Am Ende des Silberrausches

Veröffentlicht am 19.07.2010

Gold hat einen rasanten Aufstieg erlebt, den viele Anleger mit gemischten Gefühlen betrachtet haben dürften, wenn sie nicht in das Edelmetall investiert hatten. Gold gilt als sicherer Hafen, wenn Aktiemärkte unsicher werden. Diese Rolle machte es in den letzten Jahren zu einem begehrten Handelsgut. Doch der tatsächliche Wert von Gold ist begrenzt, denn in der Industrie wird Gold nur selten verwendet. Und sein hoher Preis dürfte dafür sorgen, dass sich Ingenieure die Köpfe zerbrechen, um Ersatz für den Einsatz des teuren Stoffes zu finden.


Bei Silber sieht die Sache anders aus. Es wird seit Langem in vielen Bereichen eingesetzt und ist wesentlich billiger als Gold. Das führt dazu, dass der Silber- und der Goldpreis zwar große Marktschwankungen gemeinsam vollziehen. Der Preisunterschied kann sich jedoch nachhaltig ändern. Eine direkte Abhängigkeit gibt es nicht. War der Silberpreis im letzten Jahrhundert relativ stabil – von einigen spekulationsbedingten Ausbrüchen einmal abgesehen –, so ist er in den letzten zehn Jahren in Bewegung gekommen. Ein Grund für den relativ niedrigen Silberpreis vor der Jahrtausendwende war der Abverkauf von Silberreserven der amerikanischen Regierung. Sie sorgte für einen Überschuss, den der Markt mit niedrigen Preisen quittierte. Doch damit ist es nun vorbei. Entsprechend begann der Preis zu steigen. Während in der Industrie immer neue Anwendungsmöglichkeiten gefunden werden, sinkt die Nachfrage aus der Fotografie, da Digitaltechnik die herkömmlichen chemischen Verfahren ablöst. Dieser Effekt wird jedoch durch den steigenden Wohlstand in den Ländern der Emerging Markets ausgeglichen, wo der Silberverbrauch durch Schmuck und industrielle Verarbeitung ständig steigt. Ein gewisser Teil des Preises entsteht jedoch durch Spekulation. Betrachtet man den Chart des Spot- Preises von Silber, so erkennt man einen Aufwärtstrend. Im Laufe eines Jahres ist der Preis von 10 auf fast 20 US-Dollar gestiegen. Hierbei hat sich bereits zweimal die Grenze von 20 US-Dollar als unerreichbar erwiesen. Zieht man eine Trendlinie, so wird klar, dass der Aufwärtstrend abnimmt. Landete der Preis zunächst noch auf der Linie und prallte von ihr ab, so hat er sie nun unterschritten. Zusätzlich ist zu beobachten, dass lange Dochte die Wende an vielen Spitzen des Silberkurses begleiten. In den letzten Wochen sind immer wieder lange Dochte aufgetreten. Dies kann als weiteres Indiz dafür gewertet werden, dass die Silberbullen müde geworden sind. Wie kann es also in diesem Markt weitergehen? Bei langfristiger Betrachtung ist durchaus ein steigender Preis jenseits der 20 US-Dollar denkbar. Doch kurzfristig könnte der Preis weiter fallen. Dies dürfte durch die derzeit in der Presse gerne veröffentlichten Berichte über schwächeres Wachstum in den Schwellenländern gefördert werden. Denn damit sinkt nicht nur die Silbernachfrage oder zumindest die Geschwindigkeit ihres Anstiegs. Auch die Attraktivität für Spekulanten wird dadurch begrenzt. Suchen diese das Weite und sinkt der Preis, werden andererseits Short-Trades interessant, die den Preis weiter drücken.

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