30 Jahre BÖRSENSIGNALE

SWISSINVEST
Veröffentlicht von SWISSINVEST am 04.01.2017
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

BÖRSENSIGNALE

In diesen Tagen feiert unser Börsenbrief seinen 30. Geburtstag. Es waren Leser des Buchs „Der Aktien-Berater“, die sich anfangs eine regelmäßige Information von mir wünschten. Nachdem es wenigstens 30 Leser waren, die den Wunsch nach einem Abonnement geäußert hatten, war ich auch bereit, so einen Brief zunächst hobbymäßig zu schreiben.


Die erste Ausgabe wurde am 30.Dezember 1986 versandt und bestand aus 2 Kommentar-Seiten und 6 Seiten mit Relative Stärke-Tabellen. Ich schrieb damals noch mit einem Commodore64-Computer, und Graphiken waren einfach gehalten und sahen entsprechend amateurhaft aus. Nachträglich wundere ich mich, dass der Brief trotz der schlechten äußeren Form so gut ankam. Aber der Inhalt erwies sich als zutreffend. Hier ein paar Ausschnitte aus den Kommentarseiten der ersten Ausgabe:

„Wir befinden uns langfristig am Ende einer Hausse-Bewegung, die nun genau vier Jahre und vier Monate alt ist. Es ist nur eine Frage der noch ausstehenden langfristigen Verkaufssignale und der kurzfristigen Taktik, wann man endgültig aussteigt, wann man seine letzten Aktien verkauft. Wenn es abwärts geht, dann fallen mehr oder weniger alle Papiere in mehr oder weniger allen Ländern. Die Ausnahme sind Rohstoffe und Rohstoffaktien. Sicher, es stehen noch einige klassische Verkaufssignale aus. Weder wurde bis jetzt der Diskontsatz in den USA noch in der BRD erhöht, noch stehen die Durchschnittszinsen am Rentenmarkt höher als vor einem Jahr. Es kann also durchaus noch hie und da zu Kurssteigerungen bis Ende April kommen. Aber diese Aussichten sind kein Grund für Neukäufe.“
 
 
 
Und bei dieser pessimistischen Strategie, nur noch Gold und Rohstoffaktien zu empfehlen,  blieb ich dann auch bis zum Jahresende 1987, zumal die Zinsen im Jahresverlauf 1987 dann auch kräftig stiegen. Meine Strategie war im Nachhinein aber nur zum Teil richtig. Denn erstens dauerte es bis zum Crash noch bis zum 19.Oktober. Zweitens wurden auch die Rohstoffaktien mit in den Crash hineingezogen.
Als dann im Februar 1988 der SPIEGEL über meine Warnungen vor dem Crash berichtete, stieg die Zahl der Abonnenten rasant. Ende 1992 ließ ich mich von der Landeskirche beurlauben, um mich ganz professionell der journalistischen Tätigkeit widmen zu können. Fortan war ich „ehrenamtlicher Pfarrer“. Ich schrieb auch weitere Bücher und veranstaltete ab 1993 Börsenseminare. Mein Partner war von 1992 bis 2003 zunächst der Unternehmer Rudolf Hall, und ab 2004 ist es der Vermögensverwalter Klaus Haidorfer.

Schon vor dem Jahr 2000 wurde immer deutlicher, dass man sich an der Börse nicht allein auf die Zinssignale verlassen kann. Vor allem deshalb nicht, weil nicht mehr die Gefahr der Inflation im Vordergrund stand, sondern die Deflationsgefahr, die auch heute noch das dominierende Thema ist. Tiefe Zinsen sind zwar eine Kostenentlastung für Unternehmen und Verbraucher, aber auch ein Ausdruck für großen Konjunkturpessimismus. Der heftigen Baisse im Jahr 2008 gingen sinkende Zinsen voraus.

Das Gesamtsystem musste also immer wieder behutsam den veränderten Bedingungen angepasst werden, aber so, dass es auch früher, 1970 bis 2000, immer gut funktioniert hätte. Denn nicht nur die Erfahrungen der letzten zehn Jahre, sondern auch die der letzten 100 Jahre müssen ja mit einbezogen werden. Dass das nicht immer ganz einfach ist, haben unsere jahrzehntelang treuen Leser ebenfalls miterlebt. Unfehlbar sind wir in der Redaktion jedenfalls nicht, denken aber, dass unsere große Erfahrung schon genutzt werden kann. Dies hoffe und wünsche ich mir für uns alle auch zukünftig.

Ihr
Uwe Lang (Chefredakteur)
Auszug aus den BÖRSENSIGNALEN Nr.: 01/2017

 
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