Aktienfonds der Allianz Gruppe Stark bei Wachstumswerten
Die Allianz Gruppe gehört zu den größten Vermögensverwaltern der Welt. Im Bereich Aktien überzeugen Fonds auf Spezialwerte und amerikanische Aktien, während Klassiker wie Industria oderThesaurus nur im Mittelfeld rangieren. An der Wall Street kennt sich die kalifornische Fondstochter RCM am besten aus. Entsprechend gut schnitten einige RCM-Fonds während der Finanzkrise ab. Anleger sollten aber die teilweise ungünstige Kostenstruktur beachten: Vor allem die Performance Fee kann ins Geld gehen.
Ehrungen haben Vermögensverwalter der Allianz schon einige eingeheimst. Aber der Titel Fondsmanager des Jahres ist vermutlich doch etwas Besonderes. Frank Hansen, der den Allianz RCM Nebenwerte Deutschland seit 2001 verwaltet, wurde vom Analysehaus Morningstar als German Equity Fund Manager of the Year 2011 ausgezeichnet. Frank Hansen ist seit rund 15 Jahren für europäische und deutsche Nebenwerte zuständig. Grundsätzlich achtet er auf die fundamentale Bewertung potenzieller Investments, vernachlässigt jedoch keineswegs die Trends am Markt und die Zyklen an den Aktienbörsen. Im Allianz RCM Nebenwerte Deutschland bevorzugt Hansen qualitativ hochwertige Wachstumstitel. Deshalb ist bei ihm EADS – die schwerste Aktie im MDAX – relativ zur Benchmark untergewichtet. Denn der Konzern dient mehr der Politik als den Anteilseignern. Kein Wunder, dass Daimler seine Beteiligung reduzieren möchte, aber bisher keinen Käufer fand. Zumindest keinen, der den Politikern genehm war. Der Vergleich mit der Benchmark kann sich durchaus sehen lassen: In den vergangenen zehn Jahren gewann der Fonds 10,7% per annum – um 2,4 Prozentpunkte mehr als der MDAX. Wermutstropfen ist jedoch die hohe
Kostenbelastung: Neben einer Verwaltungsvergütung von bis 2% jährlich ist noch eine erfolgsabhängige Vergütung von bis 20% der Outperformance zum MDAX fällig.
Happige Kostenbelastung
Die Performance Fee ist auch beim Allianz Wachstum Euroland kritikwürdig. Mit einer jährlichen Wertentwicklung von 5,6% auf 3-JahresSicht (Stand: 19. April 2011) gehört der Fonds zwar mittelfristig zu den besten Vertretern in der Kategorie europäische Blue Chip-Fonds. Aber allein die erfolgsabhängige Vergütung schlug im vergangenen Jahr mit 3,33% zu Buche. Hinzu kamen Verwaltungsund Servicegebühr. Die Gesamtkostenvergütung (TER) kletterte auf happige 5,15%. Fondsmanager Matthias Born setzt auf Unternehmen, deren Wachstumspotenzial durch den aktuellen Börsenkurs nicht vollständig abgebildet wird. Mittelfristig brachte diese Strategie überdurchschnittliche Anlageerfolge. In den Krisenjahren 2008 und 2009 zum Beispiel hängte das Fondsmanagement den Vergleichsindex klar ab, weil es Finanztitel mied. Die Outperformance in den vergangenen drei Jahren erreichte beeindruckende 31,1% oder 10,2% im Jahr. Aktuell präferiert Born Industriekonzerne, Konsumgüterhersteller und IT-Unternehmen. Die Top-Positionen im Portefeuille nahmen Ende Februar Siemens (5,3% des Fondsvermögens), SAP (5,1%) und LVMH (4,1%) ein.
Klassiker mit durchwachsener Erfolgsbilanz
Auf den ersten Blick scheint der Unterschied zum Uralt-Europafonds Industria im Sortiment von Allianz RCM also gar nicht so groß zu sein. Immerhin ist Deutschland im Industria mit 16% nur um elf Prozentpunkte niedriger gewichtet als im Wachstum Euroland. Aber der Performanceunterschied ist gewaltig. Der 1959 aufgelegte, über eine Mrd. Euro schwere Industria verlor in den vergangenen drei Jahren mehr als 16% und binnen zehn Jahren sogar 20,8%. Verantwortlich für das herbe Minus war zuletzt der hohe Anteil an Finanztiteln, die in der Krise besonders schwer büßten und die Verluste 2010 nicht annähernd wieder aufholten. Besser lief es für den 1958 aufgelegten Thesaurus. Der Deutschland-Fonds schaffte auf 3-Jahres-Sicht immerhin 3,1% per annum. Die 10-Jahres-Bilanz von 2,3% per annum kann sich ebenfalls sehen lassen, schnitt der DAX doch auch nicht gerade überzeugend ab. Die Performance Fee des Thesaurus von 1,43% ist sogar relativ günstig. Ein schwacher Trost bei langfristig nur wenigen Prozent Rendite im Jahr.
Beachtliche Managementleistung beim US Equity
Da hat RCM mit dem US Equity und dem Global Intellectual Capital schon mehr zu bieten. Die kalifornische Kapitalanlagegesellschaft wurde 1970 von Claude Rosenberg gegründet und 1996 von der Dresdner Bank gekauft. Durch die Übernahme der Dresdner im Jahr 2001 kam RCM zur Allianz Gruppe und führt seit 2004 die Aktienfondssparte bei Allianz Global Investors (AGI). Im Segment Rentenfonds hat bei AGI der weltgrößte Bondmanager Pimco das Sagen. Doch zurück zu den Aktienfonds: Der US Equity wird seit über zwölf Jahren von Seung Minn gemanagt, der auf amerikanische Blue Chips setzt. Sein Steckenpferd ist die Branchenrotation: frühzeitig zu erkennen, welche Branche in den kommenden Monaten am besten laufen wird. In der Vergangenheit lag er mit seiner Einschätzung zumeist richtig. Auf 3-Jahres-Sicht steigerte er nicht nur den Anteilswert um 6,2% jährlich, er hängte auch die Benchmark S&P 500 klar ab. Eine beachtliche Leistung, zumal Minn die Kosten von rund 1,5% per annum erst einmal verdienen muss. In der aktuellen Börsenphase spielt Minn vorrangig Ölgiganten wie ExxonMobil (4,6% des Fondsvermögens per Ende Februar) und IT-Unternehmen (25%).
Völlige Neuausrichtung
Ganz auf forschende Unternehmen konzentriert sich der Global Intellectual Capital Fund, der am 26. Mai 2010 aus dem Internet Fund hervorgegangen ist. Durch die Neupositionierung haben die längerfristigen Performancedaten nur noch geringe Aussagekraft. Nichtsdestoweniger sind sie beeindruckend: Auf drei Jahre schaffte der Fonds 14,9% per annum, auf fünf Jahre 2,9%. Dennoch blieb der Fonds in beiden Zeiträumen hinter seiner Benchmark zurück. Mit dem neuen Schwerpunkt auf Wissenskapital soll sich das unter Manager Stephen J. Berexa ändern. Interessanterweise ist die größte Position im Fonds keine IToder Biotechfirma, sondern der Ölservicegigant Schlumberger (3,5%) knapp vor dem Elektrotechnikkonzern ABB (3,5%). Erst an dritter Stelle rangiert das Internetunternehmen Salesforce.com (3,4%). Auf die USA entfallen mehr als die Hälfte aller Investments. Deutsche Unternehmen finden sich dagegen nur unter „Sonstiges“. Die TER liegt zwar über 2%, dafür verlangt die Allianz aber ebenso wie beim US Equity keine Performance Fee.
Fazit:
Bei Allianz RCM sind Fonds aller Art und Größe im Angebot. Mit überragenden Leistungen überzeugen einige Fonds mit dem Fokus auf Wachstumstiteln. Für den Nebenwerte Deutschland und den Wachstum Europa verlangt die Allianz eine relativ hohe erfolgsabhängige Vergütung bei einer Outperformance gegenüber der Benchmark. Bei einem Investment sollten Anleger berücksichtigen, dass die größeren Fonds an deutschen Börsen notiert werden. Dadurch lassen sich die Kaufspesen im Vergleich zum Ausgabeaufschlag von meist 5% spürbar reduzieren.
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