchs. Das hat sich geändert.

Ben Bernanke sagte am Mittwoch bei der Anhörung vor dem USKongress, die von einem Sprung des Goldpreises auf einen neuen Rekordstand von über 1585 Dollar pro Unze begleitet wurde, dass er neue Stützungsmaßnahmen bei einer weiteren Eintrübung der gesamtwirtschaftlichen Lage erwäge. „Die Wahrscheinlichkeit verbleibt dass die jüngste gesamtwirtschaftliche Schwäche sich als persistenter erweist als erwartet und dass deflationäre Risiken wieder aufkeimen, was den Bedarf zusätzlicher politischer Stützungsmaßnahmen impliziert. Die Federal Reserve bleibt bereit, sollte die gesamtwirtschaftliche Situation es rechtfertigen, dass eine Anpassung der Geldpolitik angemessen ist“, sagt Bernanke.

Er weist darauf hin, dass zusätzliche Stützungsmaßnahmen ein Oxymoron für QE3 also kommen könnten. QE2 sei gleichbedeutend mit einer zusätzlichen Senkung des Leitzins, der bereits auf dem Minimum zwischen Null und 0,25% angelangt ist, um weitere 40-120 Basispunkte. Analysten von Goldman Sachs sehen die Auswirkungen eher am kleineren Ende dieser Spanne. „Wir rechnen damit, dass die Wahrscheinlichkeit für neue Lockerungsmaßnahmen über die kommenden sechs bis neun Monate höher ist, als die Wahrscheinlichkeit für eine Straffung der Geldpolitik“, schreibt Jan Hatzius, Analyst bei Goldman Sachs nach der Anhörung Bernankes.

 
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