ETFs und ihre Schattenseiten

Börsenwerte IF Verlag GmbH
Veröffentlicht von Börsenwerte IF Verlag GmbH am 16.08.2021
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Indexfonds gelten bei vielen Anlegern inzwischen als das Maß aller Dinge, wenn es um den langfristigen Vermögensaufbau an der Börse geht. Die Beliebtheit dieser Anlageform wächst dabei von Monat zu Monat. Doch die Schattenseiten dieser Entwicklung werden oft verdrängt.


Wachsende Beliebtheit. Die globalen ETF-Mittelzuflüsse beliefen sich im ersten Halbjahr 2021 auf 588,6 Mrd. Euro. Der US-Markt dominierte dabei deutlich mit Neugeldern in Höhe von 471,1 Mrd. Euro, gefolgt von Europa mit 90,3 Mrd. Euro und Asien mit 27,2 Mrd. Euro. Mehr als drei Viertel der Neuzugänge entfielen dabei auf Aktien-ETFs.
 
Im Juni allein flossen ETFs global 8,9 Mrd. Euro zu. Dies entspricht in etwa dem Mai-Niveau. Allerdings gab es Verschiebungen unter den regionalen ETF-Märkten. Während sowohl bei in den USA als auch bei in Europa registrierten ETFs die Zuflüsse gegenüber dem Vormonat stiegen (USA: 78 Mrd. Euro; Europa: 14 Mrd. Euro), flossen bei in Asien registrierten ETFs im Juni 4 Mrd. Euro ab.
 
Bye bye Schwellenländer. Im ersten Halbjahr 2021 stiegen Investments in Europa registrierten Aktien-ETFs um 71,6 Mrd. Euro. Globale Indizes verzeichneten in Europa das Gros der Flows mit 34,3 Mrd. Euro gefolgt von den USA und Nordamerika mit Zuflüssen von zusammen 17,0 Mrd. Euro, so der ETF-Anbieter Amundi in einer aktuellen Auswertung der globalen ETF-Märkte. Wie in den vergangenen Monaten verabschiedeten sich Anleger aus asiatischen und südamerikanischen Schwellenländern (-305 Mio. Euro bzw. -231 Mio. Euro).
 
Bei aller Freude über den Erfolg der ETFs werden die Schattenseiten ausgeblendet. Deutlich wurden die vor wenigen Tagen bei der gescheiterten Übernahme von Deutsche Wohnen durch Vonovia. Eigentlich hätte im deutschen Leitindex DAX auf diese Weise ein neuer Immobilienriese entstehen sollen. Doch es kam anders.
 
Es wurde nämlich die notwendige Annahmeschwelle des Übernahmeangebots von 50 Prozent plus 1 Aktie verfehlt, da neben einigen Hedgefonds – die wohl auf ein höheres Angebot hofften – sich die zahlreichen ETF-Anbieter notwendigerweise neutral verhielten, sprich ihre Aktien nicht anboten.
 
Nicht alles gut. Aus Sicht der ETFs ist dieses Verhalten selbstverständlich, denn sie orientieren sich an der Indexzusammensetzung und nicht an irgendwelchen Übernahmeplänen. Aus Sicht des Gesamtmarktes ist das nun aber ein Problem, denn je mehr ETFs, sprich passive Investoren, im Markt aktiv sind, umso schwieriger sind die Stimmenverhältnisse auf Hauptversammlungen. Besonders im Fall von Übernahmen wird es somit zunehmend schwierig, entsprechende Mehrheiten zu erhalten. Im schlechtesten Fall bremsen sich ETF-Anleger also selbst und ihre Rendite aus.
 
So sinnvoll passive Investments mit ETFs auch für unerfahrene Anleger sein mögen. Je größer ihr Anteil am Gesamtmarkt wird, desto unvorhersehbarer werden Abstimmungen auf Hauptversammlungen. Das gilt vor allem bei kritischen Entscheidungen wie etwa Übernahmen. Aktives Investieren ist in solchen Momenten definitiv die bessere Entscheidung.
 
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