Bekommt Griechenland doch noch einen neuen Haarschnitt?
Bernecker Tagesdienst
Bis zuletzt hatte sich Jean-Claude Juncker gegen tiefgreifendere Maßnahmen im Zusammenhang mit der massiven Verschuldung Griechenlands gewehrt. Von einem Zinserlass, einer Stundung oder gar einem Schuldenerlass wollte der Vorsitzende der Euro-Gruppe, in der die Mitglieder der Eurozone ihre Steuer- und Wirtschaftspolitik koordinieren, nichts wissen. Jetzt hat es sich der Position jener, die schon seit längerer Zeit auf eine dynamischere Herangehensweise drängen, angenähert.
Denkbar sind demnach Laufzeitverlängerungen für bestehende Kredite und ein Zinsteilverzicht. Der private Sektor soll anders als bislang vorgesehen nun doch einbezogen werden. Wie die Maßnahmen konkret aussehen sollen und welche Belastungen auf die Kreditgeber zukommen, muss erst noch ausgehandelt werden. Die Gläubiger werden keine Wahl haben, als die Vorschläge zu akzeptieren, steht als Alternative doch eine Staatspleite, die einen Totalverlust für die Kreditgeber nach sich zieht.
Die Finanzminister haben den Griechen weitere Hausaufgaben aufgetragen. Der Staat soll noch ehrgeiziger sparen und im Schnellverfahren Staatseigentum privatisieren. Die Mahnungen, die nach Athen getragen werden, klingen zunehmend hilflos. Man steuert mit vollem Tempo auf einen Haircut, also ein Teilverzicht der Gläubiger auf die Rückzahlung von Krediten zu. Griechenland ist nicht geholfen, wenn weitere Umwege gefahren werden.