Alstom: Von Krise keine Spur

Veröffentlicht am 27.01.2009

Die auf vollen Touren laufende Berichtssaison bringt jede Menge Enttäuschungen. Viele Unternehmen verzeichnen angesichts der Wirtschaftskrise massive Umsatzeinbußen. Nicht so der französische Industriekonzern Alstom, der im abgelaufenen Quartal trotz Krise zweistellige Zuwächse verbuchen konnte. Zudem sollte der Konzern von den eingeleiteten Konjunkturmaßnahmen profitieren. Die günstig bewertete Aktie scheint daher auf dem aktuellen Kursniveau ein langfristiger Kauf zu sein!


Gut positionierter Industriekonzern

In unserem Nachbarland Frankreich ist Alstom das, was hierzulande Siemens ist: ein Industriekonzern, der dank seiner guten Aufstellung die aktuelle Wirtschaftskrise relativ problemlos überstehen sollte. In den beiden Hauptsparten Energie und Transport verfügen die Franzosen über eine weltweit führende Marktposition. Die Alstom-Gruppe, die mehr als 76.000 Mitarbeiter in über 70 Ländern weltweit beschäftigt, erzielte im Geschäftsjahr 2007/08 (bis Ende März) einen Umsatz von fast 17 Mrd. Euro.

Neuer Hochgeschwindigkeitszug AGV

Im Geschäftsbereich Power entwickelt und baut Alstom unter anderem Kraftwerke sowie Gas- und Dampfturbinen und bietet zudem auch den Service für Kraftwerksanlagen und -komponenten an. Im Segment Transport produziert der Konzern Schienenfahrzeuge für den Nahverkehr – wie zum Beispiel U-Bahnen und Straßenbahnen sowie Fahrzeuge für den Fernverkehr. So kommt auch der Hochgeschwindigkeitszug TGV aus dem Hause Alstom. Mit dem AGV wurden im Dezember die ersten Testfahrten bei 360 km/h, der ausgelegten Betriebsgeschwindigkeit, durchgeführt. Die ersten Serienzüge des AGV sollen ab 2010 ausgeliefert werden.

Starke Umsatzzahlen

Die Umsatzzahlen für das dritte Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2008/09, die Alstom in der vergangenen Woche veröffentlicht hat, unterstreichen, dass der Konzern trotz Wirtschaftskrise weiter auf Kurs ist. So stiegen die Erlöse dank hoher Auftragsbestände im Zeitraum Oktober bis Dezember um 11% auf 4,56 Mrd. Euro. Der Auftragseingang erreichte im Berichtszeitraum 6,1 Mrd. Euro. Mit einem Auftragsbestand von derzeit 47 Mrd. Euro verfügt das Unternehmen über ein hervorragendes Polster, mit dem die Umsätze für einen Zeitraum von über zweieinhalb Jahren abgedeckt sind. Dementsprechend fiel auch der Ausblick von Firmenlenker Patrick Kron positiv aus. Das Management hält an seinem Margenziel für 2010 fest und peilt weiterhin eine operative Marge im Bereich von 9% an. In den Sparten Transport und Power Service rechnet der Vorstand weiterhin mit einer soliden Nachfrage. Lediglich im Bereich Power Systems könnte es wegen des aktuellen finanziellen Umfelds und des wirtschaftlichen Abschwungs zu Projektverzögerungen kommen.

Fusion mit Areva denkbar


Am Markt wurde bereits seit mehr als einem Jahr immer wieder über eine mögliche Fusion von Alstom mit Areva spekuliert. Diese Spekulationen haben nun neues Futter erhalten. Der deutsche Siemens-Konzern hat zu Beginn dieser Woche den Ausstieg aus Areva NP, einem Gemeinschaftsunternehmen mit dem französischen Atomtechnikkonzern, angekündigt. Für Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy ist damit der Weg frei, um den Traum von einem französischen "Weltchampion" der Kernkraft, der bislang am deutschen Widerstand gescheitert war, doch noch Realität werden zu lassen. Der Plan, Areva mit Alstom und dem Baukonzern Bouygues, der gut 30% der Anteile an Alstom hält, zu verschmelzen, erscheint nun wieder durchführbar.

Aktie ist günstig bewertet

Ob es zu einem Zusammenschluss mit Areva kommen wird, steht derzeit noch in den Sternen. Aber auch ohne Fusion ist der französische Konzern hervorragend positioniert, um die globale Wirtschaftskrise zu meistern. Hinzu kommt, dass die Aktie auf dem aktuellen Kursniveau ausgesprochen günstig bewertet ist. Auf Basis der aktuellen Gewinnschätzungen für das laufende Geschäftsjahr 2008/09 errechnet sich ein KGV von weniger als acht.

Fazit

Die jüngsten Umsatzzahlen haben eindrucksvoll unterstrichen, dass Alstom trotz Wirtschaftskrise weiter auf Kurs ist. Zudem verfügt das Unternehmen über ein sattes Auftragspolster, das die Erlöse für einen Zeitraum von mehr als zweieinhalb Jahren abdecken sollte. Nicht zuletzt gilt Alstom als Profiteur der eingeleiteten Konjunkturmaßnahmen. Dennoch gab die Aktie in den vergangenen Monaten mit dem schwachen Gesamtmarkt deutlich nach und notiert fast 60% unter ihrem Hoch vom Juni vergangenen Jahres. Angesichts der günstigen Bewertung könnten daher langfristige Käufe in Erwägung gezogen werden.

Derivate-Trading

Eine interessante Alternative zu einem Direktinvestment in die Aktie sind derzeit angesichts der nach wie vor hohen Volatilität Discount-Zertifikate. Auf den Basiswert Alstom gibt es davon eine ganze Menge. Interessant ist beispielsweise das von der Commerzbank ( WKN: CM1GFZ ). Gegenüber der Aktie bietet das Papier derzeit einen Abschlag von 19,5%. Notiert der Kurs der Alstom-Aktie zum Laufzeitende am 17.12.2009 am oder über dem Cap von 40 Euro, erzielen Anleger den maximal möglichen Ertrag von etwa 34%.

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