Seit wir im Februar die Aktie des Gummersbacher Tapetenherstellers in unser Musterdepot aufgenommen haben, hat sie uns viel Freude bereitet. Bis Ende Oktober lag die Position fast 26 % im Plus (ohne Dividende) und die Bekanntgabe der Zahlen für das dritte Quartal Anfang der Woche sorgte für einen zusätzlichen Schub mit einem Wochengewinn von fast 8 %. Eine nachvollziehbare Reaktion des Marktes auf die zunehmende Wachstumsdynamik im dritten Quartal, die die Erreichung eines neuen Umsatzrekords mehr als wahrscheinlich erscheinen lässt. Insofern haben sowohl die bisherige Kursperformance als auch die ihr zugrunde liegende bisherige operative Entwicklung unsere Erwartungen vollauf erfüllt. Nun stellt sich die Frage, ob das Potenzial damit schon ausgereizt ist oder ob eine Fortsetzung erwartet werden kann. Für uns ein Grund, das Unternehmen im Rahmen eines Updates mal wieder etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.
Breiter Aufschwung
Auf der Habenseite ist sicherlich die Umsatzentwicklung im dritten Quartal zu verbuchen. Nachdem sich der Zuwachs im ersten Halbjahr vor allem aufgrund eines schwächeren zweiten Quartals noch auf 2 % beschränkte, wurden zwischen Juli und September 44,8 Mio. Euro und damit 3,7 % mehr als vor einem Jahr umgesetzt. In Summe der ersten neun Monate liegt der Umsatz nun bei 138,5 Mio. Euro – fast 2,6 % höher als im gleichen Zeitraum des Vorjahrs. Besonders positiv hieran ist die Tatsache, dass dieser Aufschwung sowohl von beiden Geschäftssparten als auch von fast allen geographischen Segmenten (mit Ausnahme Frankreichs) getragen wird. So wurden die Einnahmen im Kerngeschäft, der Tapetenproduktion und -vermarktung, um 2,3 % gesteigert, während das deutlich kleinere Segment Dekorationsstoffe um mehr als 6 % zulegen konnte. Dabei wurde hier im bisherigen Jahresverlauf mit einem EBIT von 0,28 Mio. Euro (nach -0,03 Mio. Euro im Vorjahr) sogar das beste Ergebnis erzielt, seit das Geschäft vor acht Jahren erstmalig separat ausgewiesen wurde. Hinsichtlich der geographischen Zusammensetzung der Einnahmen profitiert A.S. Creation vor allem von dem kräftigen Wirtschafts-aufschwung in Deutschland, wo die Bruttoumsätze (vor Erlösschmälerungen) um 3,6 Mio. Euro bzw. um fast 7,7 % zugelegt haben. Prozentual aber wurde die größte Dynamik außerhalb der angestammten Märkte in der EU und in Osteuropa verzeichnet. Hier lag das Wachstum in den neun Monaten bei 42 %, im dritten Quartal sogar bei mehr als 60 %. Für den Gesamtkonzern von größerer Bedeutung ist allerdings der gelungene Trendwechsel in Osteuropa, wo die Erlöse 2009 um die Hälfte einbrachen und wo auch im ersten Halbjahr ein zehnprozentiger Rückgang hingenommen werden musste. Diesen Rückgang konnte A.S. Creation zwischen Juli und September nun wieder aufholen, so dass nach neun Monaten zumindest ein Wert auf Vorjahresniveau erreicht werden konnte.
Margendruck spürbar
Bei oberflächlicher Betrachtung spiegelt auch die Gewinnentwicklung die erhöhte Dynamik wider, liegen nach 9 Monaten doch sämtliche Gewinnzahlen sogar überproportional im Plus. Während der Rohertrag um 7,4 % höher ausgefallen ist als vor einem Jahr, beträgt der Anstieg beim EBIT mehr als 13 % und beim Nettoergebnis, das zusätzlich von der Entlastung durch das deutlich verbesserte Finanzergebnis profitierte, sogar knapp 17 %, auf 6,7 Mio. Euro. Doch diese Zahlen verdecken, dass die Gewinndynamik im dritten Quartal merklich abgenommen hat. Insbesondere infolge des verschärften Preiswettbewerbs sowie der gestiegenen Einkaufskosten hat nämlich die Rohmarge um fast 2 Prozentpunkte auf 46,1 % abgenommen, das EBIT ist sogar minimal zurückgegangen. Dass der Nettoquartalsüberschuss dennoch um 8 % gesteigert werden konnte, war hauptsächlich der deutlichen Verbesserung des Finanzergebnisses sowie der reduzierten Steuerbelastung geschuldet. Da die Belastungsfaktoren voraussichtlich auch die nähere Zukunft prägen dürften, ist zu erwarten, dass der Margendruck weiter anhalten wird. Ob das Unternehmen es in diesem Umfeld schaffen wird, die Gewinne dennoch überproportional zu steigern, wird davon abhängen, ob es dem Management gelingt, mit weiteren Effizienzsteigerungen, vor allemdurch die Hebung von Skaleneffekten, und durch Verbesserungen des Finanzergebnisses dagegen zu halten. Mittelfristig verspricht die forcierte Expansion nach Asien und nach Russland, wo ab Anfang 2012 sogar eigene Produktion aufgenommen werden soll, nicht nur weiteres Umsatzpotenzial, sondern auch die Erschließung von weniger wettbewerbsintensiven Märkten – zumindest, was das von A.S. Creation adressierte Hochpreissegment angeht.
Fazit
Doch die Aktie erscheint auch auf Basis deutlich zurückhaltender Annahmen attraktiv. So signalisiert unser Schätzmodell, in dem wir für 2010 jeweils das untere Ende der vom Unternehmen ausgegebenen Prognose für Umsatz und Gewinn unterstellen und für die Zukunft die erzielbare Nettomarge etwas reduziert haben, einen fairen Wert von 43,54 Euro je Aktie, was gegenüber dem jetzigen Kurs ein weiteres Potenzial von 30 % bedeuteten würde. Auch das niedrige KGV sowie die zu erwartende Dividendenrendite von 4 % sprechen für die Aktie. Wir bleiben deswegen weiter investiert und hoffen auf die Fortsetzung der bisherigen Performance.